Nach alter Sitte
rein privaten Nachforschungen wohl von offizieller Stelle untersagt worden ist, weiterzubaggern, bis das Gelände untersucht worden ist. Er war mir recht gram deswegen, will ich meinen.«
»Private Nachforschungen? Untersuchungen?«
Lorenz grinste. »Sie wissen doch: Römer. Artefakte.«
Ella Kock winkte ab. »Und das da ist dann wohl auch ein Artefakt?« Sie wies auf den Boden neben der Leiche, wo ein schwerer Hammer lag. Sogar aus einiger Entfernung konnte Lorenz sehen, dass an dem Stahlkopf Dinge klebten, die das Werkzeug als Mordwaffe identifizierten. Er bemühte sich, daraufhin nicht mehr zu der Stelle zu blicken, wo die Reste von Wilhelm Naas’ Gesicht mit der Erde vermengt plattgeschlagen lagen. Es wurde ihm schon ein wenig mulmig im Magen. Er brummte leise: »Der alte Ermittler war in diesem Moment recht dankbar, ein eher leichtes Frühstück eingenommen zu haben.«
»Was?«, fragte Ella Kock. Lorenz sprach etwas lauter weiter: »Liebe Frau Kriminalhauptkommissar. Ich glaube nicht, dass es der üblichen Prozedur entspricht, einen Zeugen direkt am Tatort zu befragen, noch dazu an so einem fürchterlichen. Sie werden mir jetzt doch sicherlich verraten, was Sie dazu bewogen hat.«
»Das da!«, dröhnte Kock zurück und winkte einem Mitarbeiter, der ein mit einer Nummer versehenes Plastiktütchen vorzeigte. Lorenz reckte seinen Hals, um den Inhalt erkennen zu können.
Ella Kock sagte: »Bemühen Sie sich nicht. Da ist ein Zettel drin, auf dem steht – Moment, Max, lies vor!«
Der Mann, der leicht zusammenzuckte, als er seinen Namen hörte, nahm seinen Notizblock zur Hand und las vor: »Zu viel hat er sich vorgenommen. Der Schmied ist ihm zuvorgekommen. Warum der Alte sterben musst? Hat Opa Bertold es gewusst?«
»Was ist das?«, fragte Ella Kock.
»Ein Reim?«, versetzte Lorenz.
»Sehr witzig, Opa. Und warum kommen Sie da drin vor?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, beim besten Willen nicht«, antwortete Lorenz, der am Gesichtsausdruck der Polizistin erkannte, dass sie ihm seinen besten Willen nicht abkaufte. »Nun ja«, fuhr er fort. »Zumindest wissen Sie doch nun, dass der Mörder ein Schmied ist. Das passt auch zur Mordwaffe. Nun müssen Sie doch nur noch alle Schmiede in der Umgegend vernehmen, nicht wahr?«
»Opa, ich bitte dich!«
Lorenz drehte sich um und sah seine Enkeltochter Rita und den riesenhaften Paul Gedeck nahen. »Ach mein Engel«, sagte Lorenz und umarmte Rita. »Wolltest du nicht ab in den Urlaub, so mit Flieger und Bikini und Paul?«
»Ja, eigentlich müssten wir jetzt über den Wolken schweben«, bestätigte Rita. »Aber bei diesem Theater hier konnte ich das ja wohl kaum machen, oder?« Dann wandte sie sich an Kock. »Hallo Ella. Du hast dir den berüchtigtsten Assistenten ausgesucht, den du hierherum bekommen kannst. Keine gute Wahl.«
»Ausgesucht ist gut«, dröhnte Kock. »Was macht denn unsere Prinzessin Tausendschön hier?«
Paul schaltete sich ein. »Rita hat die Information bekommen, dass ihr Großvater hier ist, und zwar in einer Mordsache.«
»Wer aus meiner Mannschaft hat denn da gequatscht?«, rief Kock. »Das kann doch nur der debile Hurtz gewesen sein!«
»Meinen Sie mich?«, fragte Willi Hurtz, der direkt dabeistand.
»Nein, Ihren Zwillingsbruder!«, versetzte Ella Kock. »Und wer sind denn diese Hobbits da?« Bärbel, Gustav und Benny näherten sich.
Lorenz erklärte: »Das sind meine treuen Freunde, die mir offensichtlich in der besten Absicht gefolgt sind, um Übergriffe des Polizeikörpers auf den meinen zu verhindern.«
»Jetzt reicht es mir, verdammt!«, brüllte Ella Kock und bewies damit, dass sie noch lauter werden konnte. »Was hab ich mir nur dabei gedacht, diesen verrückten Alten hier an den frischen Tatort schaffen zu lassen?«
»Das war, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, sehr umsichtig von Ihnen«, kommentierte Lorenz. »Immerhin habe ich das Mordopfer gestern noch gesprochen, ich war vor Kurzem auch hier, Sie fanden am Tatort meine Sachen, die ich vermutlich jetzt erst einmal nicht werde mitnehmen dürfen, und ich werde in einer mutmaßlich vom Mörder am Tatort hinterlassenen Nachricht erwähnt. Was sagt Ihnen das?«
Ella Kock antwortete überraschend leise: »Dass ich einen Fehler gemacht habe?«
Lorenz grinste. »Das mag Ihnen zwar auch bewusst werden, ist aber nicht die richtige Antwort. Aber wenn der Mörder eine Nachricht schreibt, in der er fragt, ob ich etwas über die Tat weiß, kann ich folglich nicht der Mörder
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