Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach alter Sitte

Nach alter Sitte

Titel: Nach alter Sitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Breuer
Vom Netzwerk:
sein, nicht wahr? Abgesehen davon, dass ich zwar sehr froh wäre, einen solchen schweren Hammer noch schwingen zu können, tatsächlich aber würde ich mir eine leichtere Tatwaffe ausgesucht haben.«
    »Das wird alles noch zu klären sein«, meinte Kock. »Jedenfalls war es mir wichtig, Sie sofort zu dem Thema sprechen zu können. Das nächste Mal unterhalten wir uns im Präsidium, und dann wird das ein Verhör, darauf können Sie einen lassen!«
    »Sie wollten sicher sagen, darauf können Sie sich verlassen«, versetzte Lorenz und trat zurück. An seine Freunde gewandt fügte er hinzu: »Liebe Bärbel, sieh bitte nicht in das Zelt hinein. Der Anblick, den die Frau Kommissarin mir zuzumuten die Stirn hatte, ist gar zu grässlich.«
    »Wirklich?«, sagte Bärbel und versuchte reflexartig, entgegen der Warnung einen Blick in das Innere des Zeltes zu erhaschen. Sie sah zwar die Beine, glücklicherweise jedoch nicht das obere Ende der Leiche. Auf einen herrischen Wink der Kock führte Willi Hurtz die ganze Gruppe zurück zur Straße. »Tut mir leid, Frau Bertold«, sagte der Polizist. »Die Kock ist ganz schön hart drauf. Ich hätte Ihnen allen das ja gerne erspart. Aber ich bin hier ja nur der Dorfpolizist.«
    »Schon gut, Herr Hurtz«, meinte Rita. »Ich kenne Ella Kock. Und ich werde mich mit ihr noch eingehend unterhalten. Jetzt möchte ich erst einmal von dir wissen, Opa: Was zur Hölle hast du denn nun schon wieder mit einem Mord zu tun?«
    Lorenz hob eine Hand in die Höhe, mit der anderen stützte er sich auf seinem Gehstock ab. »Mein Engel, ich schwöre dir, ich bin völlig überrascht von dem Geschehen. Der Tote ist ein Bauer, auf dessen Grundstück Gustav und ich nach Artefakten aus der Römerzeit gesucht haben. Dieser Mord und der Hinweis des Mörders auf mich sind mir sehr rätselhaft.«
    »Was für ein Hinweis?«, fragte Rita.
    »Lass dir den Zettel von der Amazone da hinten zeigen«, antwortete Lorenz. »Es ist ein kurzer Text in Reimform, in dem ich erwähnt werde. Sehr merkwürdig.«
    »Und beängstigend«, ergänzte Rita. »Versprich mir, dass ihr jetzt alle zurück nach Nideggen fahrt. Paul und ich werden versuchen, hier vor Ort mehr herauszubekommen.« Sie wandte sich an den jungen Pfleger: »Benny, du bringst Opa, Bärbel und Gustav ohne Umwege nach Hause, hörst du?«
    »Aye, Käpt'n Mam«, grinste Benny. »Wird gemacht!«

12. Kapitel
    Sehr gut getroffen, keine Frage.«
    Professor Justus Neuendorf schüttelte Lorenz die Hand und wies dann auf das Bild, das hinter ihm auf dem Tisch lag. »Ich kenne Sie ja bis dato nur von dem Gemälde, aber ich muss schon sagen, das hat etwas beinahe Fotorealistisches.«
    »Aber diese devote Haltung werden Sie bei mir nicht sehen«, grummelte Lorenz und wandte sich dem Bild zu. »Was haben Sie herausgefunden?«
    Justus Neuendorf folgte Lorenz, nicht ohne einen tadelnden Blick von Bärbel einzufangen, die von seiner Art, mit Lorenz zu sprechen, ganz offensichtlich nichts hielt. Der Professor ignorierte dies und referierte: »Zunächst einmal das Holz. Nein, zunächst einmal die Fingerabdrücke. Wir haben auf der Oberfläche diverse Fingerabdrücke sichtbar gemacht und fotografiert. Ich bin kein Daktyloskop, aber für weitere kriminaltechnische Untersuchungen haben wir alles gesichert. Nun zum Holz. Das Original von Stephan Lochner wurde auf Nussbaum gemalt. Und dies trifft auch auf dieses Bild zu. Allerdings hat die spektroskopische Datierung des Holzes ein Alter von etwa vierhundert Jahren erbracht, plus/minus zwanzig Jahre. Es stammt also definitiv nicht aus der Zeit des Stephan Lochner, der ja bekanntlich um 1450 in Köln starb. Jedoch wurde altes Holz verwendet, wie man es für eine ernsthafte Fälschung tun würde. Aber dieses Bild stellt keine Fälschung im eigentlichen Sinne dar, deswegen ist dies eigentlich recht verwunderlich, andererseits aber auch wieder nicht.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Lorenz.
    »Nun, wenn ich ein Bild fälschen will, gebe ich mir zumindest ein wenig Mühe, das entsprechende Alter vorzutäuschen. Sehen Sie die Farbschicht: Es ist keine Craquelure vorhanden.«
    »Keine was?«
    »Craquelure – feine Risse in der Farbe, ein ganz natürlicher Alterungsprozess. Bei einem Bild dieses Alters müsste man eine tief greifende und kohärente Craquelure feststellen. Auf hölzernem Untergrund verlaufen die Risse entlang der Fasern. Farben mit weniger Bindemitteln, das betrifft vor allem sehr helle Farben, werden zuerst rissig, dunkle

Weitere Kostenlose Bücher