Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
Vom Netzwerk:
hinter ihn und legte eine Hand auf seinen Rücken. »Na, noch ein Schlummertrunk?«
    »Ja, einen kleinen nehm ich noch. Ich muss ja überprüfen, ob alles in Ordnung ist.«
    »Willst du unter mein Bett schauen?«
    »Vielleicht später.« Er lachte, ließ sich aufs Sofa fallen. Anna knipste eine kleine Stehlampe an und brachte zwei Gläser mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit. »Da, probier mal.«
    »Hm, was ist das?«
    »Waldviertler Whiskey. Für jeden einen Schluck, dann geht’s ins Bett.«
    »Jawohl, Frau Inspektor.«
    Anna setzte sich ans andere Ende des Sofas, schlang die Arme um die Beine und nippte an ihrem Glas. »Ist das schön.«
    »Das finde ich auch. Was genau meinst du?«
    »Dass ich wieder hier bin. Dass ich in meiner warmen Wohnung auf meinem Sofa sitze.«
    »Und dass ich hier bin?«
    »Das natürlich auch. Aber weißt du, vergangene Nacht, da hab ich wirklich geglaubt, das war’s jetzt.«
    »Eigentlich hättest du dich nicht hinlegen dürfen. Man sollte bei so einer Kälte nicht einschlafen.«
    »Das weiß ich auch. Aber in dem Moment war mir alles egal. Eigentlich hab ich mein Leben dieser Ratte zu verdanken. Wenn die mich nicht geweckt hätte, wäre ich vielleicht wirklich im Schlaf erfroren.« Durch Annas Körper lief ein Zittern, und sie schloss die Augen. »Du kannst dir nicht vorstellen, was für schreckliche Angst ich hatte, als es plötzlich so dunkel war.«
    Thomas Bernhardt sagte nichts, er streckte lediglich einen Arm in Annas Richtung, und ohne groß zu überlegen, rutschte sie zu ihm und lehnte ihren Kopf an seine Brust. Er hielt sie lange fest, ihr Zittern ließ allmählich nach, und schließlich atmete sie ruhiger.
    »Ich mach dir ein Angebot.« Seine Stimme klang belegt, Anna schwieg. »Du gehst jetzt schön unter die Dusche, machst dir eine Wärmeflasche und gehst in dein Bett. Ich mach’s mir hier auf dem Sofa bequem und bewache deinen Schlaf.«
    »Du wirst dich wahrscheinlich wundern, aber ich widerspreche nicht.«
    »Mein Gott! Ein historischer Moment! Sie widerspricht nicht.« Sie lachten beide, und Anna boxte ihn gegen den Oberarm. »Aber du bleibst schön hier auf dem Sofa.«
    »Versprochen.«
    Während er das Wasser der Dusche rauschen hörte, trank er in Ruhe seinen Whiskey und inspizierte Annas Bücherregal. Er überflog die Titel, konnte aber keine Ordnung erkennen.
    »Na, erfährst du da was über mich?« Sie trug eine rotkarierte Schlafanzughose und ein zu großes T-Shirt mit dem Emblem einer Heavy-Metal-Band auf der Brust.
    »Nein. Außer, dass du ein indifferenter Charakter bist, aber das wusste ich schon vorher. Ab ins Bett!«
    »Geht das mit dem Sofa?«
    »Natürlich geht das. Ganz wunderbar wird das gehen. Die Nacht wird zumindest gemütlicher als die letzte an deinem Schreibtisch.«
    »Ich hab dir eine Zahnbürste und ein Handtuch hingelegt. Gute Nacht.«
    »Ja, danke. Schlaf schön.«
    Das Sofa war doch etwas weich und die Decke zu kurz. Thomas Bernhardt konnte trotz seiner Müdigkeit lange nicht einschlafen. In seinem Kopf wirbelten die Bilder der vergangenen Stunden herum, Hans-Günther Steiner im Café Landtmann, der schmierige Chefredakteur von Hot und Hofrat Hromada, der sorgenvoll den Kopf schüttelte und sagte: »Passen Sie mir nur gut auf die Frau Habel auf.« Und dazwischen das Bild von Anna, wie sie völlig apathisch in diesem Rettungsauto saß.
    Zunächst hörte er das leise Knarren des Parkettbodens, dann spürte er, wie jemand die Decke anhob. Bevor er sich umdrehen konnte, spürte er ihren Körper, der sich von hinten an ihn schmiegte.
    »Ich kann nicht schlafen.« Ihre Stimme war ein kaum wahrnehmbares Flüstern. Er wandte sich ihr zu, legte seinen Zeigefinger sachte auf ihre Lippen. So lagen sie lange Zeit, es war, als hätten sie Angst, einen Bann zu brechen, wenn sich einer von ihnen bewegen würde. Er spürte Annas Herz an seiner Brust klopfen. Warum nur haben Frauen immer kalte Füße?, dachte er und strich sachte mit der Hand über ihren Rücken. Der Kuss, den sie ihm gab, war zart und vorsichtig. Fast fragend, als hätte sie Angst, zurückgestoßen zu werden. Ihre Berührungen waren schüchtern, er dachte an die Nacht in Berlin: Damals war es Sommer gewesen, er erinnerte sich an ihren verschwitzten Körper und die Mischung zwischen Enttäuschung und Erleichterung, als ein Anruf aus Wien ihren Annäherungen ein jähes Ende setzte. Anna dürfte im selben Augenblick daran gedacht haben, denn plötzlich stand sie auf, schnappte sich das

Weitere Kostenlose Bücher