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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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hat Ihnen wahrscheinlich gesagt, dass ich schon länger an einer Story über Sophie Lechner sitze. Sollte in unserer Serie ›Große Namen in der Stadt‹ erscheinen. Nun, da sich die Umstände geändert haben, bringen wir in der nächsten Woche Tag für Tag eine Lechner-Story in der Zeitung…«
    »Hm.«
    »Ich weiß, wenn wir so was machen, ist das schlimm. Wenn aber in der FAZ ein Nachruf erscheint, garniert mit Stellungnahmen ihrer Freunde und Kollegen, dann ist das gut…«
    »Habe ich so nicht –«
    »Aber gedacht.«
    »Ach, Sie können Gedanken lesen?«
    »Nein, natürlich nicht. Mann, Mann, mit Ihnen hat man’s aber wirklich schwer.«
    »Weil Sie sich’s schwermachen.«
    »Und wie würde ich’s mir leichter machen?«
    »Sagen Sie doch einfach, was Sie wollen!«
    »Das versuche ich doch die ganze Zeit!«
    »Dann tun Sie’s!«
    Schweigen am anderen Ende der Leitung. Dann ein Lachen.
    »Verstehe, das war das Vorspiel, das Sie so lieben. Jetzt zur Sache. Ich habe viel mit Sophie gesprochen, das meiste wird ab Montag in der Zeitung stehen. Ich würde Ihnen aber gerne vorher erzählen, was sie mir alles mitgeteilt hat. Vielleicht ist was für die Ermittlungen dabei. Wir sind uns nahegekommen, und ich will, dass der Mörder gefasst wird.«
    »Der Mörder?«
    »Ja, der Mörder. Stiche in den Hals, das ist ein männlicher Täter, oder?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Also, wo treffen wir uns?«
    »Das nenne ich zielorientiert, machen Sie einen Vorschlag.«
    »Oh, ich wage es nicht zu glauben. Einstein?«
    »Welches?«
    »Das richtige natürlich, in der Kurfürstenstraße.«
    Sie verabredeten sich für den späten Nachmittag.
    Thomas Bernhardt hatte sich entschieden, zu Fuß von seiner Wohnung in der Merseburger Straße in sein Büro in der Keithstraße zu gehen. Berlin, tief verschneit, das gab’s nur selten. Und da der Schnee, mal in dicken Flocken, mal in feinem Griesel, seit Tagen ohne Unterlass fiel, blieb die Stadt weiß. Selbst die gelben Urinflecken, die die Hunde überall hinsprenkelten, wurden immer wieder überdeckt. Er liebte es, dass den Geräuschen die Schärfe fehlte, die Stadt klang mild und geheimnisvoll. Die Apostel-Paulus-Kirche, ein hässlicher wilhelminischer Backsteinbau aus der Zeit um 1900, war in ihrer Schneeverkleidung schön geworden.
    Er wich den Vätern und Müttern aus, die dick eingemummte Kinder auf Schlitten hinter sich herzogen. Wenn ihm ein gutes Lied eingefallen wäre, hätte er es gesummt. Was fehlte? Die alten Hauswartsfrauen und -männer, die früher Asche auf die Straße gestreut hatten. Früher. In der Eisenacher, durch die er jetzt lief, hatte es vor Jahrzehnten an einem dunklen Adventssamstag mal eine Schießerei gegeben, zwischen einem jungen Mann und einem Polizisten. Am Ende hatte der Junge tot auf der Straße gelegen, er hatte einer Gruppe angehört, die sich »umherschweifende Haschrebellen« nannte, ihr Motto: »High sein, frei sein, ein bisschen Terror muss dabei sein.« Räuber und Gendarm, dachte Thomas Bernhardt jetzt. Was hatte er damals gedacht? Berliner Blues. Seine gute Laune war plötzlich dahin.
    In der Keithstraße saß Cellarius schon an seinem Schreibtisch. Er deutete auf eine große, bauchige Kanne.
    »Willst du einen Tee?«
    »Wenn’s kein Kräutertee ist.«
    »Ist aber Kräutertee. Bauen wir bei uns im Garten selbst an.«
    »Na dann.«
    Cellarius füllte eine Tasse und reichte sie Thomas Bernhardt. Der schnupperte kurz und süffelte ein paar kleine Schlucke.
    »Nicht schlecht.«
    »60   Prozent marokkanische Minze, 20   Prozent Salbei von der Insel Cres, 10   Prozent Thymian aus Sizilien, 10   Prozent Melisse aus Österreich. Die Pflanzen haben wir von unseren Reisen mitgebracht und dann in unserem Garten angepflanzt. Soll ich dir mal ein Päckchen mitbringen? Gut gegen Erkältung.«
    »Gute Idee. Mach mal. Entschuldige, wenn ich ein bisschen wortkarg bin. Was Neues?«
    »Nein, ich bin alles noch mal durchgegangen. Du weißt ja: Die Ruhe vor dem Sturm. Was ist mit der Habel, die müssten wir doch einbinden, findest du nicht?«
    »Die lässt sich nicht einbinden, zumindest nicht am Wochenende. Liegt lieber mit ihrem dicken Hintern auf ihrer Couch und liest einen Krimi.«
    »Eigentlich nicht ihr Stil, so abzublocken, oder? Vor allem: Die hat dich damals bei der Terroristengeschichte doch auch am Wochenende losgeschickt. Da hast du ihr richtig Material geliefert.«
    »Egal. Jetzt lass uns noch mal in die Wohnung von der Lechner fahren.«
    Nachdem sie

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