Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)
lächelte. Er lächelte zurück. Deine blauen Augen, von wem war der Song? Die Regionalschau-Zuschauer würden in Zukunft auf seine Wortgefechte mit der B.-Z.- Blondine verzichten müssen, das war das erste Ergebnis ihres Gesprächs, stellte er für sich fest.
»Vielen Dank, dass Sie mir das alles anvertraut haben. Wenn’s noch was gibt, bitte melden.«
»Ja, wir kooperieren mit einem österreichischen Blatt, Hot …«
»Schöner Name.«
»Die recherchieren natürlich auch scharf. Also, wenn ich da was höre… Aber Ihre Wiener Kollegin, wie hieß die noch?«
»Anna Habel.«
»Die könnte sich auch mal mit dem Mord befassen.«
»Wir werden sehen. Also, vielen Dank!«
Thomas Bernhardt zögerte, aber bevor er im Tip eine Anzeige aufgab: ›Wir sprachen so nett im Einstein miteinander, hatte dann leider nicht den Mut, Sie für einen abendlichen Kinobesuch einzuladen, würde ich aber gerne nachholen, Chiffre XY ‹, gab er sich doch lieber einen Ruck.
»Wir könnten heute Abend ins Kino gehen!?«
»Ach, wie nett. Ich bin aber schon mit meinem Freund verabredet.«
»Ach so, ja klar.«
Sie lachte, beugte sich zu ihm, eine Haarsträhne streifte ihn.
»Aber morgen muss er arbeiten, und ich mache Langlauf im Tiergarten. Und wenn Sie versprechen, mich nicht mehr B.-Z.- Blondine zu nennen, können wir im Englischen Teehaus einen Glühwein trinken. Kennen Sie das? Nein? Immer nur Café am Neuen See, stimmt’s? Na, da lernen Sie mal was Neues kennen.«
Nachdem sie sich draußen vor dem Café verabschiedet hatten, ging er zurück in den Vorraum und telefonierte. Zunächst mit Cellarius, der Hirschmann nicht aufgespürt hatte. Also, ab sofort Personenfahndung. Parsifal kam definitiv nicht mehr in Frage, dafür würde er mit seiner Frau heute Abend einen schönen Wein vom Bachmüller trinken. Bernhardt wünschte viel Spaß. Dann versuchte er’s auf Anna Habels Festnetz- und Handynummer. Aber sie nahm nicht ab. Ob sie noch auf dem Sofa lag mit ihrem Krimi? Cornelia Karsunke meldete sich gleich, blieb aber verhalten, nein, sie sei noch immer total verrotzt (oh, meine süße Berlinerin, dachte Bernhardt), sie wolle nicht, dass er sie so sehe. Aber vielleicht morgen.
An der Tanke kaufte sich Bernhardt einen Sixpack Jever und lümmelte sich in seiner Wohnung vor den Fernseher, Sportschau. Nach der dritten oder vierten Flasche versuchte er’s noch mal bei Anna Habel. Tote Hose. Na, dann eben nicht.
Anna stieg bei der Station Michelbeuern aus der U6 und ging die Kutschkergasse runter. Am Bauernmarkt kaufte sie ein paar Kartoffeln, und als sie beim Fleischhauer an der Theke stand, konnte sie sich nicht entscheiden. Eigentlich hatte sie keine Lust, für sich alleine zu kochen, andererseits… man kann nicht jeden Abend essen gehen. Sie rief ihren alten Freund und Nachbarn Harald an.
»Hey! Heute koch ich mal für dich! Was hältst du von einem schönen Schnitzel mit Petersilkartoffeln?«
»Auf die Idee, dass ich an einem Samstagabend vielleicht was anderes vorhaben könnte, kommst du wohl nicht? Warum bist du eigentlich da, ich hab geglaubt, du fährst nach Zell am See?«
»Tja, manchmal kommt es anders, als man denkt. Ich bin lieber dageblieben und koch für uns. Was hast du denn vor?«
»Eh nichts. Ich wollte nur sagen, dass du nicht immer davon ausgehen kannst, dass ich springe, wenn du pfeifst.«
»Herr Doktor! Was sind wir denn so empfindlich? Mit dem falschen Fuß aufgestanden? Ich habe nicht gepfiffen, ich habe dir das überaus freundliche Angebot unterbreitet, für dich zu kochen. Aber wenn du nicht willst, kein Problem – ich finde schon jemand für dein Schnitzerl.« Natürlich wusste Anna, dass er recht hatte: Sie meldete sich oft wochenlang nicht, und wenn sie einen einsamen Abend vor sich hatte, ging sie wie selbstverständlich davon aus, dass Harald Zeit hatte. Und er hatte auch immer Zeit. Sie verabredeten sich für 20 Uhr, Anna ging zurück zum Biofleischhauer und kaufte zwei große Schnitzel.
In der Buchhandlung war viel los. Das Wetter brachte die Leute dazu, ihre Wochenenden auf dem Sofa zu verbringen, und dazu brauchten sie Lesestoff. Anna stöberte bei den Krimineuerscheinungen. Nach fünf Minuten kam eine Mitarbeiterin der Buchhandlung, zog drei Taschenbücher aus dem Regal. »Den, den und den da. Alle drei super – ein bisserl grausig, aber coole Geschichte.« Anna nahm zwei davon und stellte sich bei der Kasse an. Sie liebte diesen Laden und hoffte, dass es ihn noch lange geben würde,
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