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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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Ausgabe der Zeit und daneben ein kleiner Notizblock.
    »Frau Habel, schaun Sie mal.« Motzko kniete sich vor den niedrigen Tisch und deutete auf das oberste Blatt.
    Ich kann ohne sie nicht mehr leben. Ich bereue zutiefst, was ich getan habe, aber es ist nicht mehr rückgängig zu machen. Ich folge ihr in den Tod. Gilda Beyer.
    Also doch Selbstmord. Anna versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Ohne wen konnte diese Gilda – was war das eigentlich für ein bescheuerter Name – nicht weiterleben? Und was bereute sie? »Frau Zoltan. Kommen Sie mal her!« Felicitas Zoltan hielt sich die Hand vor den Mund und las die schwungvoll geschriebenen Zeilen. Sie straffte die Schultern und blieb unbeweglich vor dem niedrigen Tischchen stehen.
    »Frau Zoltan. Ist das die Schrift Ihrer Mitarbeiterin?«
    Keine Antwort.
    »Frau Zoltan? Erkennen Sie die Schrift von Frau Beyer auf diesem Blatt Papier?«
    »Ja. Das ist ihre Handschrift.« Die Stimme klang erstaunlich fest.
    »Und können Sie mir erklären, was das bedeutet? Ohne wen kann sie nicht leben? Was bereut sie? Frau Zoltan, Sie müssen mir alles sagen. Alles, was Sie wissen, und zwar jetzt, sofort.«
    Wie in Trance ging Felicitas Zoltan in Richtung eines kleinen Schränkchens, öffnete es, entnahm ihm ein Grappaglas und eine Flasche, goss sich ein, verschloss alles wieder sorgfältig, setzte sich langsam auf einen der hellen Fauteuils, trank einen Schluck und betrachtete Anna nachdenklich. »Sie hatten ein Verhältnis.«
    Helmut Motzko zuckte zusammen und machte den Mund auf, doch Anna gab ihm ein Zeichen und setzte sich ebenfalls in einen Sessel. »Meinen Sie mit ›sie‹ Frau Beyer und Frau Lechner?«
    »Ja, natürlich. Gilda und Sophie.«
    »Und warum haben Sie mir nichts davon gesagt?«
    »Ich habe gehofft, es wäre endgültig vorbei. Ich wollte die Agentur nicht ins Gerede bringen. Und ich fand es so… so… abstoßend.«
    »Warum denn? Sie leben in einem aufgeklärten Jahrhundert, Sie arbeiten in der Kulturbranche. Was ist so schlimm daran, wenn zwei Frauen sich lieben?«
    »Sie war eine Schlange!«, zischte sie und trank mit einem großen Schluck ihr Glas leer.
    »Wer war die Schlange?«
    »Na, Sophie! Sie war so… so… Ach, Sie können sich das nicht vorstellen.«
    »Versuchen Sie es mir zu erklären.«
    »Sophie hatte so eine Art, wissen Sie, wenn die etwas wollte, dann hat sie es bekommen. Und wenn sie jemanden wollte, dann hat sie den auch bekommen. Wer einmal in ihren Bann geriet, konnte sich ihr nicht mehr entziehen.«
    »Und Frau Beyer war in ihrem Bann?«
    »Definitiv. Sie war Sophie hörig, sie hätte alles für sie getan.«
    »Zum Beispiel?«
    »Na, sie hat ihren Mann verlassen, nach zehn Jahren. Plötzlich war das alles nichts mehr wert.«
    Gabi Kratochwil war leise an sie herangetreten und hielt Anna ein Foto unter die Nase. Eine ältere Dame mit grauen Silberlöckchen Arm in Arm mit einer sympathisch lachenden Frau, einer zarten Person mit dunklen kurzen Haaren und blauen Augen, ihr Alter war nur schwer zu schätzen. Sie wirkte sehr normal, fast ein wenig bieder.
    »Frau Zoltan, ist das Gilda Beyer?«
    »Ja. Das war der achtzigste Geburtstag ihrer Mutter, letztes Jahr.«
    »Hat Sophie sie verlassen?«
    »Was heißt hier verlassen! Die hat das nie so ernst genommen. Frauen wie Sophie halten sich immer mehrere Optionen offen. Die legen sich nicht fest. Ich habe das Gilda immer und immer wieder gesagt, bis ich’s schon selber nicht mehr hören konnte. Aber es half nichts, sie hat alles hingeschmissen, hat sich die große Liebe eingebildet.«
    »Und dann?«
    »Na, dann ist das passiert, was immer passiert mit den ganz großen Lieben: Sie zerplatzen wie Seifenblasen. Irgendwann hat wohl auch Gilda kapiert, dass sie Sophie niemals für sich haben würde. Und dann kam die Phase des Kämpfens, gefolgt von der großen Depression.«
    »Und dann ist Sophie nach Berlin gegangen.«
    »Ja, ich habe das sehr unterstützt. Sie musste weg von hier. Und auch wenn es Gilda das Herz gebrochen hat, ich glaube, insgeheim wusste sie, dass es besser war, wenn sie sie nicht mehr sah.«
    »War das der Grund, warum sie in letzter Zeit so oft nicht in der Agentur war?«
    »Ja. Sie hatte eine schwere Lebenskrise. Aber ich habe geglaubt, sie sei auf dem Weg der Besserung. Ich hätte nie gedacht, dass sie… o mein Gott… ich hätte das verhindern können?!« Ihre Stimme brach, und sie sah sich hilfesuchend im Raum um. Gabi Kratochwil stand in der Tür und machte Anna ein

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