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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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Familie?«
    »Nein. Sie war verheiratet. Ist aber seit kurzem geschieden, ihr Ex lebt jetzt in Kanada. Aber was soll das, warum fragen Sie denn das alles?«
    »Frau Zoltan. Besitzt Frau Beyer einen weinroten Mantel? Schwarze hochhackige Lederstiefel?«
    »Ja, ich glaube schon. Frau Habel, entweder Sie sagen jetzt sofort, was los ist, oder aber ich lege auf der Stelle auf.«
    »Wir haben den Leichnam einer unbekannten Frau gefunden, und es gibt Grund zur Annahme, dass es sich dabei um Ihre Kollegin handeln könnte.«
    »Das ist doch absurd. Ich leg jetzt auf und ruf Gilda an. Völlig lächerlich.«
    »Gut, machen Sie das. Und wenn Sie sie nicht erreichen, dann melden Sie sich noch mal bei mir.«
    »Ja, aber das wird nicht nötig sein. Auf Wiederhören.«
    Keine Minute später war die Kulturagentin wieder in der Leitung. Ihre Stimme klang nicht mehr ganz so forsch, als sie einräumte, dass das Handy ihrer Kollegin abgeschaltet sei.
    »Haben Sie einen Schlüssel zu ihrer Wohnung?«
    »Ja, ich müsste wo einen haben. Hat sie mir vor Jahren mal gegeben, da war sie länger im Ausland. Warten Sie, ich schau mal.« Man hörte sie in einer Lade kramen. »Ja, hier ist er.«
    »Gut. Frau Zoltan, wo sind Sie denn? Sind Sie im Büro?«
    »Nein, ich arbeite heute von zu Hause aus.«
    »Gut, geben Sie mir Ihre Adresse, wir holen Sie jetzt ab und fahren dann gemeinsam zur Wohnung von Frau Beyer.«
    »Aber was ist denn passiert?« Felicitas Zoltan hörte sich an, als wäre sie den Tränen nahe.
    »Wir sind gleich da. Regen Sie sich jetzt mal nicht auf.«
    »Sie sind witzig! Erst sagen Sie mir, dass meine Kollegin vielleicht tot ist, und dann soll ich mich nicht aufregen?«
    Als die drei Beamten – die beiden jungen hatten es sich nicht nehmen lassen, mitzukommen – in die Zirkusgasse einbogen, stand Felicitas Zoltan schon vor der Haustür. Sie trug einen eleganten schwarzen Mantel, und ihre Hände steckten in einem schwarzen Fellmuff. Sie wirkte, als würde sie in die Oper gehen oder zu einem kleinen Souper ins Hotel Imperial. Sie setzte sich auf die vorderste Kante des Autositzes, und Anna musste sie mehrmals auffordern, sich anzuschnallen.
    »Die Adresse von Frau Beyer?«
    »Vereinsgasse 8. Ist nicht weit von hier. Bitte sagen Sie mir jetzt, was los ist.«
    »Wissen Sie etwas über Depressionen bei Frau Beyer, über Liebeskummer, finanzielle Sorgen, eine schwere Krankheit? Wie nahe stehen Sie sich?«
    »Wir stehen uns sehr nahe, wir haben die Agentur zusammen aufgebaut, arbeiten seit zehn Jahren auf engstem Raum. Und nein, sie ist weder depressiv, noch hat sie sonst irgendetwas von den Dingen, die Sie aufgezählt haben.«
    Anna saß mit Frau Zoltan auf dem Rücksitz, Motzko lenkte das Auto. Auf dem Beifahrersitz blickte Gabi Kratochwil unbeteiligt aus dem Fenster, lediglich am Zupfen der Finger an der Hosennaht konnte man ihre Nervosität erkennen. Anna sah Frau Zoltan direkt in die Augen und versuchte, möglichst schonende Worte zu wählen. »Wir haben gestern die Leiche einer Frau gefunden. Sie wurde von einem Zug erfasst. Und es könnte sein, dass es sich bei der Toten um Gilda Beyer handelt. Das müssen wir jetzt klären.« Sie erzählte kurz von den Theaterkarten, die sie im Mantelfutter der Toten gefunden hatten, und dass dies ja noch gar nicht viel bedeuten müsse, vielleicht sei das alles ein schrecklicher Zufall und Gilda hätte die Karten nur für jemand anderen besorgt. Als ob ein Schalter umgelegt worden wäre, brach Felicitas Zoltan plötzlich in Tränen aus. Sie warf sich Anna an den Hals und schluchzte wie ein verzweifeltes Kind in ihre Jacke. Unbeholfen strich ihr Anna übers Haar.
    »Sie war im November in der Josefstadt. Was, sagten Sie, stand auf den Karten?«
    »Schnitzler. Traumnovelle. «
    »Davon hat sie mir erzählt. Sie hat das Stück gesehen. Sie fand es langweilig. O mein Gott, das kann doch nicht sein!«
    »Beruhigen Sie sich bitte. Vielleicht klärt sich ja alles auf.«
    Anna hörte selbst, wie unglaubwürdig ihre Worte klangen, und bei Frau Zoltan verstärkten sie die Verzweiflung fast noch. Die Tränen rannen ihr übers Gesicht, das kleine weiße Taschentuch, das sie aus den Tiefen ihres Muffs geholt hatte, war längst klatschnass.
    Die Wohnung war geschmackvoll eingerichtet und tipptopp aufgeräumt. Nicht ein Kleidungsstück lag rum, kein Glas oder Teller auf der Spüle, das Bett gemacht, der kleine Bücherstapel auf dem Nachtkästchen akkurat ausgerichtet. Auf dem Couchtisch lag die aktuelle

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