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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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steigt ein junger Mann in ein Eisloch und sucht einen schnellen, kalten Tod. Wirkt so inszeniert. Und da soll keiner nachgeholfen haben?«
    Katia Sulimma schüttelte den Kopf.
    »Nein, Thomas, der war anfällig. Vor ein paar Jahren musste eine Tournee mit ihm abgesagt werden, weil er einen Selbstmordversuch gemacht hatte. Wegen Liebeskummer, hieß es damals. War wohl sehr sensibel, kann man einer Reihe von Storys über ihn entnehmen.«
    »Und das hast du alles aus deiner Wunderkiste?«
    »Genau. Aber aus der ›Wunderkiste‹ habe ich noch viel schärfere Sachen. Und da habe ich länger gebraucht als für den Hirschmann. Wenn man ›Sophie Lechner‹ einfach googelt, kommt man trotz der unzähligen Einträge erstaunlicherweise gar nicht weit. Die hat sich wirklich bedeckt gehalten. Sehr ungewöhnlich in dem Metier. Aber es gab einen winzigen Ansatzpunkt, von dem ich dann, mühsam, Schritt für Schritt, mit vielen Irrwegen, mit Ausflügen in düstere Sackgassen, schließlich doch in eine ziemlich bizarre Welt gelangt bin, wo sich die Lechner tummelte.«
    »Und was ist das für eine Welt?«
    »Eine Welt, in der nur Befehl und Gehorsam zählen.«
    »Was, sie war in einem Sondereinsatzkommando der Bundeswehr?«
    »Sehr witzig. Sie hat sich zwei Identitäten zugelegt, Herrin Sacher und Sklavin Masoch.«
    »Sehr geistreich.«
    »Wieso?«
    »Nur so. Und was haben nun Frau Sacher und Frau Masoch so getrieben?«
    »Sie haben sich in gut abgeschotteten Foren im Internet herumgetrieben, Herrin Sacher hat eine ziemlich schwurblige ›Philosophie des Schmerzes‹ entwickelt und von der Lust phantasiert, einen anderen Menschen zu unterwerfen, und Sklavin Masoch hat eine mindestens genauso verschrobene ›Philosophie der höchsten Lust‹ verfasst, in der von der Ekstase berichtet wird, wenn man von einem anderen Menschen unterworfen wird. Und sie hat die Freuden mit Fesselungen und weiteren exquisiten Schmerzzufügungen wohl ziemlich regelmäßig genossen.«
    Bernhardt blies die Backen auf. »Puh, könnte der Täter tatsächlich aus dieser Ecke kommen? Was sagen wir dazu?«
    Cellarius meldete sich wieder einmal wie ein gelehriger Schüler. »Ich hatte mal so einen Sadomaso-Fall. Ich habe damals mit einem von unseren Polizeipsychologen gesprochen. Der meinte, in dieser Welt gehe es um Rituale, bizarre Rituale, klar, aber das Ganze sei gleichzeitig streng rational durchorganisiert. Da kommt normalerweise niemand zu Schaden. Die Leute, die so was machen, haben in der Regel eine gut funktionierende Beißhemmung, meinte er. Klingt bisschen komisch in diesem Zusammenhang, ich weiß.«
    Cornelia Karsunke lachte kurz auf. »Sehr komisch, aber ich glaube, diese Sadomaso-Sache bringt uns auf eine falsche Spur. Die superbrutale Messerattacke gegen den Hals spricht eher für einen extremen Verlust der Affektkontrolle, finde ich, zum Beispiel aus Eifersucht.«
    Die Stimme von Krebitz, die aus dem Hintergrund erklang, verblüffte sie wieder einmal. Der war ja auch da! »Ich kann doch auch eifersüchtig werden, wenn ich plötzlich nicht mehr von demjenigen gefesselt werde, der das immer so gut gemacht hat. Wenn der jetzt aber einen anderen fesselt oder was die noch so machen… Da kann ich doch auch die Aff…, die Kontrolle verlieren.«
    Alle nickten dem Nussknacker Krebitz zu. Wohl wahr. Also erging der Auftrag an Katia Sulimma, weiterzugraben und vor allem der Frage nachzugehen, ob Sophie Lechner, abgesehen von ihren Begegnungen in dieser bizarren Welt, Kontakte geknüpft hatte, die dafür sprachen, dass die Attacke gegen sie aus dieser Ecke gekommen war. Und was war mit den Computerspezialisten, hatten die noch etwas aus der gelöschten Festplatte von Sophie Lechners Notebook herausziehen können? Doch die Computerspezialisten ließen wissen, nein, sie seien noch nicht weitergekommen, sehr schwierig, vielleicht unmöglich. Aber das Handy von Groß, das ihnen Fröhlich gebracht hatte, da hätten sie schon alle ein- und ausgehenden Anrufe plus SMS plus Mails aufgelistet. Bei den verschlüsselten oder unterdrückten Nummern und Namen werde es allerdings schwierig.
    Die Runde war beeindruckt. Wie einfach das manchmal lief. Cellarius würde die Liste durchgehen. Und um die Funkzellenabfrage rund um das Windrad würde er sich auch kümmern. Bernhardt rief im Bundeswehrkrankenhaus in der Scharnhorststraße an. Ja, Groß sei gut aufgewärmt, sagte der zuständige Arzt, Körpertemperatur schon fast wieder normal. »Wir schaffen das wahrscheinlich

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