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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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Foto sah man einen verwackelten, leicht überbelichteten Steiner vor einem vierstöckigen Wohnhaus stehen, den Blick nach oben gerichtet. Bernhardt schaute genauer hin: Tatsächlich, das war eins der klassischen Berliner Mietshäuser aus der Zeit um 1910. Die Bildunterschrift: Kreuzberg? Neukölln? Oder wo geht Steiner auf Immobilienjagd?
    Bernhardt blies heftig Luft durch seine Nase.
    »Verdammt, was bedeutet das? Woher kommt das Bild? Der steht da wirklich in Berlin, überhaupt kein Zweifel.«
    »Vielleicht haben die den ganzen Schmäh über den Steiner nur gedruckt, um diesen einen Artikel mit dem Bild unterbringen zu können. Alles andere scheint mir Schnee von gestern, außer Dubai. Ist so mein erster Eindruck.«
    Bernhardt blickte Fräulein Kratochwil überrascht an. Gar nicht schlecht. Wenn man Steiner packen wollte, könnte dieses dubiose Bild ein Hebel sein. Der alten Wiener Lebensregel folgend: Warum sachlich, wenn’s auch persönlich geht?
    Der Trafikant, der seit einigen Minuten mit den Zähnen an seinem Seehundbart geknabbert hatte, öffnete den Mund.
    »Was habts denn mit dem Steiner? Das is’ eh ein leiwander Typ.«
    Bernhardt hätte beinahe gesagt: Ach, Sie können ja reden, besann sich dann aber eines Besseren. »Weil er Geld hat?«
    »Ja, was dagegen? Der kommt von ganz unten. Mutter Gemeindeschwester und der Vater ein kleiner Beamter. Was hat der Böses gemacht? Österreich ist ein freies Land. Bei euch Piefkes ist das doch nicht anders!«
    »Na, ein bisschen schon, selbst in Berlin. Im Übrigen ist meine Kollegin Österreicherin.«
    Gabi Kratochwil präzisierte. »Kärntnerin.«
    »Ah geh, Kärnten.«
    Bernhardt hätte beinahe gelacht. Der Wiener Trafikant erhob sich über die Polizistin, die aus Kärnten stammte, und er verteidigte reflexartig die Piefkes und Berlin.
    »Herr…«
    »Pogatetz.«
    »Herr Pogatetz, haben Sie eine Lupe?«
    »Warum?«
    »Wir sind Polizisten und ermitteln.«
    »Ja, geh, natürlich hab ich eine Lupe, für Kriminaler immer.«
    Er kramte in diversen Schubladen und reichte Bernhardt schließlich ein altertümliches Gerät.
    »Noch vom Großvater. Der war auch Trafikant.«
    »Sozusagen Trafikanten-Adel.«
    »Wenn Sie’s sagen.«
    Bernhardt fuhr mit der Lupe übers Bild. Ganz unten rechts entdeckte er einen Zeitstempel. Bernhardt hasste diese Stempel, sie ramponierten jedes Bild, er hatte einmal Monate gebraucht, bis er die Markierung aus den Einstellungen seiner Kamera löschen konnte. Jetzt jubilierte er innerlich, versuchte die winzigen Hieroglyphen zu entziffern. Der schale Atem von Gabi Kratochwil wehte ihn leicht an, die die Zahlen ebenso zu lesen versuchte und dann das Datum nannte. Bingo. Das war der Todestag von Sophie Lechner.
    Der Trafikant hatte die Stacheln eingefahren. Er wurde von Minute zu Minute freundlicher, fühlte sich offensichtlich als Teil des Ermittlungsteams. Er hatte seinen beiden frühen Besuchern Kaffee aufgebrüht und neben die Tassen eine Dose mit Kondensmilch gestellt. Bernhardt verzog nach dem ersten Schluck das Gesicht, das leicht brennende Gefühl im Magen würde er den ganzen Tag über nicht mehr loswerden. Gabi Kratochwil nippte nur am schwarzen Kaffee und schaute Bernhardt dabei zu, wie er mit seinem Handy die Ermittlungen anzuschieben versuchte. Bei Cellarius, den er als Frühaufsteher eingeschätzt hatte, sprang nur der Anrufbeantworter an. Vielleicht joggte er gerade durch das verschneite Dahlem? Er sprach ihm in knappen Worten auf die Box. Cornelia Karsunke hingegen war gleich dran. »Du? Was ist los?«
    »Die Hölle ist los. Die Habel ist immer noch nicht aufgetaucht. Definitiv kein Signal von ihr. Ich denke, das ist eine Entführung.«
    »Eine Entführung? Haben sich die Entführer denn gemeldet?«
    »Bis jetzt nicht.«
    »Und wenn’s ein Unfall ist?«
    »Aber in den Krankenhäusern ist sie nicht.«
    »Mann, ich hoffe, das geht gut aus. Da muss man sich ja wirklich Sorgen machen.«
    »Ja, wirklich, aber jetzt eine andere Sache.«
    Er erzählte ihr von dem Bild. Und Cornelia Karsunke, die sich bis dahin noch in einem leichten Morgennebel bewegt hatte, wachte auf. Das gefiel Bernhardt immer wieder, dass seine Kollegen aus dem Stand-by-Modus unvermittelt in einen hohen Gang schalten konnten.
    »Irre. Da geht’s dem Steiner aber an… Seid bitte mal still! Nora, gib Greti von dem Müsli ab. Entschuldige, die zwei sind heute Morgen superquengelig, sind beide immer noch erkältet und haben ganz schlecht geschlafen.«
    »Tut mir leid,

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