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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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halt durch. Also, wir schicken euch gleich das Bild ins Büro. Schaut es euch genau an, zerlegt es, vielleicht schafft ihr’s rauszukriegen, vor welchem Haus der Steiner fotografiert worden ist. Ich hab da so einen Verdacht.«
    »Du meinst vor dem Haus der Lechner?«
    »Wer weiß? Also, das als Erstes. Und dann die Funkzellenabfrage. Was ist mit dieser österreichischen Telefonnummer? Wem gehört die? Cellarius soll sich den Groß noch mal richtig vornehmen, bitte die harte Variante. Ich versuche zu klären, wer dieses Foto von dem Steiner in Berlin gemacht hat. Sieht so aus, als wär’s ein Amateur gewesen. Steht jedenfalls kein Name drunter wie bei allen anderen Fotografien. Schau dir im Internet auch dieses Steiner-Dossier in der Hot an, vielleicht fällt dir was auf, was wir übersehen haben.«
    »Wir?«
    »Ach so, ich bin mit der Kollegin Kratochwil in einer Trafik, da haben wir uns die Zeitung geholt.«
    »Traffick? Was ist das denn?«
    »Nix Schlimmes, ein Zeitungskiosk. Pass auf, noch etwas, ruf Sina Kotteder an. Wieso hat die uns nicht informiert? Die arbeiten doch mit der Hot zusammen. Also, gib mir Bescheid. Ich werde bei dieser blöden Hot richtig tief bohren und mir den Steiner vornehmen. Mal sehen, wie der heute den Tag beginnen wird. Das wird ganz schön hart, für ihn und für uns. Aber am dringendsten ist jetzt die Suche nach Anna Habel, hoffentlich finden wir sie bald.«
    »Das hoffe ich auch, ich halte die Daumen. Nora, Greti, hört bitte auf, da rumzumatschen. Ruf mich an, wenn’s was Neues gibt. Und, ach verdammt, komm bald zurück, dann gehen wir ins Rixx und trinken Wein.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich!«
    Thomas Bernhardt spürte, wie ihn eine kleine Glückswelle erfasste. Gabi Kratochwil schaute ihn verträumt an, der Trafikant sandte ihm einen Blick von Mann zu Mann. Hatten die denn irgendetwas mitbekommen?
    Mit Händedruck und Schulterklopfen verabschiedete er sich vom Trafikanten. Als sie zurück ins Präsidium kamen und das Büro betraten, schien es in ein helles Licht getaucht. Lachen, Händeklatschen.
    »Wir haben die Anna!«

30
    Monate später dachte Anna noch mit Schaudern an die furchtbare Nacht und fragte sich immer wieder, wie sie in diese Situation gelangt war. Dabei hatte alles so harmlos angefangen.
    Anna war tiefer in den Raum gegangen und in den riesigen Heizungskeller des Burgtheaters gelangt, der wie der Bauch eines Schiffes aussah. Ein alter Mann im Arbeitsoverall sah sie verwundert an.
    »Haben Sie mich angerufen?«
    »Ich? Warum sollte ich?« Der Alte schüttelte den Kopf und wandte sich wieder seinen Armaturen zu.
    »Ist da hinten noch wer?«
    »Keine Ahnung, gehen Sie ruhig weiter.«
    Den Mann schien es überhaupt nicht zu interessieren, wer Anna war und was sie hier suchte, und so ging sie einfach an ihm vorbei, bis sie in einem großen Raum stand, den ein riesiges Rad an der Decke dominierte – die Drehbühne. Anna hatte gehört, dass sie über zwanzig Meter Durchmesser hatte, war aber dennoch von der Größe beeindruckt. Gegenüber war eine Tür. Sie stand ein paar Sekunden unschlüssig mitten im Raum. Was wollte sie hier eigentlich? Schließlich siegte die Neugier, sie öffnete die Tür, dahinter lag ein schmaler Gang – bildete sie sich das Geräusch ein? Vom Pomp des Theaters war hier nichts mehr zu spüren, feuchte Kellerwände, nackte Glühbirnen, der Geruch nach Staub und Moder. Niemand zu sehen und zu hören. Anna überfiel plötzlich ein unangenehmes Gefühl, und in dem Augenblick, als sie umkehren wollte, ging das Licht aus, und sie stand in vollkommener Dunkelheit. O mein Gott, was ist das denn hier für ein schlechter Scherz? Sie kehrte um und tastete sich die Wand entlang, diese verdammte Tür konnte ja nicht weit sein. Auf ihrem super Smartphone befand sich natürlich auch eine Taschenlampen-App – wie nützlich, wenn das Ding leer war.
    Die Tür bemerkte sie erst, als sie mit der Stirn gegen das Metall stieß, und leider bemerkte sie auch, dass sie inzwischen verschlossen war. Anna trat dagegen, hämmerte mit den Fäusten, doch die Metalltür bewegte sich kein bisschen. Anna spürte Panik in sich aufsteigen, sie atmete flach und riss die Augen ganz weit auf in der Hoffnung, in der Schwärze irgendetwas zu erkennen. Es war nicht nur vollkommen dunkel, es war auch komplett still – wie in einem Grab, unvorstellbar, dass sich über ihr ein Theater befand, in dem Hunderte Leute arbeiteten, sie hörte lediglich ihren eigenen stoßweisen Atem. Sie

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