Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)
feststellte.
Auch Cellarius konnte ihm nicht weiterhelfen. Mit den Bildern von den Überwachungskameras an den Autobahnraststätten und Tankstellen, das würde dauern. Den Besitzer der österreichischen Telefonnummer hatten sie noch immer nicht identifiziert. Aber immerhin eine gute Nachricht: Das Gebäude, vor dem Steiner auf dem Foto stand, sei eindeutig das Haus, in dem Sophie Lechner gewohnt habe. Die schlechte Nachricht: Die gelöschten Daten von Sophie Lechners Computer könnten höchstwahrscheinlich nicht mehr sichtbar gemacht werden.
Bernhardt fragte nach Sebastian Groß; hatte Cellarius den noch mal richtig unter die Lupe genommen?
»Thomas, das wollte ich dir gerade erzählen, das ist ganz dumm gelaufen. Ich war im Krankenhaus, da guckte er schon ziemlich schief aus der Wäsche. Auf meine Frage, ob er jemanden des Mordes an Sophie Lechner und des Angriffs auf ihn selbst verdächtige, klappte er den Mund auf, als wollte er etwas sagen, und sackte im gleichen Moment zusammen. Er hatte sich eine Schachtel Beruhigungsmittel einverleibt, Suizidversuch, sie haben ihm den Magen ausgepumpt, er wird’s überleben, aber an eine Vernehmung ist erst einmal nicht zu denken.«
»Verdammt, überall stockt’s. Den Steiner nehmen wir uns zur Brust, ich werde alles dransetzen, den festzunageln. Ich brauch nur Anna für die Vorladung.«
»Thomas, du schaffst das.«
»Mal sehen. Wie geht’s Cornelia?«
Kurzes Zögern in Berlin, ein leichtes Rauschen und Zirpen war zu hören, bevor Cellarius antwortete.
»Na ja, sie sitzt hier und schweigt. Soll ich sie dir geben?«
»Nein, lass mal, grüß sie schön von mir.«
»Mach ich. Wir halten den ganz kurzen Dienstweg ein, okay?«
Bernhardt versuchte noch einmal, Anna zu erreichen, doch es kam nur die Automatenstimme: »Der Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar.« Sie war doch hoffentlich nicht schon wieder verschwunden?
34
Anna kochte vor Wut. Dieser blöde Berliner hatte sie einfach aus dem Fall gekickt! Sich ihre Kratochwil unter den Nagel gerissen und die Ermittlungen übernommen! Und dann auch noch ihren Hauptverdächtigen »vergessen«. Also gut, dann musste sie eben auch allein arbeiten, wo war eigentlich Motzko?
Der nahm nach dem zweiten Klingeln im Büro ab, seine Stimme erkannte sie allerdings nicht.
»Was ist denn mit Ihnen los?«
»Total erkältet. Ich hab Schnupfen und Halsweh und…« Der Rest des Satzes ging in einem gewaltigen Hustenanfall unter. »Und, Frau Habel?«
»Ja?«
»Ich bin froh, dass Sie wieder da sind, und es tut mir leid, dass man Sie nicht früher gefunden hat.«
»Schon gut, es war ja nicht Ihre Schuld. Wo ist denn Frau Kratochwil?«
»Die ist schon den ganzen Tag mit dem Berliner unterwegs. Mich haben sie nicht mitgenommen, weil ich so schrecklich verkühlt bin. Und einer muss ja im Büro sein, meinte dieser Bernhardt.«
»So, so, meinte er. Können Sie mich hier abholen?«
»Klar, wo sind Sie denn?«
»Ich bin im… ja, wo bin ich denn eigentlich? Warten Sie mal!« Sie schnappte sich den Befund vom Nachtkästchen und warf einen Blick darauf. » SMZ -Ost. Ich entlass mich hier mal schnell und warte im Foyer auf Sie.«
Anna diskutierte kurz mit dem diensthabenden Arzt, unterschrieb, ohne auch nur einen Blick drauf zu werfen, den sogenannten Revers, setzte sich in den Eingangsbereich des Krankenhauses und checkte die eingegangenen Anrufe der letzten Stunden. Außer den bekannten Rufnummern und zig verpassten Anrufen, während das Ding abgeschaltet gewesen war, kam nur eine für den Lockanruf in Frage. 51 444 789. Eine Nummer aus dem Burgtheater, die sie natürlich sofort anrief. Minutenlang klingelte es ins Leere, bis sich die Vermittlung meldete: »Österreichische Bundestheater, guten Tag?«
»Ich habe gerade eine Durchwahl gewählt. Können Sie mir sagen, zu welchem Büro die gehört?«
»Bedaure, das geht leider nicht.«
»Das geht nicht, oder Sie wollen nicht?«
»Das geht nicht. Sie kommen automatisch zu mir, wenn bei der Durchwahl niemand abhebt. Wen wollten Sie denn sprechen.«
»Das weiß ich auch nicht.«
»Aber was wollten Sie denn? Die Abonnementabteilung, das Pressebüro, die Direktion?«
»Verbinden Sie mich bitte mit Isabella Fanta aus dem Direktionsbüro.«
»Ja, sehr gerne, einen Moment bitte.«
Die junge Direktionsassistentin war sofort am Telefon. Als sie hörte, wer dran war, wusste sie zunächst nicht, wie sie mit Anna sprechen sollte. Schließlich meinte sie leise: »Es tut mir so
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