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Nach dem Ende

Nach dem Ende

Titel: Nach dem Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alden Bell
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Gesichtsausdruck, wie er ihr noch nie bei einem Fleischsack begegnet ist. Mit zerrissenen Fingerspitzen grapscht er sich am Kopf herum, und die Haut fällt ihm in Schuppen ab. Doch seine Augen glänzen rot und feucht vor Vitalität und Verlangen. Forschend betrachtet er die zwei Gestalten vor dem Maschendraht, als wollte er die Frage stellen, die ebenso groß wie einfach ist: Welche Gestalt hat die Erde, und wo befinden wir uns auf ihr?
    Unsicher schleppt er sich über den Boden und streckt die Finger durch den Draht nach Temple aus. Wieder schaut sie ihm in die Augen, um diesen verwirrten Blick zu ergründen.
    Er hat noch nie einen anderen Fleischsack gesehen, stellt sie fest.
    Nein, hat er nicht, bestätigt James.
    Er weiß nich, was er is.
    Wahrscheinlich nicht. Mein Gott. Er schüttelt den Kopf.
    Sie hebt die Hand und berührt Randolph Grieson an den Fingern. Er weiß, dass was nich stimmt, bloß nich, was. Wie wenn er was Falsches gemacht hat und keine Ahnung hat, wie er’s wiedergutmachen soll.
    Hey, Vorsicht. Er beißt dich, wenn du nicht aufpasst. Als er noch gelebt hat, war er ein Vorbild an Ehre und Noblesse. Aber als Toter ist er genau wie jede andere Schabe.
    Du hast Recht. Sie verschränkt die Arme. Er is schwach. Womit habt ihr ihn gefüttert?
    Das ist das Problem. Mein Bruder glaubt, er kann ihm Fleisch vom Schwein oder Rind oder Pferd zu essen geben, ohne dass er es merkt. Aber Big Daddy Randolph Grierson lässt sich nicht hinters Licht führen.
    Hab schon gesehen, dass sie auch Tiere fressen, aber nich oft. Sie müssen verzweifelt sein, und einer von ihnen muss leicht verrückt sein und es den anderen vormachen.
    Er mustert sie neugierig. Du weißt ziemlich viel über sie.
    Ich bin rumgekommen. Wenn du draußen auf der Straße bist, kannst du ihnen schlecht aus dem Weg gehen.
    Und, hast du schon mal erlebt, dass einer von ihnen als Haustier gehalten wird?
    Nein, das hab ich noch nich erlebt.
    Die Griersons wissen also immer noch zu überraschen. Allerdings bin ich fast verwundert, dass meine Großmutter nicht versucht hat, dich an ihn zu verfüttern.
    Klar. Sicher liebt sie ihren Sohn.
    Das ist nicht ihr Sohn.
    Stimmt.
    Es ist ein stattliches Haus, und sie lernt, es bei seinem Namen zu nennen: Belle Isle. Es gefällt ihr, alle Winkel zu erforschen, weil es immer etwas zu entdecken gibt. Pastellgrüne Puppenhäuser mit weißen Giebeln, Miniaturherde aus Blei mit einem vollen Satz Töpfe und Pfannen, Regale mit alten Bilderbüchern, die sie herunternehmen, auf dem Teppich aufschlagen und nach Herzenslust durchblättern kann. Von den Gängen im ersten Stock gehen zahlreiche Zimmer ab, und niemand verbietet ihr, sie zu betreten.
    Einmal, als sie eine Tür öffnet, endeckt sie dahinter eine Art Werkstatt. Unter dem Fenster gegenüber steht ein Tisch, der übersät ist mit winzigen Instrumenten, Metallklammern, kleinen Schraubzwingen, Dübeln aus leichtem Holz, Messingspänen. In der Mitte des Tischs ruht verkehrt herum ein Modellschiff auf einem Gestell, der Rumpf halb bedeckt mit zahnstocherschmalen Kupferstreifen. Über allem liegt eine dünne Schicht Sägemehl, und sie zeichnet ein Smileygesicht auf die Tischplatte, das sie dann wieder wegbläst. An den Wänden hängen Weltkarten mit rot angekreuzten Orten und gestrichelten Linien, die Reiserouten über die weiten blauen Ozeane markieren. Mit der Fingerspitze fährt sie eine dieser Linien von X nach X nach.
    Wer hat dir erlaubt, hier einzutreten? Die Stimme kommt von hinten.
    Sie dreht sich um. Richard Grierson steht in der Tür, die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt. Er ist fünf Jahre älter als sie, aber er gehört zu den jungen Männern, die in dem Alter noch nicht vollkommen erwachsen sind.
    Hab mich nur ein bisschen umgeschaut, meint sie. Richtige Kapitänskajüte, die du da hast.
    Er schüttelt seinen Ärger ab und streicht die Aufschläge seines Jacketts glatt.
    Ich bitte um Entschuldigung. Seine Förmlichkeit lässt ihn fast weiblich erscheinen. Wir sind nicht an Gäste gewöhnt. Natürlich bist du jederzeit willkommen in diesem Raum.
    Von dir stammen also die ganzen Schiffe, die hier überall rumstehen.
    Ja.
    Du bist sehr geschickt mit den Händen. Man braucht wirklich Fingerfertigkeit, um Klavier zu spielen und diese klitzekleinen Boote zu bauen. Meine Hände sind eher für gröbere Sachen. Zur Verdeutlichung hält sie ihre Hände mit dem abgetrennten kleinen Finger hoch.
    Er zuckt leicht zusammen. Ja. Also …
    Machst du auch die

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