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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Farris Smith
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wälzte.
    Sie dachte an den Tag, als sie mit Evan in den Jeep gestiegen war, und wie sie das Kabel um Cohens Hals geworfen hatte, weil sie es tun musste, und wie sie versuchte hatte, ihm die Luft abzuschnüren. Sie dachte an Evan, der die Schrotflinte auf Cohen anlegte, als er ins Wasser gefallen war, und wie sie Evan drängte, auf ihn zu schießen. Erschieß ihn, los, erschieß ihn jetzt. Sie dachte an Evan, und wie er den Abzug durchgedrückt hatte, und dann noch mal, und dass die Flinte nicht funktioniert hatte. Und fragte sich, warum Gott wohl entschieden hatte, dass die letzte Kugel schon verschossen war, und wie ihr Leben wohl in diesem Augenblick aussehen würde, wenn diese letzte Kugel noch vorhanden gewesen wäre. Sie fragte sich, ob es der gleiche Gott war, der über alles andere entschied.
    Sie stand auf und ging zum Tresen. Am Ende der Theke lag neben den Kaffeebechern und Plastikgläsern die Zeitungsausgabe, die Cohen studiert hatte. Das Licht des Vorratsraums fiel auf den Tresen. Sie nahm sich die Zeitung, schlug sie auf und betrachtete die Rückseite. Sie starrte die Landkarte an und die Farben, mit denen verschiedene Teile des Landes markiert waren. Sie las die Überschriften, und ihr wurde klar, dass sie noch einen sehr weiten Weg vor sich hatten.
    Draußen hallte der Schrei einer Frau durch den Regen.
    Mariposa faltete die Zeitung zusammen und legte sie zurück.
    Sie legte die Arme überkreuz auf die Theke, bettete den Kopf darauf und dachte an ihren Vater, der versucht hatte, seine Existenz und sein Leben gegen die Gewalt der Menschen und der Natur zu verteidigen, und wie lächerlich es damals gewirkt hatte, und wie lächerlich es aus heutiger Perspektive erschien. Aber dazu war jetzt nichts mehr zu sagen, er hatte keine Chance, sich zu entscheiden.
    Nichts war richtig. Nichts war logisch. Nichts war sicher. Und nichts hatte sich geändert. Sie dachte daran, wie starrköpfig ihr Vater gewesen war, und wie er seinen Besitz schützen und verteidigen wollte. Und dann fiel ihr wieder Cohen ein, der in seinem Haus geblieben war, auf seinem Stück Land, mit seiner Vergangenheit und der Schachtel voller Erinnerungsstücke und den Schränken, in denen ihre Kleider noch hingen, und dem Kinderzimmer mit den verstaubten Stofftieren.
    Sie fragte sich, ob ihm klar war, dass sie es war, die ihn von den Dingen getrennt hatte, die er so lange bewahrt hatte. Sie fragte sich, wann er sie wohl verließ, und wo das sein würde.
    Sie hörte einen weiteren Schrei, diesmal klang es nach einem Mann. Sie hob den Kopf, schaute zum Fenster, aber dort war nichts deutlich zu erkennen. Nur vage, vom Regen verhangene Umrisse. Mehr Schreie und Rufe waren zu hören, und sie sah Schatten über den Gehsteig hasten, die sich schubsten und aneinander zerrten. Ein lautes Krachen durchschnitt das Heulen des Sturms, und es hörte sich an, als würde Glas zerspringen. Die Stimmen wurden lauter, aber sie konnte nicht herausfinden, was da los war. Einerseits wäre sie gern ans Fenster gegangen, hätte es sauber gewischt, um nach draußen zu spähen, andererseits scheute sie davor zurück.
    Hinter ihr ging die Tür zum Treppenhaus auf. Sie drehte sich um und sah Cohen. Ein weiterer Schrei ertönte, und sie schaute wieder zum Fenster hin. Während sie ängstlich das Treiben auf der Straße beobachtete, trat Cohen zu ihr und berührte sie am Ellbogen. Sie schaute ihn an. »Komm jetzt«, flüsterte er. »Du möchtest bestimmt nicht sehen, was da draußen los ist.«

40
    Vor einer Woche wäre es eine einfache Entscheidung gewesen. Geh los und hol den Jeep. Genau wie die Entscheidung, aufzubrechen und den Schuhkarton mit seinen Erinnerungen zurückzuholen. Einfach losgehen und es holen. Es hatte niemanden gegeben, auf den er Rücksicht nehmen musste, niemanden, den er fragen musste, nichts, über das er sich Gedanken machen musste. Man musste sich nur darüber klar werden, was man tun wollte, und dann tat man es, fertig. Genau wie bei allen anderen Entscheidungen, die er in den letzten vier Jahren getroffen hatte, darunter auch der Entschluss, Elisa unter dem Baum hinter dem Feld zu begraben und bei ihr zu bleiben. Aber das war vor einer Woche gewesen, und jetzt einfach fortzugehen, wieder zurück nach da unten, war keine leichte Entscheidung.
    Er wollte Mariposa mitteilen, dass er gehen würde, und ihr genug Geld dalassen, dass sie die nächsten Tage genug zu essen hatte. Dann wollte er einen Verrückten suchen, der bereit war, ihn nach da unten

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