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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Farris Smith
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mitzunehmen. Es waren ungefähr fünfundsechzig bis siebzig Meilen bis zu dem Jeep, der am nördlichen Rand von Gulfport stand. Er ging davon aus, dass er den Weg finden würde. Wenn er allein fuhr, konnte er in ungefähr drei Stunden dort sein und würde weniger brauchen, um wieder zurückzukommen, weil er dann den Weg gut kannte. Das Ganze konnte er womöglich in einer einzigen Nacht schaffen. Er wollte die Arme ausstrecken, als sie sich näherte. Er wollte ihr sagen, dass sie schweigen sollte, als sie zu sprechen begann. Er wollte jetzt mitten in der Nacht aus dem Bett steigen und losgehen und das tun, was er tun musste.
    Aber anstatt etwas zu unternehmen, hatte er die nächsten zwei Tage mit ihr im Hotelzimmer verbracht. Draußen regnete es unaufhörlich, drinnen war es warm. Sie hatten sich vorsichtig geliebt, unbeholfen und manchmal regelrecht tollpatschig. Wie zwei Kinder, die es erst lernen mussten, die unsicher waren, wie sie sich bewegen sollten, welche Laute sie von sich geben und wie sie auf den anderen reagieren sollten. Es war anders, hier in diesem normalen Zimmer mit dem elektrischen Licht und den Kissen und Betttüchern, als in dem verlassenen, nur von Kerzen beleuchteten Farmhaus. Sie schliefen ein, nackt, wie sie waren, und er wachte irgendwann auf, als sie etwas sagte, blieb ruhig liegen und tat so, als würde er noch schlafen. Er höre ihr zu, ihrer Stimme, die sanft zu ihm sprach wie eine Mutter zu ihrem Kind. Ich höre dir zu, wenn du über sie sprechen willst. Oder über etwas anderes. Ich werde dir zuhören. Wenn wir zusammenbleiben, dann werden wir vielleicht aneinander glauben können, ich werde dir glauben und du mir. Ich möchte nicht allein gelassen werden, und ich glaube auch nicht, dass du das willst. Es ist doch alles sinnlos, und ich glaube, das ist okay so. Ich glaube nicht, dass wir so tun sollten, als hätte das alles einen Sinn. Ich werde dir zuhören, wenn du über sie sprechen möchtest. Und ich bleibe bei dir, solange du willst.
    Er wachte mitten in der Nacht auf, und sie sprach mit ihm. Ihr Kopf lag auf seiner Brust, und ihr schwarzes Haar fiel über ihn wie ein Schutzschild. Er sah ihre langen schlanken Hände und merkte, wie ihr Wesen in ihn eindrang, in seine Blutbahnen sickerte und dorthin, worauf es ankam. Er roch ihren Duft, hörte ihr zu, und manchmal wollte er antworten, und manchmal wollte er, dass sie aufhörte, und dann wieder war er enttäuscht, dass sie nicht mehr zu sagen hatte.
    Schließlich schlief sie ein, als hätte sie das viele Reden erschöpft, und nun lag er da und horchte auf die Musik und die Stimmen, die vom Platz dort unten heraufschallten. Auf das Schreien und das Geräusch der zerberstenden Flaschen und das wilde Gelächter. Und er fragte sich, ob sie auch so werden würden, wenn man ihnen die Gelegenheit dazu gab. Wenn das, was sie da unten gesehen hatten, endgültig den Sieg davontrug, wenn alles zusammengebrochen war. Er stellte sich eine Welt vor, in der es keine Regeln gab, außer den menschlichen Trieben und Sehnsüchten, und fragte sich, ob es einen besser oder schlechter machte. Cohen hatte das Schlimmste schon gesehen. Es schien ständig in Bereitschaft zu sein, konnte jederzeit zuschlagen. Dann fiel ihm Evan ein und seine unerklärliche Güte, und er sah ihn und Brisco vor sich, wie sie nebeneinander hergingen, sich an den Händen hielten, und dieses Bild genügte, um ihn zu besänftigen und einschlafen zu lassen.
    Jedes Mal, wenn er aufwachte, redete sie, und später, als sie beide wach waren, erwähnte er es nicht und sie auch nicht. Zwei Tage lang verzichtete er darauf, den Jeep zu erwähnen, während das Monster aus dem Golf immer näher kam, stärker wurde und sich darauf vorbereitete, ihnen allen eine Lektion in Macht zu erteilen.
    In anderen Momenten während der Nacht, wenn er nicht ihrem Flüstern zuhörte, dachte er an Nadine und Kris und das Baby und das andere Baby, das bald kommen würde. Er bedauerte, dass sie so hastig voneinander getrennt wurden. Er war enttäuscht von diesem abrupten Ende, denn er hatte schon genug abrupte Enden erleiden müssen. Elisa und das ungeborene Kind. Der Überfall und der Einbruch in sein Haus. Habana, die im Sturm verlorenging. Der Hund, der von Aggie erschossen wurde. Jedes dieser abrupten Enden, das er erlitten hatte, war wie ein Blitz über ihn gekommen. Nun wünschte er sich, er hätte den Männern an der Grenzstation zugerufen, sie sollten warten, damit er noch ganz kurz mit ihnen sprechen

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