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Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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Flammen, als er die Tür aufriss und uneingeladen in Saschas Zimmer stapfte. Er baute sich neben dem Bett auf und verschränkte die Arme. »Und? Meinst du nicht, du hast vergessen, eine Kleinigkeit zu erwähnen? Wann wolltest du mir sagen, dass du deinen heiligen Andreas getroffen hast? Hattet ihr Spaß miteinander? Muss ich einen HIV-Test machen? Ich frag ja nur so.«
    Für einen Moment war Sascha versucht, aufzuspringen, Nils am Kragen zu packen und ihn aus dem Zimmer zu werfen. Er hasste solche Auftritte. Er hasste es, wenn Nils sich wie ein Mädchen benahm und hysterisch wurde. Am meisten hasste er jedoch die hochmütige Maske auf Nils’ Gesicht, wenn er von Andreas sprach.
    Der harsche Tonfall tat sein Übriges, um Saschas Widerwillen zu wecken. Er setzte sich auf und verengte die Augen. »Seit wann bin ich dir Rechenschaft schuldig, wann ich wem durch Zufall über den Weg laufe? Soll ich demnächst eine Liste erstellen, wer in der Uni neben mir gesessen hat?«
    Nein, das war nicht der richtige Weg, um Frieden zu stiften. Aber dass aus einer ungeplanten Begegnung gleich die Unterstellung wuchs, er wäre mit Andreas ins Bett gegangen – ungeschützt wohlgemerkt –, kotzte Sascha an. Von der Art, wie Nils draußen mit Svenja umgesprungen war, ganz zu schweigen.
    »Nur, wenn irgendwelche Ex-Freunde dabei sind, denen du immer noch hinterher heulst«, schoss Nils zurück.
    »Ich heule Andreas nicht hinterher«, leugnete Sascha, bevor er tief Luft holte und sich im wahrsten Sinne des Wortes auf die Zunge biss. Er musste sich beruhigen. Er wollte keine Szene. Wenn er sich auf Nils’ Laune einließ, war es nur eine Frage der Zeit, bis die Fetzen flogen. Eine Spur gefasster fügte er hinzu: »Es ist nichts passiert. Wir sind ihm zufällig in der Kneipe über den Weg gelaufen, ich habe kurz mit ihm gesprochen. Das war’s. Und falls es dich beruhigt, er war nicht begeistert, mich zu sehen.«
    Das tat weh. Jedes Mal wieder, wenn Sascha in sich den Augenblick wach rief, in dem Andreas ihm quer über die Straße zuschrie, dass er verschwinden sollte. Der Verlust seiner geheimsten Fantasien bohrte sich als glühender Schürhaken einen Weg von seinen Nieren quer durch den Magen und weiter in die Lungen, bis er daran zu ersticken drohte.
    »Ach ja? Und warum weiß ich dann von nichts? Warum hat Svenja den Mund gehalten? Wenn nichts gewesen ist, hättet ihr es mir ja einfach erzählen können, statt darauf zu warten, dass ich wie ein Vollidiot in der Mensa sitze, während Miri von deinem tollen Bekannten schwärmt«, legte Nils zielsicher den Finger in die Wunde.
    Sascha kam sich vor, als stünde er vor Gericht, und das ärgerte ihn. Ein bisschen Vertrauen verdiente er doch wohl.
    »Weil wir genau wussten, dass du dich aufregen würdest«, drang Svenjas Stimme zu ihnen herein. Sie schob sich in den Türrahmen und blieb dort stehen. Auch ihr Gesicht war gerötet und ließ ahnen, dass sie den ganzen Weg von der Mensa hierher mit Nils gestritten hatte.
    Dankbar für die unerwartete Hilfe nahm Sascha den Faden auf: »Was erwartest du denn von mir? Ich kenne dich inzwischen gut genug, um zu wissen, dass … wie dem auch sei. Wir haben oft genug über Andreas gesprochen. Sollte ich dir das nach der Sache mit deiner Schwester auch noch um die Ohren hauen? Du hast doch nun wirklich genug Stress.«
    »Genau«, höhnte Nils. »Ihr wolltet mich schonen. Wie nett von euch. Ich bin kein kleines Mädchen, falls euch das noch nicht aufgefallen ist. Komm, Sascha, mach mir doch nichts vor. Ich wette, du hast vor Begeisterung Luftsprünge gemacht, als du deinen Andreas wiedergesehen hast. Ich hatte doch nie eine Chance gegen ihn.«
    Sascha schlug auf das Kopfkissen ein. Seine Ohren waren merkwürdig heiß, und hinter seiner Stirn pochte es.
    »Ja, klar!«, rief er mit kratzender Stimme. »Ich habe Luftsprünge gemacht, als ich ihn gesehen habe. Verdammte Scheiße, ich dachte, er hätte sich was angetan. Natürlich habe ich mich gefreut. Und ich hätte es dir auch erzählt, wenn du deine bescheuerte Eifersucht ein bisschen besser im Griff hättest.«
    Nils lief dunkelrot an und schrie: »Eifersucht? Eifersucht nennst du das, wenn du genau weißt, dass dein Freund dich im Handumdrehen gegen seinen Ex ersetzen würde, wenn er könnte? Wenn du genau weißt, dass du abgeschrieben bist, sobald der Typ einmal mit den Fingern schnippt? Ich will dir mal was sagen: Dein ganzes Gejammer, dass du alles falsch gemacht hast und an allem Schuld bist, das

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