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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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Wind
Hirilonde
zurück über die grauen Seen und trug Aldarion nach Rómenna. Man benachrichtigte Erendis, doch sie antwortete nicht. Niemand fand sich ein, um Aldarion auf den Kais zu begrüßen. Er ritt durch den Regen nach Armenelos und fand sein Haus verschlossen. Er war bestürzt, doch er wollte niemanden nach Neuigkeiten fragen; er wollte zuerst den König aufsuchen, denn er dachte, dass dieser ihm viel zu sagen haben würde.
    Man empfing ihn mit nicht mehr Wärme, als er erwartet hatte. Meneldor sprach zu ihm wie ein König zu einem Kapitän, dessen Verhalten in Frage steht. »Du bist lange fort gewesen, sagte er kalt. »Es sind jetzt mehr als drei Jahre seit dem Zeitpunkt vergangen, den du für deine Rückkehr festgesetzt hast.«
    »Leider!«, sagte Aldarion. »Sogar ich bin der See überdrüssig geworden, und schon lange hat mein Herz sich nach dem Westen gesehnt. Aber ich bin gegen meinen Willen zurückgehalten worden: Es gibt dort viel zu tun. Und während meiner Abwesenheit geht alles schief.«
    »Das bezweifle ich nicht«, sagte Meneldur. »Das wirst du, fürchte ich, auch in deinem eigenen Land bestätigt finden.«
    »Dem hoffe ich abzuhelfen«, sagte Aldarion. »Aber die Welt verändert sich wieder. Draußen sind beinahe eintausend Jahre vergangen, seit die Herren des Westens ihre Macht gegen Angbandeingesetzt haben; und jene Tage sind in Vergessenheit geraten oder sind unter den Menschen Mittelerdes zu undeutlichen Sagen geworden. Sie sind wieder voller Unruhe, und Furcht plagt sie. Ich habe den dringenden Wunsch, mich mit dir zu beraten, einen Bericht von meinen Taten zu geben und dir meine Überlegungen vorzutragen, was getan werden sollte.«
    »Das wirst du tun«, erwiderte Meneldur. »Ich erwarte in der Tat nichts weniger. Doch es gibt Dinge, die ich für vordringlicher halte. ›Ein König soll zuerst sein eigenes Haus wohl bestellen, ehe er andere tadelt‹, sagt man. Dies gilt für alle Menschen. Ich will dir nun einen Rat geben, Sohn Meneldurs. Du hast auch ein eigenes Leben. Eine Hälfte deiner selbst hast du immer missachtet. Ich sage jetzt zu dir: geh heim!«
    Aldarion stand plötzlich still, und sein Gesicht war ernst. »Wenn du es weißt, sage es mir«, sagte er. »Wo ist mein Heim?«
    »Wo dein Weib ist«, sagte Meneldur. »Du hast ihr gegenüber dein Wort gebrochen, ob durch eine Zwangslage oder nicht. Sie wohnt nun in Emerië, in ihrem eigenen Haus, fern vom Meer. Du musst sofort dorthin gehen.«
    »Wäre irgendeine Nachricht für mich hinterlassen worden, wäre ich sogleich vom Hafen aus aufgebrochen«, sagte Aldarion. »Doch jetzt brauche ich wenigstens nicht Fremde um Auskunft zu bitten.« Dann wandte er sich zum Gehen, hielt jedoch inne und sagte: »Kapitän Aldarion hat etwas vergessen, das zu seiner anderen Hälfte gehört und das er in seinem Eigensinn ebenfalls für sehr wichtig hält. Er hat einen Brief bei sich und ist damit beauftragt worden, ihn dem König in Armenelos auszuhändigen.« Indem er Meneldur den Brief überreichte, verbeugte er sich, verließ den Raum, und binnen einer Stunde saß er zu Pferde und ritt fort, obwohl die Nacht hereinbrach. Er hatte nur zwei Gefährten, Männer von seinem Schiff, bei sich: Henderch aus dem Westland und Ulbar aus Emerië.
    Sie ritten scharf und kamen am nächsten Tag bei Einbruch der Nacht in Emerië an. Das Haus auf dem Hügel sah im letzten Schimmer des umwölkten Sonnenuntergangs kalt und weiß aus. Sobald er es aus der Ferne erblickte, ließ er ein Hornsignal blasen.
    Als er im Vorhof vom Pferd sprang, sah er Erendis: Weißgekleidet stand sie auf den Stufen, die zu den Säulen vor dem Eingang hinaufführten. Ihre Haltung war hoheitsvoll, doch als er näher kam, sah er, dass ihr Gesicht bleich war und ihre Augen unnatürlich glänzten.
    »Du kommst spät, mein Gebieter«, sagte sie. »Ich hatte es längst aufgegeben, dich zu erwarten. Ich fürchte, zu deinem Willkommen ist nicht alles so vorbereitet, wie ich es veranlasst hätte, wärest du zur verabredeten Zeit gekommen.«
    »Seefahrer sind nicht schwer zufriedenzustellen«, sagte er.
    »Das ist gut«, erwiderte sie, wandte sich zum Haus zurück und ließ ihn stehen. Dann traten zwei Frauen heraus, und ein altes Weib kam die Stufen herab. Als Aldarion eintrat, sagte die Alte mit lauter Stimme zu den Männern, so dass Aldarion es hören konnte: »Für euch gibt es hier keine Unterkunft. Geht hinab zum Gehöft am Fuß des Hügels!«
    »Nein, Zamîn«, sagte Ulbar. »Ich bleibe

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