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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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Kälte hier liegen lassen, mitten in der Verwüstung und im Gestank des Drachen? Welch seltsame Dinge haben sich zugetragen?« Dann rief er laut, aber niemand antwortete. Ringsum war alles schwarz und trostlos, und der Hauch des Todes schwebte über dem Ort. Er bückte sich, hob sein Schwert auf, und es war unversehrt und der Glanz seiner Schneiden ungetrübt. »Verpestet war das Gift Glaurungs«, sagte er, »aber du bist stärker als ich, Gurthang! Du trinkst jedes Blut. Dein ist der Sieg. Doch komm! Ich brauche Hilfe. Mein Körper ist erschöpft, und Kälte kriecht mir durchs Gebein!«
    Dann wandte er Glaurung den Rücken und überließ ihn der Verwesung; als er aber diesen Ort verließ, kam ihm jeder Schritt doppelt schwer vor, und er dachte: »Vielleicht finde ich am Nen Girith einen Kundschafter, der auf mich wartet. Wäre ich doch bald in meinem eigenen Haus, spürte die zärtlichen Hände Níniels und die wohltuende Geschicklichkeit Brandirs.« Er bewegte sich mühsam vorwärts, stützte sich auf Gurthang und kam so im grauen Licht des jungen Tages endlich zum Nen Girith; gerade wollten die Leute aufbrechen, um seinen Leichnam zu suchen, als er vor ihnen stand.
    Da wichen sie entsetzt zurück, im Glauben, Turambars ruheloser Geist sei gekommen, und die Frauen jammerten und bedeckten die Augen mit ihren Händen. Doch er sagte: »Nein, weint nicht, sondern freut euch! Seht! Bin ich nicht am Leben? Und habe ich nicht den Drachen getötet, den ihr gefürchtet habt?«
    Da wandten sie sich gegen Brandir und schrien: »Narr, mit deinen falschen Geschichten hast du uns weisgemacht, er sei tot. Haben wir nicht gesagt, du redest irre?« Doch Brandir war entgeistert, starrte Túrin mit furchtsamen Augen an und konnte nichts sagen.
    Aber Túrin sagte zu ihm: »Dann bist du es gewesen, der dortwar und meine Hand verbunden hat? Ich danke dir. Aber deine Kunst ist unvollkommen, wenn du Ohnmacht nicht vom Tod zu unterscheiden weißt.« Dann wandte er sich an die Leute: »Sprecht nicht so zu ihm, ihr Narren! Wer von euch hätte es besser machen können? Zumindest hatte er den Mut, zum Kampfplatz zu kommen, während ihr jammernd dagesessen habt. Doch nun, Sohn Handirs, sprich! Es gibt noch mehr, was ich erfahren möchte: Warum sehe ich dich hier, und alle diese Menschen, die ich in Ephel Brandir zurückgelassen habe? Wenn ich mich um euretwillen in Todesgefahr begebe, kann ich nicht Gehorsam erwarten, wenn ich fort bin? Und wo ist Níniel? Ich hoffe zumindest, dass ihr sie nicht mit hierhergebracht habt, sondern sie dort gelassen habt, wo ich sie behütet wusste, in meinem Haus, beschützt von treuen Männern!«
    Als ihm aber niemand antwortete, schrie er: »Sprecht, sagt mir, wo Níniel ist! Sie wollte ich als Erste sehen, und ihr will ich zuerst von den Taten in der Nacht berichten.«
    Doch sie wandten die Gesichter von ihm ab, und endlich sagte Brandir: »Níniel ist nicht hier.«
    »Dann ist es gut«, erwiderte Túrin. »Dann will ich zu meinem Haus gehen. Gibt es hier ein Pferd für mich, oder besser noch eine Trage? Die Anstrengungen haben mich geschwächt.«
    »Nein, nein!«, rief Brandir voll Pein. »Dein Haus ist leer. Níniel ist nicht dort. Sie ist tot.«
    Aber eine der Frauen – das Weib Dorlas’, das Brandir nicht wohlgesonnen war – kreischte: »Achte nicht auf ihn, Herr, denn er ist wahnsinnig. Er kam her und schrie, du wärest tot, und nannte es eine gute Nachricht. Doch du lebst. Warum soll wahr sein, was er von Níniel erzählt hat: sie sei tot, und das sei eine schlimme Nachricht?«
    Da ging Túrin auf Brandir zu: »Mein Tod war eine gute Nachricht?«, schrie er. »Ja, du hast sie mir immer geneidet, das wusste ich. Jetzt sei sie tot, sagst du. Und das sei schlimmer?Welche Lüge hast du dir in deiner Bosheit ausgedacht, Klumpfuß? Wolltest du uns denn mit üblen Worten töten, weil du keine anderen Waffen gebrauchen kannst?«
    Da wurde das Mitleid in Brandirs Herz durch Wut vertrieben, und er schrie: »Wahnsinnig? Nein, der Wahnsinnige bist du, Schwarzes Schwert des schwarzen Schicksals! Und dieses ganze schwachsinnige Volk. Ich lüge nicht. Níniel ist tot, tot, tot! Suche sie im Teiglin!«
    Da stand Túrin stumm und kalt. »Woher weißt du das?«, fragte er leise. »Wie hast du das zustande gebracht?«
    »Ich weiß es, weil ich sie springen sah«, antwortete Brandir. »Doch der Urheber warst du. Sie floh vor dir, Túrin, Sohn Húrins, und warf sich selbst in die Cabed-en-Aras, damit sie dich nie wieder

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