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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Melodia
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mein Versprechen halten werde. Aber das ist ein anderes Problem, um das ich mich später kümmern werde. Das einzig Wichtige ist jetzt, herauszufinden, was im Kommissariat vor sich geht.
    »Na dann, steig ein«, sagt er und zeigt auf den weißen Kleinbus.
    »Ich sag noch schnell meinen Freundinnen tschüss.«
    »Beeil dich.«
    Naomi und Seline haben die Szene aus der Distanz verfolgt.
    »Entschuldigt bitte, Mädels, aber ich kann nicht mitkommen ins Zebra.«
    »Warum? Was ist passiert?«, fragt Seline.
    »Es scheint Neuigkeiten in Agathas Fall zu geben. Ich fahre mit Roth«, lüge ich.
    »Roth wer?«
    »Der Journalist da drüben.«
    »Und woher kennst du den?«
    »Ich habe ihn mal wo getroffen, außerhalb der Schule. Er will mit mir über Agatha sprechen, und zwar während wir ins Kommissariat fahren.«
    Bei dem Wort »Kommissariat« zuckt Naomi zusammen.
    »Ausgerechnet jetzt? Wir wollten doch feiern!«, jammert Seline.
    »Das machen wir, sobald ich zurück bin, versprochen.«
    »Alma, komm schon! Wir fahren«, ruft Roth, mit den Armen fuchtelnd.
    »Ich komme mit«, sagt Naomi da.
    Sie wirkt sehr entschlossen.
    »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher.«
    Ich frage nicht weiter nach. Auch weil ich nicht will, dass Seline erfährt, worum es geht.
    »Mädels, wovon redet ihr eigentlich?«, fragt sie prompt. »Ich blicke hier nicht mehr durch.«
    »Entschuldige, Seline«, sagt Naomi.
    »Wir werden es dir erklären«, füge ich hinzu.
    Dann verabschieden wir uns schnell und rennen zu dem Transporter, ohne uns noch einmal umzudrehen.
    »Ist es okay, wenn sie auch mitkommt?«, frage ich Roth.
    »Jaja, Hauptsache, wir können jetzt fahren.«
    Wir steigen ein. Ich bin froh, dass Naomi bei mir ist. So fühle ich mich weniger allein. Im Auto begegne ich sofort dem inquisitorischen Blick von Eva, die auf meinen Gruß in eisigem Ton antwortet. Ich glaube, sie mag mich genauso wenig wie ich sie.
    Wir lassen uns auf einer langen schwarzen Bank an der Längsseite des Transporters nieder. Um uns herum stehen Monitore, Computer und andere Geräte, deren Funktion ich nicht kenne. Einige dunkle Taschen liegen auf dem Boden und legen sich wie wir rutschend und schwankend in die Kurven.
    Wir sitzen in andächtigem Schweigen da.
    Man kann nicht hinaussehen, hier hinten gibt es kein Fenster. Ich fühle mich in eingesperrt in dieser schwarzen Schachtel, die mich wer weiß wohin bringen könnte.
    »Ist es dir recht, wenn wir das Interview morgen machen?«, fragt Roth.
    »Einverstanden.«
    Wer weiß, was morgen ist, denke ich.
    Er sieht Naomi an, dann wieder mich. »Ich denke daran, einen Artikel über Jugendgewalt zu schreiben und auch auf die Sache mit der Satanistensekte einzugehen.«
    Naomi wirft mir einen erschrockenen Seitenblick zu.
    »Ich würde dir gern ein paar Fragen über Agatha und vielleicht auch die Sekte stellen. Was meinst du?«
    »Wie du willst«, antworte ich und drücke beschwichtigend Naomis Hand.
    »Wir wissen, dass Tito in verschiedenen Schulen war, um seine Opfer zu ködern. Habt ihr ihn mal gesehen?«
    Naomi antwortet nicht.
    »Ja, ich.«
    Sie sieht mich überrascht an. Ich musste doch etwas sagen. Roth ist nicht blöd. Er weiß, dass Tito sich vor unserer Schule herumgetrieben hat und nicht gerade ein Typ ist, den man leicht übersieht.
    »Hast du je mit ihm gesprochen?«
    »Ehrlich gesagt, nein. Ich habe ihn nur gesehen. Er fällt eben auf.«
    »Zweifellos.«
    »Was hat man dir über den Mörder gesagt?«, frage ich zurück.
    »Warum interessiert dich das so?«, mischt sich Eva ein, die sich bis dahin zurückgehalten hat. Sie erinnert mich an eine Spinne, eine von denen, die versteckt irgendwo lauern, bis die Beute nahe genug heran ist, um dann herauszuspringen und sie zu verschlingen.
    »Ich schreibe für die Schülerzeitung.«
    Naomi sagt zum Glück nichts, aber ich höre sie neben mir scharf die Luft einziehen. Mir ist klar, dass auf mich eine Lawine von Fragen wartet, sobald wir aus diesem Wagen heraus sind.
    »Wenn du einen Rat möchtest, beschäftige dich lieber mit Dingen, die deinem Alter angemessen sind.«
    »Danke für den Rat«, entgegne ich. »Aber das entscheide ich selbst.«
     
    Nach wenigen Minuten hält der Wagen.
    Roth schiebt die Seitentür auf, und endlich sehe ich das Tageslicht wieder.
    Wir stehen vor dem Polizeirevier.
    »Ich suche einen Parkplatz«, verkündet der Fahrer, als wir alle ausgestiegen sind. Dann braust er los und lässt eine Wolke aus stinkendem schwarzen Qualm zurück.
     
    Auf der

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