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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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und runzelte die Stirn.
    »Warte«, sagte ich.
    Ich ging zum Vorratskeller und holte eine Flasche Wein. Als ich zurückkam, war Cortez immer noch in die sauberen Laken gewickelt und sah mir entgegen.
    »Gut?«, fragte ich, während ich die Flasche hochhielt.
    »Hm?« Er zwinkerte, sah die Flasche an. »Oh ja. Wein. Gut. Fantastisch.«
    Ich lachte. »Ich nehme an, ich wäre wirklich gekränkt, wenn es die Flasche gewesen wäre, die du ansiehst.«
    Da grinste er – ein langsames, träges Grinsen, das irgendetwas mit meinen Eingeweiden anrichtete. »Ich nehme an, ich bin noch in einem Schockzustand.«
    »Erzähl mir bitte nicht, dass ich die erste Jungfer in Nöten bin, die dich je verführt hat.«
    »Ich kann mit absoluter Gewissheit sagen, dass du die erste Frau bist, die jemals auch nur
versucht
hat, mich zu verführen, im Rahmen eines Falls oder außerhalb eines solchen.« Er griff nach der Flasche. »Brauchst du einen Korkenzieher?«
    »Natürlich nicht. Ich bin eine Hexe.« Ich sagte ein paar Worte, und der Korken schoss aus der Flasche. »Ich nehme nicht an, dass du Gläser beschwören kannst?«
    »Tut mir leid.«
    »Die Küche ist weit weg. Brauchen wir Gläser?«
    »Absolut nicht.«
    Er legte mir den Arm um die Taille und zog mich auf seinen Schoß. Wir nahmen jeder einen Schluck aus der Flasche.
    »Es tut mir leid um dein Motorrad«, sagte ich.
    »Mein Motor…? Oh, richtig. Es macht nichts. Ich bin versichert.«
    »Es tut mir trotzdem leid. Ich weiß, dass es einfach nicht dasselbe ist, es zu ersetzen, wenn du es selbst restauriert hast und so weiter.«
    »Wenn
ich es selbst restauriert habe?«
    »Ich hab damit nicht gemeint –«
    Er lachte leise. »Du brauchst nichts zu erklären. Mir ist vollkommen klar, dass ich nicht wie ein Typ wirke, der an Getrieben und Vergasern herumbastelt. Um ehrlich zu sein, von diesem einen Hobby abgesehen gehen meine mechanischen Fähigkeiten gegen null.«
    »Du kannst Autos kurzschließen.«
    Wieder ein leises Lachen. »Ja, das kann ich immerhin. Was die Motorräder angeht, ein Freund meiner Mutter hat mich auf die Idee gebracht, sie zu restaurieren, als ich etwa in Savannahs Alter war. Ursprünglich habe ich in der Hoffnung damit angefangen, es würde meinem gesellschaftlichen Leben einen gewissen Glanz verleihen.«
    »Du hast gedacht, es würde dir helfen, Mädchen aufzureißen? Und hat es das?«
    »Kaum. Ich bin aus dieser Vorstellung schnell herausgewachsen. Das zumindest habe ich geglaubt, obwohl ich zugeben muss, bei der Entscheidung, zum Bestattungsinstitut das Motorrad zu nehmen, dürfte auch der unterschwellige Wunsch,mich in einem attraktiveren Licht zu präsentieren, eine Rolle gespielt haben.«
    »Ich war sehr beeindruckt.«
    Er fiel auf die Laken zurück und begann zu meiner Verblüffung zu lachen. »Oh, das habe ich gemerkt. Du warst
sehr
beeindruckt. Etwa so beeindruckt, wie du warst, als du herausgefunden hast, dass ich der Sohn eines berüchtigten Kabalenoberhaupts bin.«
    »Der Erbe eines berüchtigten Kabalenoberhaupts.«
    Ich sagte es, um ihn aufzuziehen, aber die Erheiterung verschwand aus seinen Augen. Er nickte und griff nach der Weinflasche.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Anderes Thema. Wo lebst du eigentlich?«
    »Zuerst zurück zum Aspekt des Erben. Es ist wahr, und es ist nicht, dass ich das Thema vermeiden möchte. Ich möchte dir gegenüber ehrlich sein, Paige. Ich will –« Er zögerte. »Mein Vater hatte sehr gute Gründe dafür, mich als Erben einzusetzen, Gründe, die nichts mit mir, aber sehr viel mit der Nachfolgepolitik zu tun haben und damit, meine älteren Brüder zu disziplinieren.«
    »Eine rein strategische Entscheidung? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Mein Vater hegt einige Illusionen, was die Natur meiner Verweigerungshaltung betrifft. Er irrt sich. Ich werde nie Angestellter – oder Oberhaupt – einer Kabale sein. Ebenso wenig bin ich naiv genug, die Stellung anzunehmen in der Hoffnung, sie zu einem legitimen Unternehmen machen zu können.«
    »Ist es wahr – ?« Ich schüttelte den Kopf. »Entschuldige, ich möchte nicht in deinen Privatangelegenheiten herumschnüffeln –«
    »Das ist kein Schnüffeln, Paige. Ich wäre viel besorgter, wenn es dir gleichgültig wäre. Frag ruhig. Bitte.«
    »Das mit dem Kopfgeld. Stimmt das? Ich meine, wenn du in Gefahr bist –«
    »Das bin ich nicht. Oder wenn ich es bin, dann handelt es sich um einen Dauerzustand, der keinerlei Auswirkungen auf die augenblickliche Situation hat.

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