Nacht der Hexen
einem Finger über ein Körbchen. »Seide, wette ich. Ein Mädchen, das sich wirklich anziehen kann.«
Während er an dem Vorderverschluss herumhantierte, kniff ich die Augen zusammen und konzentrierte mich auf eine Formel – irgendeine Formel, egal was. Der BH ging auf. Friesen sog scharf die Luft ein.
Ich öffnete die Augen und versuchte mich zur Seite zu rollen. Er streckte die Hand nach meiner Brust aus, hielt aber inne, bevor die Finger mich berührten. Einen Moment lang schwebte seine Hand in der Luft, dann schloss er sie zur Faust und zog sie zurück.
»Noch nicht«, murmelte er. »Sparen wir’s uns auf.«
Er packte mich an den Hüften. Ich versuchte nach ihm zu treten, aber er tat nichts, als mich auf die Seite zu rollen, so dass ich mit dem Gesicht zum vorderen Teil des Lasters lag. Dann griff er nach unten und zerrte mir den Rock bis zur Taille hinauf. Ich krümmte mich und bäumte mich auf, versuchte mich loszumachen, aber sein Grinsen wurde nur noch breiter.
»Rote Seide«, sagte er mit einem leisen Lachen, als er meinen Slip berührte. »Passend natürlich. Richtig hübsch. Armer Lucas. Der Junge hat wahrscheinlich nicht gewusst, wie ihm geschieht. Du hast wirklich gewusst, was du tust, Schätzchen, das muss ich dir lassen. Ein Erste-Klasse-Ticket ins Luxusleben … auch wenn’s halt bedeutet hat, dass du diesen Langweiler bumsen musst.« Er lächelte und strich mit einem Finger an der Innenseite meines Oberschenkels entlang. »Wenn du schon von der Bildfläche verschwinden musst, nehme ich mal an, ich kann dir wenigstens einen besseren Abgang verschaffen.«
Er warf noch einen Blick auf mich, stand dann auf und gingzum Fahrersitz zurück. Als er das Auto wieder auf die Straße lenkte, verstellte er den Rückspiegel so, dass er mich sehen konnte.
»Na also, das ist besser. Kann mir keine bessere Sicht vorstellen.«
Meine Angst wandelte sich zu Wut – blinder Wut.
Der Laster schlingerte auf den Seitenstreifen. Friesen fluchte. Mein Kopf wurde nach oben geschleudert und krachte dann wieder auf den Metallboden. Etwas schrammte meine Kopfhaut, als Friesen das Auto wieder auf die Straße lenkte.
»Verdammt«, sagte er, warf einen Blick in den Spiegel und lachte leise. »Das lenkt doch mehr ab, als ich dachte.«
Der Kratzer am Kopf pochte. Ich verdrehte den Hals und sah die scharfe Ecke einer verbogenen Verkleidung aus der Seitenwand des Lasters ragen. Ich krümmte mich, bis der metallene Grat auf gleicher Höhe mit meinem Knebel war; dann versuchte ich den Stoff über die Metallkante zu schieben. Stattdessen rumpelte der Laster über eine Reihe von Querfurchen in der Straße, und die Ecke schlitzte mir die Wange auf.
Friesens Blick wanderte wieder zum Spiegel. Ich erstarrte und wartete ab, bis er sich fürs Erste satt gesehen hatte und sich wieder aufs Fahren konzentrierte. Dann schob ich die Wange an dem Metallstreifen entlang. Diesmal blieb der Stoff des Knebels hängen.
Ich zerrte ihn über die Oberlippe herunter. Dann holperte der Laster über einen Buckel, und der Stoff riss sich wieder los. Ich bewegte den Kiefer, bis ich genug von meinem Mund frei bekommen hatte, um murmeln zu können. Ich sprach die Erstickungsformel. Friesen hustete. Ich erstarrte.
Er sah wieder in den Spiegel und lächelte. »Ich kriege hieranscheinend grade Atemprobleme. Das müssen diese roten Höschen sein. Sehen wir mal, ob ich einen Platz zum Halten finde.«
Sobald er wegsah, sprach ich die Formel wieder. Nichts. Ich versuchte ich es noch einmal. Er hustete und begann dann zu keuchen. Der Laster schlingerte. Friesen bemühte sich, ihn auf der Straße zu halten, und rang dabei nach Atem – es schien eine Ewigkeit zu dauern. Irgendwann kam der Wagen von der Straße ab und rumpelte über Gras.
Die rechte Seite sackte ab. Ein paar Sekunden lang polterte der Laster noch weiter, während er langsam immer tiefer in den Graben geriet. Dann kippte die Welt. Ich flog vom Boden hoch und prallte erst gegen die Seitenwand, dann gegen das Dach, wurde im Laster herumgeschleudert, bis ich nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Dann wurde alles still.
Als ich den Kopf hob, hingen die Sitze über mir. Der Laster war auf dem Dach gelandet. Ich bewegte mich, versuchte mich auf den Rücken zu wälzen. Das Auto stöhnte und zitterte, kam zur Ruhe und lag still.
Ich sah mich um auf der Suche nach irgendetwas, das scharfkantig genug war. Ein Fenster in meiner Nähe war zerbrochen, aber es war Sicherheitsglas – unbrauchbar.
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