Nacht der Tiger
Lichtbänder auf einem Krankenhausmonitor zogen die weißen und bunten Reflexe darüber hinweg. Doch auch aus dieser Entfernung konnten die drei ??? die beiden Gestalten im Auto erkennen. Und es sah ganz so aus, als sollte Justus recht behalten. Die Männer trugen allem Anschein nach keine Masken mehr.
»Okay«, sagte der Erste Detektiv. »Wir tun jetzt so, als wären wir drei Jugendliche, die von einer lustigen Party nach Hause fahren. Wir kurbeln die Fenster runter, blödeln rum, winken übertrieben fröhlich hinüber, rufen irgendetwas und fahren weiter. Alles klar?«
»Alles klar.«
»Guter Plan.« Bob nickte. »Dann mal – was, zum Teufel!«
Der Mercedes hatte auf einmal Gas gegeben! Im Nu hatte er zehn, zwanzig Meter Abstand.
»Die haben den Braten gerochen«, ärgerte sich Justus. »Vielleicht haben sie den Käfer in der Orange Street bemerkt und ihn wiedererkannt. Hinterher, Dritter!«
Bob gab Gas. Der Mercedes bog bei nächster Gelegenheit rechts in eine kleine Seitenstraße ab. Der dritte Detektiv schoss mit quietschenden Reifen um die Kurve.
»Links! Er ist links gefahren!«, rief Peter.
»Ich seh ihn!« Bob kurbelte am Lenkrad, der Wagen geriet ins Schlingern. Bob hatte alle Mühe, ihn auf Kurs zu halten. »Mist! Hier hat es geregnet. Die Straße ist schmierig!«
»Und wieder rechts!« Justus umklammerte den Haltegriff und deutete nach rechts.
»Ja doch!« Der dritte Detektiv legte sich in die Kurve, schrammte haarscharf an drei Mülltonnen vorbei und drückte das Gaspedal wieder durch.
Doch es war aussichtslos. Noch um zwei Ecken konnten sie dem Mercedes folgen, dann verschwanden seine Rücklichter aus ihrem Blickfeld. Bob drosselte das Tempo, fuhr an den Straßenrand und hielt an.
»Mann, der fuhr ja wie ein Henker!« Peter rieb sich am Kopf. Er war in einer der Kurven gegen das Fenster geknallt.
»Das war so knapp! So knapp!«, ärgerte sich Bob.
Peter wurde plötzlich blass. »Oh nein!«
Bob sah ihn an. »Was?«
»Das Ding! Das eklige Ding, das vorhin in meine Hose gekrochen ist!«
Justus sah verdrossen aus dem Fenster. Eine Katze hockte neben einer Plastiktüte und fraß irgendetwas. »Und daraus soll jetzt ein Gedicht werden«, schloss der Erste Detektiv und seufzte.
Am nächsten Vormittag trafen sich die drei ??? in der Zentrale, um über die Ereignisse der vergangenen Nacht Kriegsrat zu halten und eine Nachricht an Mr X zu formulieren.
Nachdem geklärt war, dass es eine kleine Eidechse gewesen war, die sich in Peters Hose verirrt hatte, machten sie sich an die Arbeit. Ihre erste Entscheidung stand sehr schnell fest: Sie wollten gleich anschließend zu Cotta gehen und mit ihm über die Sache reden. Inspektor Cotta vom Police Department in Rocky Beach hatte ihnen schon in vielen Fällen geholfen. Und sie ihm. Sie mussten ihn einweihen. Die Sache war einfach zu groß. Was genau sie Cotta allerdings erzählten, würde sich erst vor Ort zeigen. Die Sicherheit und Anonymität ihres Klienten, Mr X, musste auf jeden Fall gewährleistet bleiben.
Als Nächstes fassten sie die wesentlichen Informationen der letzten Nacht zusammen. Mr X hatte recht gehabt. In der Orange Street war ein Mercedes gestohlen worden. Des Weiteren war wichtig, dass es sich um zwei Männer gehandelt hatte, die zur Tarnung Tigermasken trugen. Die Männer waren sehr professionell vorgegangen, denn einen nagelneuen Mercedes S in so kurzer Zeit zu knacken und zu starten, war sicher nicht einfach. Und schließlich wollten sie Mr X noch mitteilen, dass die Ganoven auf der Pineapple Road nach Westen gefahren waren – vielleicht die Richtung, in der ein mögliches Zwischenversteck für gestohlene Autos lag.
»Nicht gerade viel«, befand Justus mit einem Blick auf die Notizen. »Die Bilder sind auch nichts geworden und Stimmen haben wir sowieso keine. Aber wenn uns Mr X das alles bestätigt, ist das zumindest ein Anfang. Er wird uns dann sicher informieren, wie es weitergehen soll.« Er sah seine Freunde an. »Und jetzt heißt es dichten, Kollegen! Los! Eure kreativen Potenziale sind gefragt!«
»Wisst ihr, was ich nach wie vor seltsam finde?« Peter wippteim Sessel nachdenklich vor und zurück. »Wenn Mr X so schöne Gedichte reimt, wieso kann er uns dann nicht gleich mehr und bessere Informationen über seine Leute zukommen lassen, anstatt uns auf Verbrecherjagd zu schicken?«
»Weil er sich damit zu sehr in Gefahr begäbe«, erwiderte Bob. »Das hatten wir doch schon.«
»Ich weiß nicht. Irgendwie ließen sich
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