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Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angélique Mundt
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LKA 41 im Polizeipräsidium betraten. Neben Ralf Meyer aus der Kriminaltechnik und Professor Alexander Clement aus der Rechtsmedizin war noch der junge Kommissar Malte Jacobi anwesend. Ihre Jacken hingen achtlos über den Stuhllehnen, und vor jedem stand ein Becher Kaffee. Koster und Liebetrau setzten sich.
    »So, dann können wir anfangen? Ich schlage vor, wir tragen zunächst den Stand der Ermittlungen zusammen«, sagte Koster. »Also: Gestern Morgen wurde in der Psychiatrie der Universitätsklinik eine Leiche aufgefunden. Strangulation. Es sieht nach Suizid aus, aber ein Fremdverschulden kommt theoretisch auch infrage. Für einen Suizid spricht, dass die Ausführung möglich war. Wenn ich den Bericht der Spurensicherung richtig verstanden habe, gab es keine Schleifspuren an der Kleidung, richtig?« Koster schaute Richtung Ralf Meyer, der zustimmend nickte. »Also hat sie niemand mit Gewalt ins Bad gezwungen.« Koster lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Die Schubladen der Nachtschränke standen offen. Als ob jemand etwas gesucht hat. Das könnte die Tote theoretisch auch selbst gewesen sein. Die Zeugin Gabriele Henke hat ausgesagt, dass die Zimmertür angelehnt gewesen sei. Es fehlen das Portemonnaie und das Tagebuch der Verstorbenen. Das könnten Anhaltspunkte für Fremdverschulden sein.« Er konnte sich einfach kein klares Bild davon machen, was in dieser Nacht vorgefallen sein mochte. Vielleicht war das typisch für die Psychiatrie. Eben nicht normal.
    »Alexander kannst du uns aus rechtsmedizinischer Sicht helfen?« Koster wandte sich an seinen Freund.
    »Nichts …«, begann der Rechtsmediziner und wiegte langsam den Kopf, »deutet auf einen Mord hin.«
    Alles sprach aus seiner Sicht dafür, dass Isabell Drost auf den Hocker gestiegen war, sich den Seidenschal in einer laufenden Schlinge um den Hals gelegt hatte, um anschließend den Hocker wegzustoßen, sodass die Schlinge sich unbarmherzig zuzog und ihr die Halsgefäße abdrückte. Es gab keine Abwehrverletzungen. Der Rechtsmediziner legte sich auf die Zeit zwischen 2.00 und 5.00 Uhr früh als Todeszeitpunkt fest. Zirka 5.30 Uhr hatte die Nachtschwester die Frau gefunden. Wie lange Gabriele Henke da schon vor der Toten gesessen hatte, blieb ihr Geheimnis.
    »Faserspuren?«, fragte Liebchen.
    »Wir haben Faserspuren an ihren Händen gefunden. Sie hat sich das Tuch selbst um den Hals gelegt.«
    »Drogen?« Liebchen hakte die Punkte in seinem Notizbuch ab.
    »Dem toxikologischen Befund zufolge war sie clean«, antwortete Clement geduldig.
    »Okay. Aus meiner Sicht sind keine Fragen mehr offen. Da hat keiner nachgeholfen.« Liebchen blickte entschlossen in die Runde.
    »Warum hat sie keinen Abschiedsbrief hinterlassen?«, traute sich der junge Kommissar Malte Jacobi zu fragen.
    »Vielleicht steht alles im Tagebuch. Wenn das auftaucht, löst sich alles in Wohlgefallen auf, na ja, oder so ähnlich. Außerdem schreibt nicht jeder Selbstmörder einen Abschiedsbrief.« Liebchen wollte keinen Einwand in letzter Sekunde gelten lassen. »Nichts deutet auf ein Verbrechen hin. Also können wir Feierabend machen.«
    Koster lächelte. Sein Kollege wollte nach Hause. Dort wartete seine Familie auf ihn. Anders als bei ihm.
    »Gut, ich informiere den Staatsanwalt und fahre morgen in die Klinik. Euch einen schönen Feierabend.« Koster schloss die Runde.

DRITTER TAG
    Die Morgenrunde hatte endlos gedauert. David Brömme spürte die Anspannung, die auf der Station lastete, fast körperlich. Die langatmigen Berichte der anderen Patienten über deren Albträume interessierten ihn nicht. Wo war Gabriele? In ihrem Zimmer jedenfalls nicht. Da hatte er als Erstes nachgesehen, als sie nicht zur Runde erschien. Er eilte die Treppen hinunter, um draußen auf dem Gelände nach ihr zu suchen. Er stoppte abrupt in der Eingangshalle, als er sie in einer der Telefonecken kauern sah. Er näherte sich vorsichtig und setzte sich zwei Kabinen weiter auf den Stuhl, nahm den Hörer ab und tat so, als ob er telefonierte. Sie schien nichts um sich herum zu bemerken. Er hörte sie deutlich und lauschte ungeniert.
    »Du hast dein Versprechen nicht gehalten. Du hast gesagt, du meldest dich. Wir wollten reden. Nichts. Hast du dich je gefragt, wie ich mich gefühlt habe, als du damals vom Erdboden verschwunden warst? Hast du dich das gefragt?«, zischte sie in den Telefonhörer. Sie schien ihre Erregung nur mühsam in Zaum halten zu können. »Nein, so viel Mitgefühl hast du nicht, nicht wahr? All die

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