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Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angélique Mundt
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Sterben alleine tragen. Meine Einstellung dazu ist nicht relevant. Ich darf den Respekt für sie als Menschen nicht verlieren, nur weil ich ihre Entscheidung nicht gutheiße und mich mit Schuldgefühlen quäle. Ich wünschte nur, ich könnte erfahren, ob sie mit ihrer Entscheidung ausgesöhnt war und es die erhoffte Erlösung brachte. Aber das werde ich nie erfahren.« Sie blinzelte, um ihre Tränen zurückzuhalten.
    »So habe ich das noch nie gesehen«, sagte Koster. »Für uns Kriminalbeamte ist die Leiche ein Gegenstand, den wir beschlagnahmen. Genauso wie die Abschiedsbriefe oder die Tagebücher. Es sind Indizien, die uns helfen über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Entscheiden wir als Todesursache auf Suizid, geben wir die Indizien, die Briefe, Tagebücher und den Leichnam frei. Dann geht es nicht mehr um Schuld.«
    »In der Therapie geht es häufig um Schuld. Schuld und Scham«, sagte sie. »Vorhin war eine andere Patientin hier, um mir ein Gedicht zu zeigen. Über den Tod. Sie glaubt, sie hat Isabell auf die Idee gebracht, sich etwas anzutun. Sie fühlt sich schuldig.«
    Er verspürte den Impuls, sie in den Arm zu nehmen. Das fehlte ihm gerade noch. Er musste einen Mörder finden!
    *
    Um Mitternacht schleppte sich Tessa erschöpft durch ihre kleine Dachgeschosswohnung, um sich ein Glas Wein aus der Küche zu holen. Das hatte sie sich verdient. Der alte Dielenboden knarrte, als sie barfuß ins Wohnzimmer zurücktappte, um einige Kerzen auf dem Sofatisch anzuzünden. Sie mochte es, wenn Kerzen diffuses Licht verbreiteten. Gerade als sie überlegte, ob sie es sich mit dem Glas Wein in der Badewanne bequem machen sollte, klingelte es an der Tür.
    Sie blickte zur Uhr. Wer mochte so spät noch vorbeikommen? Kommissar Koster hatte nach ihrem Gespräch noch einmal angerufen und ihr auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht hinterlassen. Er wollte ihr Unterlagen vorbeibringen, die er in Gabriele Henkes Wohnung gefunden hatte und die sie sich unbedingt anschauen sollte. Allerdings hatte er nichts davon gesagt, dass er die zu ihr nach Hause bringen wollte.
    Vorsichtig öffnete sie die Tür und hörte im Treppenhaus schnelle Schritte heraufeilen. Dann stand David Brömme vor ihr in der schwachen Treppenhausbeleuchtung.
    »Was machen Sie denn hier? Woher wissen Sie überhaupt, wo ich wohne?«, fragte sie überrascht.
    »Sie haben mal zu mir gesagt, ich soll zu Ihnen kommen, wenn Sie etwas für mich tun können.«
    »Aber so war das nicht gemeint. Ich kann Sie nicht reinlassen. Sie müssen gehen.«
    »Ich brauche fünf Minuten, es geht um Gabriele Henke.«
    Damit hatte er sie. Sie war zu neugierig und zu erschöpft, um sich mit ihm zu streiten. Sie trat einen Schritt zur Seite und ließ ihn seufzend herein. Er ging wortlos direkt ins Wohnzimmer durch und setzte sich auf das kleine Sofa.
    Tessa ging in die Küche, um Zeit zu gewinnen. Sie bereute bereits, ihn hereingelassen zu haben. Ihre verdammte Neugier. Es war nicht ihre Aufgabe, herauszufinden, wer Gabriele Henke ermordet hatte, sondern Kosters. Oder hoffte sie vielleicht auf seine Aufmerksamkeit? Koster … Sie riss sich zusammen. Jetzt war nicht die Zeit für eine Selbstanalyse. Sie wollte sich anhören, was Brömme zu sagen hatte, und zusehen, dass er schnell wieder ging.
    Als sie mit zwei Gläsern Wasser zurückkam, saß er reglos auf dem Sofa und hatte nicht einmal seine Jacke ausgezogen. Wortlos nahm er das Glas und starrte hinein. Das Kerzenlicht warf flackernde Schatten auf sein Gesicht. Er sah jung und verletzlich aus. Tessa griff nach dem Schalter der Stehlampe und beendete die romantische Beleuchtung.
    »Machen wir es kurz. Ich dürfte hier gar nicht mit Ihnen sitzen, Sie sind ein Patient.« Sie versuchte, die Situation zu retten.
    »Ich bin nicht Ihr Patient. Sie sind nicht meine Therapeutin.« Für ihn schien es einfach. Doch es gab Regeln, und Tessa war nicht wohl dabei, sie zu brechen.
    »Wenn Sie etwas über den Mord an Gabriele Henke wissen, dann sollten Sie zur Polizei gehen.«
    »Ich glaube, sie hatte Streit mit ihrem Ex. Wenn wir den finden …«
    »Woher wissen Sie das?«, fiel sie ihm ins Wort. Sie wünschte, er würde endlich sagen, was er zu sagen hatte.
    Als ob er erraten hätte, was ihr durch den Kopf ging, setzte er nach: »Okay, ich habe ein Telefonat belauscht. Sie hat ihn erpresst.« Brömme schien um seinen nächsten Satz zu ringen. »Ich bin nicht gut im Reden … Ich mag die See. Wissen Sie, Gabriele war wie raue See, kurze Wellen,

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