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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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auf und steckte sie in den Mund.
    »Bin ich schädlich fürs Geschäft, stößt du dich irgendwie an meinem Äußeren?«, fragte er.
    »Wir leben in völlig verschiedenen Welten, Jerry Joe.«
    »Nimm dir meine Akte vor. Fünfmal hopsgenommen, zweimal verurteilt, beide Male wegen Betreibens illegaler Spielgeräte. Und das in einem Staat, in dem Hahnenkämpfe erlaubt sind ... Hast du ’ne Jukebox hier?«
    »Nein.«
    »Ich hab von dem ertrunkenen schwarzen Mädchen gehört. Steckt Mingo dahinter?«
    »Sein Name steht jedenfalls auf dem Haftbefehl.«
    »Er sagt, seine Karre war geklaut worden.«
    »Wir haben zwei Zeugen, die ihn zusammen mit dem Mädchen in dem Wagen gesehen haben.«
    »Dazu müssen sie aber auch stehen. Stimmt’s?«, sagte er.
    »Nichts spricht dagegen, und so sollte es besser auch bleiben.«
    Er schob mit dem Handballen den Teller weg, stützte sich auf die Ellbogen, beugte sich vor und rollte den Zahnstocher zwischen den Zähnen hin und her. Unter den bronzenen Haaren an seinem rechten Unterarm war eine Tätowierung, ein roter Fallschirm und der Schriftzug
101st Airborne.
    »Ich engagiere Jungs wie Mingo, damit ich mir Ärger vom Hals halte, nicht damit ich welchen kriege. Aber wenn ich einen meiner Leute preisgeben soll, auch wenn er vielleicht ein Scheißkerl ist, brauch ich ... wie heißt doch der Ausdruck ... zwingende Gründe, genau, das isses«, sagte er.
    »Was hältst du von Beihilfe, beziehungsweise Begünstigung nach der Tat?«
    Er kratzte sich am Kinn und schaute sich im Köderladen um. Er hatte Lachfältchen um die Augenwinkel. »Gefällt dir mein Tattoo? Die gleiche Einheit, in der Jimi Hendrix war.«
    Ich schob ihm eine Serviette und einen Bleistiftstummel zu. »Schreib eine Adresse auf, Jerry Joe. Die Polizei von New Orleans greift ihn sich. Du hast damit überhaupt nichts zu tun.«
    »Warum besorgst du dir keine Jukebox? Ich schick einen meiner Leute vorbei und lass dir eine aufstellen. Du brauchst auch keine getürkten Münzen. Du behältst hundert Prozent«, sagte er. »Hey, Dave, das haut schon alles hin. Ein neuer Tag bricht an. Ich garantiert’s dir. Lass dich von diesem Aaron Crown nicht einwickeln.«
    »Was?«
    Aber er trank sein Bier aus, zwinkerte mir zu, als er seinen Panamahut aufsetzte, ging dann hinaus zum Cadillac und wartete auf Clete.

8
    Als ich am Montagmorgen zur Arbeit ging, kam ich auf dem Parkplatz an Karyn LaRoses blauem Mazda-Kabriolett vorbei. Sie saß am Lenkrad, hatte eine dunkle Sonnenbrille auf und ein weißes Tuch um die Haare gebunden. Als ich in ihre Richtung blickte, zog sie eine Schnute, nahm eine Illustrierte vom Beifahrersitz und las darin.
    »Da wartet ein Typ, der wie ein Professor redet und dich sprechen will, Dave«, sagte Wally, unser Telefonist. Er wog viel zu viel und war ständig rot im Gesicht, so als ob er gerade ein paar Treppen hochgestiegen wäre, und jedes Mal, wenn er lachte, für gewöhnlich über seine eigenen Witze, pfiff und keuchte es tief in seiner Brust.
    Ich schaute durch die Tür des Wartezimmers und deutete dann mit dem Finger auf den Rücken eines weißhaarigen Mannes.
    »Der Gentleman dort?«, fragte ich Wally.
    »Schaun wir mal. Wir haben zwei Penner da draußen, einen Kautionsadvokaten, eine Frau, die behauptet, dass sie über ihre Lockenwickler elektrische Signale von UFOs empfängt, den Schwarzen, der die Klos putzt, und den Professor. Sag mir Bescheid, welcher es deiner Ansicht nach is’, Dave.« Er strahlte über seinen eigenen Witz.
    Clay Mason, der eine braune, auf Taille geschnittene Westernjacke mit grünen und goldenen Stickereien, ein türkises Hemd mit Druckknöpfen, gestreifte Vaquerohosen und gelbe  Cowboystiefel trug, saß auf einem Klappstuhl und hatte einen hohen, perlgrauen Stetson auf den Knien liegen.
    Ich wusste von vornherein, dass ich ihn nicht mochte, tat ihn als Rattenfänger ab, der mit halluzinogenen Drogen hantierte, hielt ihn für verantwortungslos, für einen Anachronismus, der sich weigerte, mit dem Ende der Sechzigerjahre abzutreten. Doch ich sollte erfahren, dass ein psychedelischer Harlekin nicht einfach dadurch überlebt, dass er den psychedelischen Harlekin spielt.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?«, fragte ich.
    »Ja, besten Dank. Es dauert nur ein paar Minuten«, sagte er, drehte sich um und blickte gedankenverloren zu mir auf. Er wollte aufstehen, ließ sich dann aber zurücksinken. Ich fasste ihn am Ellbogen und erschrak, wie leicht und zerbrechlich sich seine Knochen

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