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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
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Felsbrocken hinab, die an dieser Stelle vor der äußeren Burgmauer platziert worden waren, um eventuelle Angreifer abzuwehren. Wer hier von einer Belagerungsleiter fiel, stürzte in den sicheren Tod.
    »Er ist tot«, schimpfte Kit. »Jetzt kann er nicht mehr verhört werden. Ich wusste, ich hätte den Dolch werfen sollen, bevor er auf die Brüstung sprang. Verdammt. Ich hatte eigentlich beabsichtigt, dass er auf diese Seite fällt, nicht auf die andere. Hätte mir denken können, dass er sich lieber nach draußen wirft, als sich von uns fangen zu lassen.«
    Stryder starrte Kit mit offenem Mund an. »Ich hätte da ein Wörtchen mit dir zu reden, Bruderherz.«
    Kits Blick richtete sich kurz auf Stryders Gesicht und dann sofort wieder weg. Er machte Anstalten, von der Brüstung zu klettern.
    »Halt!«, rief Stryder.
    Kit wirbelte herum. »Ich bin kein Hund, Stryder, den du einfach zurückpfeifen kannst.«
    »Nein«, sagte dieser und legte Kit beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Du bist mein Bruder. Aber ich will wissen, was hier los ist. Und vor allem, woher du wusstest, dass er hinter mir her war.«
    Kit fuhr sich mit allen zehn Fingern durch sein dichtes schwarzes Haar. »Ich habe gesehen, wie er Christian angriff, und bin ihm gefolgt. Ich wollte ihn stillschweigend beseitigen. Leider ist er mir entwischt.
    Seit du den Turnierplatz verlassen hast, sind alle deine Männer angegriffen worden. Also war meine Vermutung, dass du der Nächste wärst. Ich wollte dich gerade warnen gehen, da sah ich ihn wieder und verfolgte ihn. Ihr beide, du und Rowena, seid uns nur zufällig ins Gehege gekommen.«
    Stryder wusste nicht, was ihn mehr schockierte: die Tatsache, dass sein Bruder kaltblütig hinter einem Attentäter herjagte, oder dass Letzterer die Kühnheit besaß, seine Männer am helllichten Tag vor aller Augen anzugreifen. »Was - meine Männer wurden angegriffen? Was soll das heißen?«
    »Es geht ihnen gut. Ich glaube nicht, dass diese Angriffe ernst gemeint waren. Es hat sie einfach unvorbereitet erwischt, und dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich hätte nie geglaubt, dass diese Schurken es wagen würden, am helllichten Tag anzugreifen. Außerdem konnte ich nicht ahnen, dass es auch euch treffen würde.« Kit richtete den Blick auf die Stelle, wo er den Mann mit seinem Dolch erwischt hatte. »Wenigstens einer weniger, über den wir uns den Kopf zerbrechen müssen.«
    Stryder fand Kits Ton und den seltsamen Glanz in seinen Augen gar nicht witzig. »Wurde jemand verletzt?«
    »Ja, Christian. Eine Stichwunde im Arm.« Kit wirkte regelrecht zerknirscht.
    »Was verschweigst du mir?«
    Kit kletterte, ohne ein Wort zu sagen, die Brüstung herunter. Stryder sprang ihm nach.
    Sein Bruder machte sich wortlos auf den Rückweg.
    »Kit!«, rief er ungehalten hinter ihm her. Als er seinen Bruder eingeholt hatte, packte er ihn beim Arm. »Was geht da vor? Und sag bloß nicht wieder, du weißt es nicht. Oder hältst du mich für blöd?«
    Kit weigerte sich, ihn anzusehen. Auf seinem Gesicht zeichneten sich hektische rote Flecken ab. Was immer es auch war, es musste ihm schwer zu schaffen machen.
    »Du kannst mir alles sagen«, meinte Stryder, ein wenig sanfter. »Das weißt du doch.«
    In Kits Kiefer begann ein Muskel zu zucken. »Ich will nicht, dass dir etwas geschieht, und ich will dir auch nichts tun.« Endlich blickte ihm Kit direkt ins Gesicht. Er meinte es ehrlich, das sah man ihm an. »Was immer du auch denkst oder über mich erfährst, diese beiden Dinge darfst du nie vergessen.«
    Stryders Herz verkrampfte sich. Er musste an das denken, was Damien ihm hasserfüllt ins Gesicht geschleudert hatte. »Du bist Aquarius, nicht wahr?«
    Kit traten die Tränen in die Augen, und er blickte hastig weg. Sein Bruder begann am ganzen Körper zu zittern und ließ beschämt den Kopf hängen.
    Stryder stockte der Atem, wenn er daran dachte, wie oft er sich mit Kit durch die Wand ihres Kerkers unterhalten hatte. Wie oft er seinem Bruder versprochen hatte, ihn zu retten, ohne zu wissen, dass es Kit war, mit dem er sprach. Kit, dessen Schreie ihn seit Jahren bis in seine schlimmsten Träume verfolgten.
    Und am Ende hatte er ihn doch im Stich gelassen.
    Als Stryder erkannte, was er getan hatte, wäre er am liebsten gestorben.
    Er nahm seinen Bruder in die Arme und drückte ihn fest an sich. »Großer Gott, Kit, ich wusste nicht, dass du es warst. Ich schwöre, ich hätte dich nie dort zurückgelassen. Wenn ich auch nur eine Ahnung

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