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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
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legte sie ihre Laute beiseite und hastete auf die Wendeltreppe zu. Jene wenigen, die sich noch mit ihr unterhalten wollten, fertigte sie rasch, aber höflich ab.
    Als sie atemlos auf der Empore ankam und sich umblickte, entdeckte sie keine Spur mehr von ihm. Wo war er hin? Der einzige Ausgang führte über diese Treppe hinab.
    Hatte sie sich getäuscht? Hatte sie ihn nur gesehen, weil sie es sich so sehr wünschte?
    »Stryder?«
    Sie wollte gerade an einer Tür vorbeieilen, als sie von seiner ruhigen Stimme aufgehalten wurde. »Ich bin hier, Rowena.«
    Sie fuhr herum und sah ihn aus dem Schatten des Türsturzes treten. Wie schön, ihn wieder auf den Beinen zu sehen!
    Bevor sie sich davon abhalten konnte, hatte sie sich ihm bereits an den Hals geworfen. Und küsste ihn wie wild.
    Stryder knurrte und hielt sie fest umschlungen. Sie schmeckte so süß, so warm und weich. Nach Hoffnung.
    Aber vor allem nach Rowena, nach der ihr eigenen, einzigartigen Weiblichkeit.
    Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und trank sich an ihren Lippen satt. Ihre Hände, die über seinen Rücken streichelten, wischten jeden Zweifel, jede Angst, die er ihretwegen gehabt hatte, fort.
    Langsam, zögernd, hob sie den Kopf. »Warum seid Ihr gekommen? Hatten wir nicht vereinbart, uns aus dem Weg zu gehen?«
    »Ich glaubte nicht, dass Ihr mich entdecken würdet.«
    »Aber Ihr saht mich?«
    »Aye.« Er legte seine warme, große Hand an ihre Wange. »Ihr seid eine äußerst talentierte Maid.«
    »Und die Sorte könnt Ihr nicht ausstehen.«
    »Euch schon.«
    Sie legte ihre Hand auf die seine, schob ihr Gesicht in seine Handfläche und gab ihm einen zärtlichen Kuss. »Ihr helft mir nicht gerade, mich von Euch fern zu halten.«
    »Ich weiß. Ihr lockt mich wie eine Sirene.«
    »Vielleicht sollten wir Eure Männer bitten, Euch an einen Mast zu binden?«
    Er lachte über ihre Anspielung auf Odysseus, der die Begegnung mit den Sirenen nur überstanden hatte, weil er sich von seinen Männern an den Schiffsmast hatte binden lassen. »Das sollte Swan übernehmen. Dann könnten wir uns darauf verlassen, dass die Stricke hallten. Bei den anderen wäre ich mir nicht so sicher.«
    Sie musste grinsen. »Wo ist Eure bunt zusammengewürfelte Schar?«
    »Auf Spurensuche, überall in der Grafschaft.«
    »Rowena!«
    Beide wandten sich um und sahen Joanne die Wendeltreppe heraufeilen. Tränenüberströmt und mit kreidebleichem Gesicht kam sie auf sie zugerannt.
    »Was ist passiert?«, fragte Rowena erschrocken.
    Ihre Gefährtin schluchzte. »Es ist Elizabeth. Sie ist tot.«

14. Kapitel
    Rowena war froh, dass Stryder da war, um ihr in diesem Moment Halt zu geben. Ihr Schmerz war so groß, dass sie ansonsten gewiss zusammengebrochen wäre.
    Tränen schossen ihr in die Augen und rannen ihr ungehindert über die Wangen. »Was meinst du damit? Wie kann Elizabeth tot sein?«
    Joanne versuchte die eigenen Tränen wegzuwischen. »Ein Leibgardist des Königs hat ihre Leiche aus dem See gefischt. Man nimmt an, dass sie aus Versehen hineinfiel und von ihren Röcken unter Wasser gezogen wurde.«
    »Nein«, hauchte Rowena entsetzt. »Unmöglich. Warum sollte sie allein zum See hinuntergehen?«
    »Du weißt doch, wie sie war«, meinte Joanne. »Sie hat heute früh zu mir gesagt, dass sie sich dort mit jemandem treffen will.«
    Die beiden fielen einander schluchzend um den Hals und beweinten den Tod ihrer geliebten Freundin.
    Wie konnte Elizabeth plötzlich tot sein? Sie war ein wichtiges Mitglied ihrer Gemeinschaft, sie gehörte zu ihnen, seit sie vor ein paar Jahren in ihr Haus gekommen war.
    Rowena spürte Stryders große Hand, die tröstend ihren Rücken rieb. Da wandte sie sich von Joanne ab und flüchtete sich in seine Arme. Sie brauchte seine Stärke. Seinen Trost.
    »Es tut mir so Leid, Rowena«, flüsterte er, den Mund an ihrem Haar.
    »Sie kann nicht tot sein«, heulte Rowena auf. »Das kann nicht sein.«
    Unten in der Halle entstand Unruhe. Aufgeregte Stimmen drangen zu ihnen herauf und übertönten Rowenas Weinen. Elizabeths Tod hatte sich wie ein Lauffeuer unter den Adeligen verbreitet.
    »Ich wünschte, wir wären nie hergekommen«, schimpfte Joanne. »Diese Veranstaltung stand von Anfang an unter einem bösen Stern. Und jetzt das noch ...«
    »Sch«, beschwichtigte Rowena ihre Gefährtin. »Es war ein Unfall«, sagte sie, die Hand ihrer Freundin drückend. »Ein dummer Unfall.«
    Es gab jetzt einiges zu erledigen, Vorbereitungen zu treffen. Jemand musste sich um den

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