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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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verließ ihn mit dem Gedanken, daß die Schar und ich bis zum Hals in der Sache drinsteckten. An allen Ecken gab es Ärger. Wir hat- ten zuviel zum Jonglieren. Nur jonglierten wir statt mit Bällen mit Messern, deren Schneiden vergiftet waren.
Mit flottem Schritt ging ich nach unten zu Goblin und erzählte ihm von unseren wachsenden Schwierigkeiten. Über die er auch nicht glücklicher war als Elmo oder ich.

DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Juniper: Befragung
    Shed hatte keinen weiteren Ärger mit Erpressern. Jemand erzählte dem Magistrat, daß er Wal- ly umgebracht hätte. Entweder glaubte der Magistrat das nicht, oder es war ihm egal. Dann tauchte Bullocks Begleiter bei ihm auf. Shed ließ fast einen wertvollen Tonkrug fallen. Davor hatte er sich sicher gewähnt. Die einzigen Menschen, die Bescheid wußten, waren weit fort. Er zwang seine Nerven und seine Schuldgefühle unter Kontrolle und ging zu dem Tisch, an den der Mann sich gesetzt hatte. »Wie können wir Euch zu Diensten sein, Erhabener Herr?«
»Bring mir etwas zu essen und deinen besten Wein, Wirt.« Shed hob eine Augenbraue. »Herr?«
»Ich werde dafür bezahlen. Im Stiefel kann es sich niemand leisten, Mahlzeiten zu ver- schenken.«
»Das ist wohl wahr, Herr. Das ist wohl wahr.« Als Shed mit dem Wein zurückkam, stellte der Inquisitor fest: »Es scheint dir wohl zu erge- hen, Wirt.«
Shed schnaubte. »Wir leben am Rand der Existenz, Erhabener Herr. An einem unsicheren Rand. Eine schlechte Woche könnte mich vernichten. Ich verbringe jeden Winter damit, mir von einem Geldverleiher etwas zu borgen, um einen anderen zu bezahlen. Allerdings war die- ser Sommer gut. Ich habe einen Teilhaber gefunden. Ich konnte einige Dinge richten. Das macht das Geschäft attraktiver. Vermutlich das letzte Aufflackern vor dem Ende.« Er setzte seine säuerlichste Miene auf.
Der Inquisitor nickte: »Laß die Flasche stehen. Laß die Bruderschaft einen Beitrag zu dei- nem Wohlergehen leisten.«
»Ich will mich nicht bereichern, Erhabener Herr.« »Warum ein Narr sein? Berechne mir das gleiche wie allen anderen auch.« Im Geiste setzte Shed die Rechnung um zwanzig Prozent über das übliche hinauf. Er war froh, daß er die Flasche los wurde. Raven hatte ihn mit etlichen davon zurückgelassen. Als Shed das Essen brachte, meinte der Inquisitor: »Hol dir einen Becher und setz dich zu mir.«
Sheds Nerven spannten sich wie eine Bogensehne. Etwas stimmte hier nicht. Sie hatten et- was gerochen. »Wie Ihr wünscht, Erhabener Herr.« Er schlurfte zur Theke und holte seinen persönlichen Becher. Er war staubig. In letzter Zeit hatte er nicht viel getrunken, weil er fürchtete, daß der Wein seine Zunge lösen würde.
    »Setz dich. Und mach nicht solch ein finsteres Gesicht. Du hast doch nichts angestellt, oder?
Ich weiß noch nicht einmal deinen Namen.« »Shed, Erhabener Herr. Marron Shed. Die Eiserne Lilie befindet sich seit drei Generationen im Besitz meiner Familie.«
»Bewundernswert. Eine Stätte mit Tradition. Dieser Tage verliert die Tradition mehr und mehr an Bedeutung.«
»Wie Ihr meint, Erhabener Herr.«
»Ich glaube, unser Ruf ist mir vorausgeeilt. Beruhige dich doch.« »Wie kann ich Euch behilflich sein, Erhabener Herr?« »Ich suche nach einem Mann namens Asa. Meines Wissens nach war er hier Stammkunde.« »Das war er, Herr«, gab Shed zu. »Ich kannte ihn gut. Ein fauler Tunichtgut. Haßte ehrliche Arbeit. Hat nie auch nur ein Kupferstück besessen. Trotzdem war er in gewisser Hinsicht ein Freund und auf seine Art großzügig. Im Winter habe ich ihn auf dem Boden des Schankraums schlafen lassen, weil er es in den Zeiten, als es mir schlecht erging, nie versäumt hat, mir Holz für das Feuer zu bringen.«
Der Inquisitor nickte. Shed entschied sich, weitgehend die Wahrheit zu sagen. Er konnte Asa nicht schaden. Asa befand sich jenseits der Reichweite der Wächter. »Weißt du, woher er sich das Holz beschafft hat?« Shed täuschte unverhohlene Verlegenheit vor. »Er hat es in der Einfriedung gesammelt, Er- habener Herr. Ich war mir nicht sicher, ob ich es verwenden sollte. Es war nicht verboten. Aber es schien dennoch unrecht zu sein.« Der Inquisitor lächelte und nickte. »Dich trifft kein Verschulden, Marron Shed. Die Bruder- schaft geht nicht gegen das Holzsammeln vor. Die Einfriedung wird dadurch vor dem Ver- wildern bewahrt.«
»Warum sucht Ihr dann nach Asa?«
»Soweit ich weiß, arbeitete er für einen Mann namens Krage.« »In gewisser Hinsicht ja. Für kurze Zeit.

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