Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
sind dort unten, wenn die ersten Schiffe Segel setzen. Es ist fast wie eine Art Feiertag.« Kaufte der Inquisitor ihm das ab? Verdammt. Er mußte es ihm einfach abkaufen. Einen Inquisitor wurde man nicht dadurch los, daß man ihn an die Schwar- ze Burg verkaufte.
Müde schüttelte der Inquisitor den Kopf. »Ich hatte schon befürchtet, daß du mir eine solche Geschichte erzählen würdest. Verdammt. Du läßt mir keine andere Wahl.« Sheds Herz schlug ihm bis zum Hals. Verrückte Ideen schwärmten durch seinen Kopf. Schlag den Inquisitor nieder, schnapp dir den Geldkasten, renn los. »Ich hasse Reisen, Shed. Aber entweder Bullock oder ich werden diese Leute verfolgen müssen. Rate mal, an wem das wieder hängenbleiben wird?« Erleichterung überflutete Shed. »Sie verfolgen, Erhabener Herr? Aber das Gesetz in jenen Ländern erkennt das Recht der Bruderschaft nicht an…« »Das wird nicht leicht werden, nicht wahr? Die Barbaren verstehen uns einfach nicht.« Er goß sich Wein nach und starrte nachdenklich eine lange Zeit in den Becher. Schließlich sagte er: »Danke, Marron Shed. Du bist eine große Hilfe gewesen.« Shed hoffte, daß diese Worte eine Entlassung waren. Er stand auf. »Sonst noch etwas, Erha- bener Herr?«
»Wünsche mir Glück.«
»Selbstverständlich, Herr. Noch an diesem Abend werde ich ein Gebet für Eure Mission sprechen.«
Der Inquisitor nickte. »Danke.« Er starrte wieder in seinen Becher.
    Er ließ ein ansehnliches Trinkgeld zurück. Aber als Shed es einsteckte, war ihm unbehaglich
zumute. Die Inquisitoren genossen den Ruf, äußerst beharrlich zu sein. Und wenn sie Asa nun erwischten?

VIERUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Juniper: Schattentanz
    »Ich denke, ich war recht geschickt«, sagte ich zu Goblin. »Ihr hättet diesen Shed sehen sollen«, gackerte Pfandleiher. »Ein feiges Hühnchen, das wie ein Schwein schwitzte und wie ein Hund log. Ein Einmannzoo.« »Ob er wirklich gelogen hat?« sinnierte ich. »Er hat eigentlich nichts gesagt, das dem wider- sprach, was wir wissen.«
»Was hast du erfahren?« fragte Goblin.
»Ich denke, er hat gelogen«, beharrte Pfandleiher. »Vielleicht nur dadurch, daß er nicht alles sagte, was er wußte, aber er hat gelogen. Irgendwie steckt er mit drin.« »Dann bleib du in der Nähe der Lilie. Behalte ihn im Auge.« »Was hast du erfahren?« wollte Goblin wissen. Elmo trat ein. »Wie ist es gelaufen?«
»Großartig«, sagte ich. »Ich habe herausgefunden, was mit Raven geschehen ist.« »Was?« fragten er und Goblin gleichzeitig. »Er hat die Stadt verlassen. Per Schiff. Am Tag der Hafenöffnung.« »Darling auch?« fragte Goblin.
»Hast du sie irgendwo gesehen? Was glaubst du denn?« Pfandleiher sagte nachdenklich: »Aber dieser Asa ist mit ihm gegangen. Der alte Shed sagte, daß sie beide gleich am ersten Tag abgereist seien.« »Kann gut sein. Ich war stolz darauf, daß ich ihn damit erwischt hatte. Für mich sieht es mittlerweile so aus, als ob dieser Shed unser einziges loses Ende darstellt. Er ist der einzige, der weiß, was mit ihnen geschehen ist. Wenn es keinen Shed gibt, dann gibt es vielleicht auch niemanden, der Bullock oder den Unterworfenen irgend etwas erzählen könnte.« Elmo runzelte die Stirn. Dieser Vorschlag entsprach eher seiner Gemütsart als der meinigen. Er dachte, daß ich ihn in allem Ernst gemacht hatte. »Ich weiß nicht. Mir kommt das zu ein- fach vor. Jedenfalls fallen wir da unten allmählich auf, nicht wahr?« Goblin nickte. »Wir gelten dort als Matrosen, die ihr Schiff verpaßt haben, aber die Leute reden untereinander und versuchen uns einzuordnen. Wenn Shed jetzt stirbt, verursacht das vielleicht genug Aufruhr, daß Bullock ins Grübeln gerät. Wenn er anfängt, darüber nachzu- denken, wird sich die Geschichte über kurz oder lang zu den Unterworfenen herumsprechen. Ich meine, wir sollten uns die heldenhaften Maßnahmen für heldenhafte Umstände aufspa- ren.«
    Pfandleiher war der gleichen Meinung. »Dieser Shed hat irgend etwas zu verbergen. Das
spüre ich. Croaker hat ihm von dem Einbruch in die Katakomben erzählt. Er zuckte kaum mit der Wimper. Jeder andere wäre losgerannt und hätte die Nachricht wie ein Lauffeuer verbrei- tet.«
»Hat Kingpin ihn noch im Auge?« fragte ich. »Er und Sharkey und Kitzel wechseln sich ab. Er kann noch nicht einmal kacken gehen, oh- ne daß wir es erfahren.«
»Prima. Bleibt dran. Aber laßt ihn in Ruhe. Wir wollen ihn nur von Bullock und den Unter- worfenen fernhalten.« Ich versank tief

Weitere Kostenlose Bücher