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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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sicher nichts aus, eine wert- vollere Sicherheit als dein Wort zu hinterlegen?« »Herr?«
»Ich will einen Leihschein auf die Lilie.« Shed tat so, als ob er angestrengt nachdachte. Schließlich sagte er: »In Ordnung. Sie ist das Risiko wert.«
    Gilbert lächelte wie ein hungriges Wiesel, schaffte es jedoch, gleichzeitig besorgt auszuse-
hen. »Warte hier. Ich lasse eine Notiz anfertigen und hole das Geld.« Shed lächelte böse, als Gilbert den Raum verließ.

SECHSUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Juniper: Abschied zwischen Liebenden
    Shed brachte sein Gespann in der Gasse hinter Sues Haus zum Stehen, rannte nach vorne, hämmerte an die Tür. Für den Stiefel war es ein erstklassiges Haus. Innen bewachte ein Mann den Eingang. Hier lebten acht Frauen, jede in ihrer eigenen Wohnung. Alle betrieben das glei- che Gewerbe wie Sue. Alle verlangten beträchtliche Beträge für ihre Dienste. »Hallo, Meister Shed«, sagte der Türwächter. »Geht nur nach oben. Sie erwartet Euch schon.«
Shed gab ihm ein Trinkgeld, was er zuvor noch nie getan hatte. Der Mann wurde unterwür- fig. Shed achtete nicht auf ihn und stieg die Treppe hinauf. Jetzt kam der schwierige Teil. Den kuhäugigen Liebhaber zu spielen, nachdem er nicht län- ger blind war. Aber er würde sie schon zum Narren halten, ebenso, wie sie ihn zum Narren gehalten hatte. Strahlend schön machte sie die Tür auf. Sheds Herz stieg ihm in die Kehle. Er drückte ihr etwas in die Hand. »Das ist für dich.« »Ach, Marron, das hättest du doch nicht tun sollen.« Aber wenn er es nicht getan hätte, wäre er nicht weiter als bis zu ihrer Tür gekommen. »Was für ein sonderbares Halsband. Sind das Schlangen?«
»Echtes Silber«, sagte er. »Und Rubine. Es hat mir ins Auge gestochen. Häßlich, aber die Verarbeitung ist großartig.«
»Es ist wunderschön, Marron. Wieviel hat es gekostet?« »Zuviel«, sagte Shed mit düsterem Lächeln. »Ich kann es dir nicht sagen. Mehr, als ich je für etwas bezahlt habe.«
Sue verfolgte das nicht weiter. »Komm zu mir, Marron.« Sie mußte die Anweisung erhalten haben, daß er sorgsam eingelullt werden sollte. Sonst machte sie es ihm immer erst schwer, bevor sie schließlich doch nachgab. Sie begann sich auszuziehen. Shed kam zu ihr. Er nahm sie grob und heftig, was er zuvor nicht getan hatte. Dann nahm er sie noch einmal. Als es vorbei war, fragte sie: »Was ist denn in dich gefahren?« »Ich habe eine große Überraschung für dich. Eine Riesenüberraschung. Ich weiß, daß sie dir gefallen wird. Kannst du dich heimlich hier herausschleichen?« »Natürlich. Aber warum?«
»Das ist doch die Überraschung. Tust du es? Ich verspreche, daß du nicht enttäuscht sein wirst.«
»Ich verstehe das nicht.«
»Tu es einfach. Schleich dich ein paar Minuten, nachdem ich gegangen bin, hinaus. Wir tref-
    fen uns in der Gasse. Ich will dich zu einem Ort fahren und dir etwas zeigen. Trage unbedingt
das Halsband.«
»Was hast du denn bloß vor?« Sie klang amüsiert, nicht argwöhnisch. Gut, dachte Shed. Er zog sich an. »Das sage ich dir jetzt noch nicht, Liebling. Das wird die größte Überraschung deines Lebens werden. Ich will sie dir nicht verderben.« Er ging zur Tür. »Fünf Minuten?« rief sie.
»Laß mich nicht warten. Ich werde zum Bären, wenn ich warten muß. Und vergiß das Hals- band nicht.«
»Das werde ich nicht, Schatz.«
Shed wartete fast fünfzehn Minuten. Er wurde allmählich ungeduldig, war aber auch sicher, daß die Gier Sue schon hervorlocken würde. Sie hatte schon angebissen. Sie spielte nur noch mit ihm.
»Marron?« Ihre Stimme klang sanft und melodisch. Das Herz drehte sich ihm um. Wie konnte er so etwas nur tun?
»Hier drüben, Liebling.« Sie kam zu ihm. Er nahm sie in die Arme. »Na, na. Das reicht jetzt. Ich will meine Überraschung haben. Ich kann es kaum erwarten.« Shed holte tief Luft. Tu es! schrie er innerlich. »Ich helfe dir beim Aufsteigen.« Sie drehte sich um. Jetzt! Aber seine Hände schienen bleischwer zu sein. »Komm schon, Marron.«
Er schlug zu. Sue prallte gegen den Wagen, sie gab nur ein leises Wimmern von sich. Als sie abprallte, schlug er noch einmal zu. Sie erschlaffte. Aus dem Wagen holte er einen Knebel, zwängte ihn ihr in den Mund, bevor sie schreien konnte, und fesselte ihr dann rasch die Hän- de. Als er nach ihren Knöcheln faßte, begann sie um sich zu treten. Er trat zurück, und beina- he hätte die Wut ihn übermannt.
Sie hörte auf, sich zu wehren. Als er mit den Fesseln fertig war, setzte

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