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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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versuche ich noch, das zu ignorieren, aber es geht einfach nicht – auch eine Nachwirkung der Drogen. Also schön, wer auch immer du bist, du hast gewonnen; aber wehe, es ist nicht wichtig. Ich ziehe meine Sinne zusammen und wende mich in die Richtung, aus der ich mich beobachtet fühle.
     
    Alex steht am Rand der Menge und visiert mich an. Das hätte ich jetzt nicht gedacht. Wenn er hier ist, muss Fay auch irgendwo sein. Nur spüren kann ich sie nicht – aber das wäre auch zu viel verlangt, bedenkt man die kurze Zeit, die sie in meiner Gegenwart verbracht hat. Ich will ihm schon zuwinken und mich wieder abwenden, als mir etwas auffällt: Er sieht blass und aufgewühlt aus. Außerdem trägt er keine Krawatte mehr. Nanu, was ist da denn passiert? Eigentlich bin ich neugierig, aber auf der anderen Seite habe ich mich auch über ihn geärgert – und ich kann so nachtragend sein.
    Dennoch kann ich es nicht lassen, Alex weiterhin zu mustern. Er sieht einfach zu gut aus – auch ohne „Kulturstrick“. Um ehrlich zu sein, erfreut es mich, seine Aufmerksamkeit doch noch zu besitzen. Erneut spähe ich hinüber. Er sieht tatsächlich sehr, sehr nervös aus. Vielleicht ist es gerade das, was mich aus irgendeinem Grund den Blickkontakt diesmal nicht abbrechen lässt. Als er damit beginnt mir hektische Zeichen zu machen, fasse ich mir ein Herz und dränge ich mich doch noch durch die Menge. Widerwillig zwar, aber je näher ich ihm komme, desto weniger kann ich meine Füße daran hindern, ihren Weg fortzusetzen.
    Ein wenig ärgere ich mich über mich selbst.
    „ Was ist passiert?“, begrüße ich ihn formlos. „Ist etwas mit Fay?“
    Er schüttelt den Kopf. „Nein, glücklicherweise nicht. Aber Sharroll ist verschwunden.“
    Sharroll? Es dauert einen Moment, bis ich begreife, vom wem er spricht.
    „ Das Wunderkind Sharroll? Desmonds jüngere Schwester?“
    Er nickt.
    Ich versuche mich zu konzentrieren, was anhand der Drogenrückstände in meinem Kopf nicht ganz einfach ist. Hat Collin sie vielleicht doch ...? Immerhin schien sie dem Sekt nicht abgeneigt zu sein.
    Ach nein, dafür ist sie zu intelligent. Außerdem war sie ja in der Obhut von Alex und Fay, nicht wahr? Beinahe muss ich glucksend auflachen. Das wäre ja was. Ich reiße mich sichtlich zusammen und versuche, ihn halb tadelnd, halb mütterlich anzusehen.
    „ Was genau heißt verschwunden?“ Hoppla! Meine Stimme ist merkwürdig dunkel, beinahe „samtig“, und es liegt einer Spur Sinnlichkeit darin, die schon so manchen Mann beinahe den Verstand gekostet hat. Glücklicherweise ist unsere Umgebung so von Geräuschen überschwemmt, dass dies nicht zum Tragen kommen kann – auch wenn ich es tatsächlich gewollt hätte.
    Alex seufzt, was ich mehr anhand seines Gesichtsausdrucks erkenne, als dass ich es höre. „Ich kann sie nicht finden.“ Das habe ich mir beinahe gedacht.
    „ Und warum achtet ihr Bruder nicht auf sie? Das ist doch seine Pflicht, oder nicht?“ Ich erkenne in seinem Gesicht, dass dies die falschen Worte waren, denn es verdunkelt sich. Aber Herr Anwalt, können wir plötzlich die Wahrheit nicht mehr ertragen? Sehnsüchtig werfe ich einen Blick auf die Tanzfläche. Es ist immerhin nicht mein Problem, auch wenn ich zugeben muss, dass ich Sharroll wirklich interessant und auch ein Stück weit sympathisch finde. Aber nicht jetzt – dieser Abend kann noch gerettet werden und das lasse ich mir nicht wegnehmen. Basta!
    Alex sieht das scheinbar anders, denn er tut etwas Unvorhergesehenes: Er packt mich am Arm und zieht mich ein Stück von der Tanzfläche fort in den hinteren Bereich der Bar. Na, der traut sich ja was.
    „ Was soll das?“, herrsche ich ihn an, nur ganz knapp davon entfernt, ihn zu zwingen. Doch das lässt ihn erstaunlich kalt, was mich wiederum dazu bringt, ein wenig einzulenken und ihm eine Minute zuzugestehen.
    „ Tick-tack, so macht die Uhr. Sie tickt in einer Tour.“ Ob er wohl dieses Kinderlied kennt? „Der Zeiger muss sich dreh‘n. Die Zeit bleibt niemals steh’n.“
     
    Allerdings verschränke ich die Arme vor der Brust und sehe ihn auffordernd an.
    „ Ihr Bruder kann nicht auf sie achten, er ist … beschäftigt“, presst er zwischen den Zähnen heraus. Aha, er ist also auf Bens Party. Nichts, was mich überraschen würde.
    „ Und warum spielen Sie den Babysitter?“ Erneut sehe ich ihn auffordernd an.
    „ Sie wollen mir also nicht helfen, sie zu suchen?“ Okay, das ist nicht die Antwort auf meine Frage.
    Ich

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