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Nachtflügel

Nachtflügel

Titel: Nachtflügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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nach oben tragen würde. In der ruhigen Luft schwebte er bis zu den Baumkronen, dann darüber hinaus.
    Als die Auftriebskraft unter seinen Segeln nachließ, wandte er sich dem Festland zu. Schnell stellte er sich die Gleitbahn vor. Sie konnten es schaffen! Davon war er fest überzeugt. Wenn die Chiropter die Thermik bis in diese Höhe ritten, würden sie hinübergelangen, und nicht nur gerade mal bis zur Küste, sondern sie wären imstande, auf mittlerer Höhe in den Bäumen zu landen.
    Unter ihm am Rand der Lichtung bewegte sich etwas in einem der Bäume. Er wendete, ging etwas tiefer und schickte eine Salve von Tönen ab. Die Echos brachten ihm das Bild eines Feliden, der angespannt auf einem Ast kauerte und durch den Wald in Richtung Küste spähte. Allein daraus, wie er den Kopf hielt und die Ohren aufgestellt hatte, konnte Dämmer erkennen, dass er etwas gesehen haben musste – seine gesamte Kolonie! War er ihnen schon die ganze Zeit gefolgt und hatte ihre Bewegungen ausgekundschaftet? Und schlichen die anderen schon hier in der Nähe herum und warteten nur auf den richtigen Moment zum Angriff?
    Noch während Dämmer ihn beobachtete, sprang der Felid rasch vom Ast auf den Boden. Doch er eilte nicht auf die Küste zu, wie Dämmer befürchtet hatte, sondern rannte in die entgegengesetzte Richtung tiefer in den Wald hinein und auf den Mammutbaum zu.
     

Kapitel 13
Der Übergang
    D a war ein Felid in den Bäumen!«, berichtete Dämmer immer noch atemlos seinem Vater und den Ältesten. »Er hat uns gesehen. Uns alle. Ich bin ganz sicher.«
    »Wo ist er jetzt?«, wollte Nova wissen.
    »Er ist zurück in den Wald gerannt. Auf den Mammutbaum zu.«
    »Ein Späher«, sagte Ikaron. »Er berichtet es jetzt den anderen. Wir müssen sofort aufbrechen.«
    »Was ist mit dem Wind?«, fragte Sol.
    »Wir können nicht warten«, drängte Nova.
    »Papa, da auf der Lichtung hinter uns gibt es Thermik«, sagte Dämmer und berichtete hastig von seiner Entdeckung. »Wenn wir die hoch genug reiten, können wir bis auf das Festland gleiten.«
    »So etwas haben wir noch nie gemacht«, wandte Nova ein. »Wer weiß, ob wir das auch können?«
    »Sylph hat es gemacht«, sagte Dämmer. »Wenn sie das kann, können es alle.« Er hoffte inständig, dass er damit recht hatte.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Nova. »Von hier aus ist es die kürzeste Strecke. Wenn wir zurück zur Lichtung gehen, wird der Abstand nur größer.«
    »Das stimmt«, sagte Ikaron. »Doch wenn mein Sohn recht hat, werden wir durch die größere Höhe, die wir durch die Thermik gewinnen, deutlich leichter bis nach drüben segeln.«
    »Dein Sohn hat gut reden«, sagte Nova. »Er braucht nur zu flattern.«
    »Ich werde nicht mit den Segeln flattern«, sagte Dämmer schuldbewusst und gleichzeitig empört. »Ich werde dasselbe tun wie alle anderen auch.«
    »Das wirst du nicht tun«, fuhr Ikaron ihn an. »Du wirst alle deine Fähigkeiten und Kräfte einsetzen. Da gibt es nichts, dessen du dich schämen müsstest«, fügte er hinzu und blickte Nova scharf an.
    »Wir sollten wenigstens warten, bis die Sandbrücke auftaucht«, warnte Sol. »Für alle Fälle.«
    »Das wäre ideal«, erwiderte Ikaron, »doch wenn wir warten, verliert die Lichtung an Wärme, und dann gibt es nicht mehr genügend warme Luft, die uns nach oben trägt.«
    »Was ist mit den Vögeln?«, fragte Barat. »Die werden uns doch sehen.«
    »Das müssen wir riskieren«, sagte Ikaron.
    »Ich hab noch an was anderes gedacht«, mischte sich Dämmer mutig ein. »Wenn wir jetzt aufbrechen, bevor das Wasser zurückgegangen ist, dann heißt das auch, dass uns die Feliden nicht folgen können.«
    Ikaron nickte. »Dämmer hat recht. Gut so.«
    »Das ist keine Entscheidung, die von einem Neugeborenen getroffen wird«, blaffte Nova.
    »Er trifft nicht die Entscheidung«, sagte Ikaron. »Ich treffe sie. Wir gehen zurück zur Lichtung und reiten die Thermik. Sagt das jetzt den Familien. Es bleibt uns nicht viel Zeit, bis die Feliden zurückkommen.«
    Reißzahn streckte seinen geschmeidigen Körper, ließ sich auf einem sonnenwarmen Ast nieder und leckte seine Pfoten. Er mochte diesen Baum. Seine breiten Äste waren so geräumig und die Rinde war so angenehm weich am Bauch. Der würzige Geruch der Mammutbaumnadeln machte ihn schläfrig.
    Mit den Bemühungen seiner Meute war er zufrieden. Fast jeder hatte einen, einige auch zwei erwischt. Der Chiropter, den er genommen hatte, die Gefährtin des Anführers, war ein

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