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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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antwortete Palcikas. Außer den NATO-Staaten kommen noch sechs oder sieben europäische Länder in Frage. Und die Stinger ist auf dem Schwarzen Markt leicht erhältlich, glaube ich. Sie wird in Belgien in Lizenz gebaut, und die Sicherheitsvorkehrungen im Herstellerwerk sollen ziemlich lasch sein.«
    »Wie ich sehe, können wir auf unsere eigenen Ermittlungen verzichten, General Palcikas«, sagte Woschtschanka ironisch. »Sie haben uns alle Detektivarbeit abgenommen.«
    »Gut«, meinte Palcikas ruhig, »dann können Sie ja jetzt das Land unseres Bauern räumen und alle Ihre Fahrzeuge nach Weißrußland abziehen.«
    »Unser Land heißt richtig Belarus«, wandte Woschtschanka ein.
    »Für uns ist dieser Unterschied wichtig.«
    »Wie Sie wünschen«, antwortete Palcikas gleichmütig. Diese Republik im Westen der Sowjetunion war seit vielen Jahrzehnten als »Bielorußland« oder »Weißrußland« bekannt – ein Name, der nach Ansicht der meisten Wissenschaftler den niemals von dunkelhäutigen Mongolen besetzten Teil des slawischen Territoriums bezeichnete. Einige behaupteten jedoch, er setze die Bewohner dieses Gebiets im Gegenteil als schwaches oder versklavtes Volk herab. Bei ihrer Unabhängigkeitserklärung nahm der junge Staat den Namen »Republik von Belarus« an, was sich eher als »Großrußland« oder »Mutter Rußland« übersetzen ließ. Palcikas bedeutete dieser Unterschied nichts, aber er wußte natürlich, daß die rechtsstehenden »Falken« im weißrussischen Militär scharf auf diese Unterscheidung achteten.
    »Die Anwesenheit Ihrer Fahrzeuge und Soldaten verstößt gegen den Vertrag über Sicherheit und Zusammenarbeit zwischen Litauen und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten«, fuhr Palcikas fort und zitierte die entsprechenden Vertragsbestimmungen.
    Woschtschanka ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, sondern trug weiter sein ironisches Lächeln zur Schau, doch sein Oberst fauchte: »Was bilden Sie sich eigentlich ein, Palcikas? General Woschtschanka ist weder Ihnen noch sonst einem Litauer Rechenschaft schuldig!«
    Woschtschanka hob eine Hand. »Was der Oberst ziemlich unelegant ausdrückt, General Palcikas, ist eine Tatsache: Ich unterstehe nur dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. Wegen der Wichtigkeit dieses Auftrags – immerhin ist ein GUS-Hubschrauber von einem Flugzeug unbekannter Herkunft abgeschossen worden – habe ich ihn auf Befehl aus Minsk persönlich übernommen, ohne im Vertrag nachzulesen oder mich erst mit den juristischen Folgen dieses Befehls zu beschäftigen. Ich werde…«
    »General Woschtschanka, ich habe keine Entschuldigung verlangt«, unterbrach ihn Palcikas. »Ihre schriftlichen Erklärungen können Sie der litauischen Regierung direkt, über mich oder über das GUS-Oberkommando zukommen lassen. Mich interessieren nur diese weißrussischen Truppen, die gegen den Vertrag verstoßen. Ich befehle Ihnen nochmals, sich an den Vertrag zu halten und Ihre Truppen nach Weißrußland zurückzuziehen. Befolgen Sie meinen Befehl – oder wollen Sie ihn weiter verweigern?«
    Woschtschanka deutete auf das rauchschwarze Wrack des ausgebrannten Hubschraubers. »In diesen Trümmern haben drei Männer den Tod gefunden, General Palcikas. Drei erstklassig ausgebildete Berufssoldaten. Machen Sie sich keine Gedanken um die Männer, die hier gefallen sind?«
    »Nicht mehr, als Sie sich um die Einhaltung von mit Litauen geschlossenen Verträgen zu machen scheinen«, hielt Palcikas dagegen.
    »Schluß mit den Unverschämtheiten!« verlangte Oberst Gurlo scharf. »Der General hat Ihnen mitgeteilt, daß er den Befehl hat, diesen Vorfall aufzuklären, und wird diesen Auftrag mit und ohne Ihre Mitwirkung ausführen. Machen Sie jetzt Platz, damit wir weiter unsere Pflicht tun können!«
    Jetzt lächelte Palcikas boshaft. »Ist diese Karikatur eines Obersten etwa Ihr Sprachrohr, General Woschtschanka?«
    Der weißrussische Oberst murmelte einen unverständlichen russischen Fluch und zog seine Dienstwaffe. „Jetzt reicht’s, du litauischer Schweinehund! Dafür kriegst du ‘ne Kugel in den Kopf!«
    In diesem Augenblick tauchten drei Hubschrauber über einer Baumreihe auf, beschrieben einen Bogen um die weißrussischen Fahrzeuge und gingen ungefähr 200 Meter von der Gruppe entfernt in den Schwebeflug über. General Woschtschanka und sein Oberst konnten sehen, daß der erste Hubschrauber Palcikas’ Mi-8 war. An den Seitentüren und über der herabgelassenen

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