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Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren

Titel: Nachtgeboren - Sinclair, A: Nachtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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kein Gefühl von ihr. Er wollte nach ihr greifen, obwohl ihn dies abermals hilflos machen würde. Sie hatte den Kontakt ganz allein aufrechterhalten, und das nach der magischen Heilung einer tödlichen Wunde und wer weiß was sonst noch. Sie war ein Kraftwerk.
    Und, dachte er, der Joker im Spiel, ein Joker, von dessen Existenz unser beider Feinde nicht einmal etwas ahnen. Sie – diese mysteriösen, mächtigen, erschreckend gut organisierten Schattengeborenen – hatten Vladimer niedergestreckt. Wenn sie den Meisterspion noch nicht getötet hatten, dann nur, um maximalen Gewinn aus der Unordnung infolge seiner Handlungsunfähigkeit zu ziehen. So gewiss Vladimer für seinen eigenen Tod vorausgeplant hatte (so wie er für den Tod anderer vorausplante), hatte er doch keine Pläne für eine Zeit seiner Handlungsunfähigkeit gemacht. Eine solche Entwicklung war ihm zu unvorstellbar erschienen.
    Falls Fürst Vladimer überlebte, würde ihm derselbe Fehler nicht noch einmal unterlaufen.
    Aber es war gut möglich, dass er nicht überlebte, denn bisher standen seine Getreuen auf der Verliererseite. Der Feind hatte die Magier niedergestreckt, die durch die Nachwehen des Brandes in der Flussmark erschöpft und voller Trauer waren. Wer wusste, welchen Aufruhr sie bereits unter den Lichtgeborenen stifteten. Sie hatten Ishmael selbst aus dem Spiel genommen und schienen entschlossen, ihn gänzlich zu eliminieren, vermutlich wegen seiner Rolle bei der Verteidigung der Grenzlande, seiner Magie und weil er im Laufe der letzten Tage sie einfach zu sehr geärgert hatte. Lebendig oder tot, er würde sie weiter ärgern. Jeder Feind, der vermutete, die Verteidigung der Grenzlande hinge von ihm oder irgendeinem anderen einzelnen Mann ab, würde dies verdientermaßen bedauern. Er war zehn Jahre älter als Vladimer und hatte genug Zeit am Boden liegend verbracht, sei es wegen Verletzungen oder restloser Verausgabung seiner Kräfte, um alle Möglichkeiten in seine Pläne einzubeziehen.
    Es gab eine Person, die ihre Feinde hätten aus dem Spiel nehmen müssen: Telmaine Hearne, eine elegante Dame und Magierin von kostbarer und überraschender Macht.
    Sobald ihnen dies klar wurde, würde sie in Lebensgefahr schweben.
    ›Es ist mir gleichgültig‹, sagte sie in seinem Kopf. ›Ich werde meine Tochter finden. Helfen Sie mir oder nicht?‹
    Er hatte keine Ahnung, seit wann sie seinen Gedanken wieder lauschte. Seinem Gefühl zufolge hatte es keinen Sinn zu widersprechen, sei es in Bezug auf ihr eigenes Risiko oder in Bezug auf den Preis für andere, falls sie verletzt, gefangen oder sogar getötet wurde. Und je eher sie ihre Tochter bekam, umso eher konnte er sie überreden, zu Vladimer zu gehen.
    ›Die einfachste Methode besteht darin, dafür zu sorgen, dass alle schlafen. Auf diese Weise können Sie einfach hineinspazieren und sie holen. Ich vermute, Sie wissen bereits, wie Sie andere dazu bringen können einzuschlafen, selbst wenn Sie nicht wissen, dass Sie es wissen. Sie haben Kinder. Und Ihnen ist bereits bekannt, wie Sie einen vertrauten Geist über eine gewisse Entfernung erreichen können. Ich weiß, wie ich unvertraute Geister um mich herum identifizieren kann, obwohl ich nutzlos bin, sobald ich das ein oder zwei Minuten lang getan habe. Sie werden es nicht sein.‹
    ›In Ordnung. So machen wir es‹, sagte sie mit einer Entschlossenheit und einem Vertrauen in ihn, dessen Unschuld ihm Angst machte. Der Gedanke, sie könne verletzt werden wie Gil di Maurier, erfüllte ihn mit furchtbarer Angst und beschwor gleichzeitig die lebhafte Erinnerung daran herauf, wie er sich einst mit einem verzweifelten Sprung vor einem knurrenden Schatten gerettet hatte.
    ›Was war das?‹
    ›Eine Erinnerung. Die Begegnung mit einem Grenzlandluchs‹, erwiderte Ishmael. ›Ein Weibchen, das seine Jungen beschützt hat.‹
    Der Vergleich schmeichelte der Dame nicht. ›Was sonst noch?‹
    Er würde seine Gedanken unter Kontrolle bringen müssen. Er durfte nicht riskieren, sie abzulenken oder sie etwas gewahr werden zu lassen, von dem sie nichts wissen sollte und wollte. Ihrer beider Gedanken fügten sich so mühelos, so fließend zusammen, dass die Schwierigkeit darin bestand, etwas für sich zu behalten, und nicht, es mitzuteilen. Er hatte noch nie mit einem so brillanten Magier gearbeitet.
    ›Das Weitere hängt davon ab, was wir vorfinden. Welche Kleider tragen Sie? Ich habe einen Grund für meine Frage‹, sagte er in Reaktion auf ihre Verärgerung.

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