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Nachtgieger

Nachtgieger

Titel: Nachtgieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Maria Dries
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Sternstunde für die Bamberger Kripo. Mandy Bergmann hatte dem Förster direkt gegenüber Platz genommen, der Kommissar saß neben ihr. Die Polizistin Sieglinde Silberhorn belegte den Stuhl an der Wand hinter Ewald Hufnagel, die Dienstpistole griffbereit, falls er Schwierigkeiten machen sollte.
    Nur kurz schweiften ihre Gedanken ab zu ihrer schicksalhaften Begegnung mit dem fabelhaften Eberhard. Bereits heute Morgen hatte er sich telefonisch fürsorglich nach ihrem Befinden erkundigt. Kurz darauf war ein Bote vor der Tür gestanden und hatte einen Strauß bunter Astern für sie abgegeben. Für den kommenden Sonntag hatte Eberhard Sieglinde auf seinen Bauernhof eingeladen. Er wollte ihr sein Anwesen und sein Land zeigen – seinen Stolz darauf hatte er kaum verbergen können. Anschließend waren sie bei seiner Mutter zum Kaffeetrinken eingeladen. Entzückt überlegte Sieglinde, ob sie dieses Verhalten als Werben um ihre weibliche Gunst interpretieren sollte. Dann konzentrierte sie sich wieder voll auf ihre wichtige Aufgabe.
     
    Ewald Hufnagel machte keine Schwierigkeiten. Nachdem die Kommissarin ihn sachlich gefragt hatte, warum er die Frauen getötet hatte, redete er wie ein Wasserfall. Es schien fast so, als ob er seine Geschichte endlich loswerden wollte.
    Mit Hilfe des Internets hatte er nach einer Frau gesucht, einer Partnerin und Geliebten. Er hatte es satt, allein zu leben, die Einsamkeit quälte ihn entsetzlich. Er sehnte sich nach einer Begleiterin und ebenfalls nach einem erfüllten Sexleben. Schließlich befand er sich im besten Mannesalter. Auch hegte er den Wunsch nach Kindern. Mit den besten, ehrenhaftesten Absichten hatte er sich auf die Suche gemacht. Aber die Frauen, die er kennengelernt hatte, hatten ihn betrogen und hintergangen. Sie stellten sich als scheinheilige, verlogene Schlangen heraus, die für ihre Untreue bestraft und öffentlich zur Schau gestellt werden mussten. Sie hatten es nicht besser verdient.
    Sieglinde spürte, wie sich ein eisiges Grauen in ihrem Körper ausbreitete. Ewald Hufnagel war ein Psychopath, ein eiskalter Killer, der nur seine Vorstellungen vom Leben akzeptierte und keinerlei Empathie oder Mitleid für seine Opfer empfand.
    Bei den ersten Kontakten erzählten sie offen und treuherzig von ihrem Leben. Es war erstaunlich simpel, ihre Adressen und Arbeitsstätten in Erfahrung zu bringen. Also beobachtete er sie heimlich, um ihre Treueschwüre zu überprüfen. Es sollte eine Gefährtin mit dem Sternzeichen Skorpion sein. Er hatte gelesen, dass zu ihm als Fisch eine Skorpionfrau das perfekte Pendant sei. Auch die Kriterien jung und blond waren ihm wichtig. Außerdem das Geburtsdatum. Dessen Zahlen sollten die Quersumme 26 ergeben. Durch zwei geteilt, ein ideales Paar und die Vollkommenheit symbolisierend, erhielt man die göttliche Zahl dreizehn. Jesus mit seinen Jüngern, versammelt um den Abendmahltisch. Nur bei Paulina Regenfuß konnte er auf dieses Detail keine Rücksicht mehr nehmen, ihm fehlte die Zeit. Er wollte endlich ein Weib. So drückte er sich aus.
    Die attraktive, unternehmungslustige Melanie Fleischmann war eines Abends, als er sie beschattete, mit einem Gesellen aus der Bäckerei, in der sie arbeitete, um die Häuser gezogen. Spät nachts landeten die beiden in einer Nürnberger Disco. Melanie Fleischmann trank mehr Alkohol, als sie vertrug, tanzte wild und ausgelassen und begann, heftig mit dem Bäckergesellen zu flirten. Vor ihrem Haus, noch im Taxi, küssten sie sich leidenschaftlich, und sie nahm ihren Kollegen mit in ihre Wohnung. Das war ihr Todesurteil.
    Dem schönen Engel Linda Roßmeisl folgte er an einem lauen Abend im Juni. Sie traf sich mit einem jungen Mann zum gemeinsamen Abendessen in einem Erlanger Nobelrestaurant. Beim Abschied küsste und streichelte sie ihn liebevoll. Das wurde ihr zum Verhängnis. Dass es sich bei dem Mann um den Zwillingsbruder des Opfers gehandelt hatte, sollte Sieglinde Silberhorn bei den abschließenden Recherchen herausfinden.
    Die hinreißende Kati Simmerlein konnte er der Untreue überführen, als er sich am Freitag vor ihrem gemeinsamen Wochenende gegenüber dem Obsthof, wo sie arbeitete, hinter einem Gebüsch versteckte. Sie reichte einem Mann, dessen Beschreibung exakt auf Peter Kränzlein zutraf, erst freundlich die Hand, dann drückte sie ihm einen dicken Kuss auf die Wange. Eine rein freundschaftliche Geste zwischen Kollegen, doch Ewald Hufnagel war sich sicher, dass es sich um ihren festen Freund oder gar

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