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Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz

Titel: Nachtglanz - Heitmann, T: Nachtglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Adam zu finden, verstummt - als wolle der Dämon verhindern, dass Etienne ihn fand.
    Sich die Schläfe massierend, hinter der sich von Minute zu Minute ein zunehmend unangenehmer Druck aufbaute, legte Etienne den Roman beiseite. Heute würde er keinen Trost in Hugos Beschreibungskunst finden, falls er überhaupt einen Anspruch darauf hatte. Missmutig starrte er in die Dämmerung hinaus, die ersten künstlichen Lichter der Gaslaternen erhellten die Gehwege.Wie sollte er Adam bloß dazu bringen, den Blutdienst zu akzeptieren? Als er den Dämon damals eingelassen hatte, hatte er geglaubt, seinen Wunsch nach Blut akzeptieren zu können. Inzwischen war er sich da nicht mehr so sicher. Gerade dieser Punkt bereitete ihm zusehends Unbehagen, und der Widerwille des jungen Mannes verstärkte es nur.
    Erneut ging Etienne seine Möglichkeiten durch, Adam im Geflecht der Großstadt doch noch ausfindig zu machen, nur um zu demselben Schluss wie zuvor zu gelangen: Es war unmöglich. Als er ihm vor dem Café nachgesehen hatte, hatte er den Dämon auf der Jagd erkannt. Etienne wusste das so genau, weil auch sein Dämon bei einigen Gelegenheiten die Kontrolle an sich gerissen hatte. Diese Erfahrung machten nur jene unter ihnen, denen ein Rest ihrer Menschlichkeit geblieben war. Die anderen lebten für den Moment, wenn der Dämon ein Opfer auserkor.Vielleicht wäre es für Adam das Beste gewesen, wenn der Selbstmord für ihresgleichen tatsächlich eine Option wäre. Aber das war er nun einmal nicht, der Dämon ließ es nicht zu.

    Noch nie zuvor hatte Etienne Unsterblichkeit als eine Bürde angesehen, immer nur als unermessliches Geschenk, das einen als Zeugen der Geschichte und gelegentlichen Diener des Blutes unangetastet durch die Jahrhunderte wandeln ließ. Nicht sterben zu müssen war etwas ganz anderes, als nicht sterben zu können .
    Solch düsteren Gedanken nachhängend, fuhr Etienne erschrocken zusammen, als Henri an die Tür klopfte und Besuch ankündigte. Erleichtert begrüßte er Adam, der nur ein Nicken für ihn übrighatte.
    Ein verräterisches Glühen umgab den jungen Mann. Ihn schien genug Lebensenergie zu durchfluten, um die Welt aus den Angeln zu heben. Etienne wusste nur zu gut, was der Grund für dieses Leuchten war: ein Blutopfer. Zumindest war Adam dieses Mal geschickt genug gewesen, Kleidung und Gesicht nicht zu beschmutzen, auch wenn ihn ein beißender Geruch nach trocknendem Blut umgab. Den würde allerdings niemand außer ihnen beiden wahrnehmen. Die Nasen der Menschen waren dafür nicht gemacht.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie würden einen Fehler begehen, wenn Sie in einem solchen Zustand auf die Straße laufen.« Etiennes Ton fiel schärfer als beabsichtigt aus. Mit verschränkten Armen baute er sich vor Adam auf, der ihn um gut eineinhalb Köpfe überragte. »Vermutlich werden die Gendarmen schon bald mit einer Zeichnung Ihres Gesichts durch die Straßen laufen und jeden nach dem Verrückten fragen, der am helllichten Tag Passanten anfällt wie ein Raubtier. Sehr ungünstig, wenn ohnehin schon Gerüchte über blutgierige Mörder in der Stadt kursieren. Und noch ungünstiger, wenn man über ein Gesicht verfügt, das wegen seiner Attraktivität niemandem entgeht und an das sich sicherlich jeder erinnert, vor allem die Damen.«
    »In diesem Fall wird sich die Dame kaum bei jemandem beschweren, obwohl ich sie in einem derangierten Zustand zurückgelassen habe. Der Dämon ist sehr gut darin, einen Gewaltakt
wie Leidenschaft aussehen zu lassen. Sie hat mir zum Abschied sogar ein Lächeln geschenkt, als wäre die klaffende Wunde an ihrem Hals nicht mehr als ein Liebesmal«, erwiderte Adam mit einer Ruhe, als herrsche in seinem Inneren nur Leere. Nur die Hand mit den schwarz geränderten Fingernägeln, mit der er sich über den Mund wischte, zitterte verräterisch. »Ich sollte wohl dankbar dafür sein, dass der Dämon sich mit wenig Blut zufriedengegeben hat und die Dame lediglich erschöpft in sich zusammengesunken ist. Bis der Dämon sich aus eigenen Stücken zurückgezogen hat, habe ich nämlich kaum begriffen, was geschah.«
    Augenblicklich breitete sich Mitleid in Etienne aus, eine Empfindung, die er stets an sich verabscheut hatte, weil sie es einem unmöglich machte, gewisse Dinge mit der notwendigen Objektivität zu betrachten. »Ich würde Ihnen ja gern einen Drink anbieten, aber ich befürchte, damit erweise ich Ihnen keinen Gefallen.«
    Adam lachte leise, wodurch seine ausdruckslose Maske feine

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