Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)
würde und er somit in Ruhe ermitteln konnte, legte sie wieder auf und ging zum zweiten Mal an diesem Tag in das Klinik-Café , wo sie Florian bereits erwartete.
Nach einer kurzen Begrüßung fragte er: »Und, was machen wir jetzt?«
Anja tat so, als würde sie sich umsehen, und erwiderte: »Am liebsten würde ich diese ganze Scheiß-Stadt nach Gerald durchsuchen, aber Köstner meint, es wäre das Beste, wenn ich zuhause auf einen Anruf dieses Irren warte. Wir haben keine Ahnung, was der Typ will, und können einfach nur abwarten.«
»O. k., dann machen wir das«, antwortete Florian, wollte dann aber wissen, »wer ist dieser Typ eigentlich? Also, dieser Köstner, meine ich.«
Anja zuckte mit den Schultern: »Ich weiß nur, dass er früher leitender Ermittler bei der Nürnberger Mordkommission war, dann aber selbst kündigte, da er das System nicht mehr ertragen hat, wie er sagt. Familie hat er offenbar keine mehr, die wurde ermordet.«
»Klingt komisch«, stellte Florian fest, beließ es aber dabei und bat: »Kann ich noch schnell auf die Toilette, wir sind ja noch eine Weile unterwegs.«
Anja nickte: »Na klar, soll ich deinen Rucksack solange nehmen?«
»Geht schon«, lehnte Florian ab und ging zu einem Korridor, der zu den Toiletten führte.
Zwei Minuten später hörte Anja einen kurzen Wortwechsel, dann bog Florian wieder um die Ecke, wobei er noch im Laufen einige Unterlagen zurück in der Rucksack stopfte.
»Alles klar?«, fragte Anja stirnrunzelnd.
Florian nickte: »Ja, ich bin nur voll in so einen Typen hineingelaufen, der mitten im Weg stehen geblieben war, weil sein Handy klingelte.«
»Solche Leute kenne ich«, stellte Anja fest. Sie verließen die Klinik und gingen in Richtung des Busbahnhofes, wobei sie unterwegs noch schnell einige Lebensmittel und Zigaretten einkauften. Mehr als einmal glaubte Anja irgendwo ihren Bruder zu erkennen, doch natürlich stellte sich das jedes Mal als Fehler heraus.
31
Nachdem Mike sich zuhause geduscht hatte, telefonierte er noch kurz mit Jänke, der versprach, die beiden Bilder von Geralds Verschwinden auswerten zu lassen, dann verließ er das Haus.
Eigentlich hatte er sich erhofft, mit seiner Freundin Jenni einen Kaffee trinken zu können, doch schon als er die Redaktion des Computerspielemagazins betrat, wusste Mike, dass daraus nichts werden würde. Obwohl alle Journalisten hinter ihren Bildschirmen saßen, lag eine Spannung in der Luft, die fast schon körperlich spürbar war.
Mike ging durch das Labyrinth aus schulterhohen Trennwänden und überraschte Jenni von hinten, indem er ihr einen Kuss in den Nacken gab. Sie zuckte erschrocken zusammen und wollte schon protestieren, als sie seine Stimme erkannte.
»Was ist denn bei euch los?« Mike gab ihr einen weiteren Kuss und sah sich fragend um.
»Hi«, begrüßte sie ihn mit einem Lächeln, wurde aber sofort wieder ernst, »du hättest anrufen sollen, ich kann heute wirklich nicht einmal eine kurze Kaffeepause machen.«
»Ist der Cyberwar ausgebrochen?«, fragte Mike scherzhaft, da er diese ganze virtuelle Spielewelt noch nie sonderlich ernst genommen hatte.
»Nein, das nicht«, erklärte sie, wobei ihre Augen schon wieder an dem Bildschirm hafteten, »Terra Games hat heute Morgen ein völlig neuartiges Spiel vorgestellt und eigentlich haben wir seit gestern Abend Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe unseres Magazins. Unser Chef ist aber der Meinung, dass diese Ankündigung zu wichtig ist, um sie erst eine Woche später zu bringen. Folglich sind nun alle dabei, bis heute Mittag so viel Informationen wie möglich zu sammeln, um den Artikel doch noch in der aktuellen Ausgabe unterzubringen.«
Mike drehte Jenni auf ihrem Bürostuhl zu sich herum, beugte sich bis dicht vor ihr Gesicht und sagte empört: »Soll das etwa heißen, dieses Terra Games, was auch immer das sein mag, bringt mich um ein Date mit meiner Freundin?«
Jenni warf schnell einen Blick in alle Richtungen und ließ sich dann, da niemand sie sehen konnte, zu einem längeren Kuss verleiten. Doch als sie sich wieder gelöst hatten, drehte sie sich entschlossen zurück zu ihrem Bildschirm und sagte: »Das muss reichen, mein Lieber. Sehen wir uns heute Abend?«
»Vielleicht«, antwortete Mike ein wenig böser, als er eigentlich wollte. Darum fügte er noch hinzu: »Ich habe dir doch von meinem Auftrag erzählt. Die Sache spitzt sich langsam zu. Aber wenn meine Klientin jemanden findet, der bei ihr bleibt, können wir uns gerne
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