Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
versteckt. Sie würde einen spektakulären Anblick bieten. Er konnte es schon vor sich sehen. Die Flammen würden hochschlagen, sich ausbreiten, hochklettern und dabei jeden verbrennen, der das Pech hatte, sich an diesem Ende des Decks aufzuhalten, und während die Flammensäule in den Nachthimmel aufstieg, würde eine andere Bombenart die Seitenwand und damit einen großen Teil der Mannschaft zerfetzen und andere Bomben das Zerstörungswerk in einem Inferno aus Flammen und Lärm vollenden. Was für ein Anblick …
Eigentlich wollte er nicht mehr warten, aber es war besser, wenn die Silver Mist bei der Explosion möglichst weit vom Hafen und den dort ankernden Marineschiffen entfernt war. Er wollte es den Überlebenden nicht zu einfach machen. Sollten sie auf Rettung warten. Schreiend und blutend sollten sie sich fragen, ob noch rechtzeitig Hilfe eintreffen würde. Gott, wie er sie und jede Minute hasste, die er in ihrer verlogenen Gesellschaft verbringen musste. Jahrelang hatte er sich mit diesen Kleinkrämern abgeben müssen; doch endlich war das Ende abzusehen. Und zwar in jeder Hinsicht.
Vor ein paar Monaten hatte er noch keine Ahnung von Sprengstoffen gehabt, aber dank seines Geldes war er in der Lage, fast alles zu beschaffen und zu erfahren, was ihn interessierte. Die Bomben waren von einem Mann konstruiert worden, der an einigen der von Larkin über die Jahre eingefädelten Waffendeals beteiligt gewesen war. Derselbe Mann hatte Larkin gezeigt, wie er die Bomben scharf machen musste, und ihm auch vorgeschlagen, einen Teil durch Zeitzünder zu steuern, während andere, die nahe beieinander versteckt waren, durch einen einzigen
Fernzünder ausgelöst werden sollten. Warum alles auf eine Karte setzen? Falls er die Party aus irgendeinem Grund früher als geplant starten wollte, konnte er das jederzeit tun. Andererseits konnten die Zeitzünder vorab programmiert werden, damit die Silver Mist ihre Reise nicht einmal dann unbeschadet zu Ende brachte, wenn ihm etwas zustieß und er den Fernzünder nicht mehr auslösen konnte.
Larkin war hin- und hergerissen. Eigentlich hatte er immer beabsichtigt, schnell zu sterben, und wahrscheinlich würde er dabei bleiben. Aber ach, er wollte auch sehen, wie die Silver Mist mitsamt ihren Passagieren zugrunde ging.
Er blieb nicht lang auf Deck. Er merkte, dass er immer ungeduldiger wurde; weder linderte die frische Luft seine Schmerzen, noch verging die Zeit dadurch schneller. Statt zu den Aufzügen im Heck zurückzukehren, wanderte er weiter zur Bugtreppe, die von hier aus näher lag. Seine Suite lag nur zwei Decks tiefer. Selbst in seiner Verfassung müsste das zu schaffen sein. Wenigstens hatte ihm der Besuch bei seinen Bomben inneren Frieden geschenkt.
Cael stand im Schatten und beobachtete Larkin aus der Ferne. Hier oben war kein Mensch; es gab kein Treffen, keine geheimen Nachrichten. Scheiße. Er hatte riskiert, dass seine Tarnung aufflog, nur weil dieser Irre ein bisschen frische Luft schnappen wollte.
Gerade als er beobachtete, wie Larkin die Treppe hinunter verschwand, spürte er kaltes Metall in seinem Genick und hörte eine tiefe Stimme flüstern: »Keine Dummheiten, Kumpel. Wieso schleichen Sie Larkin hinterher?«
Cael ließ sich nicht anmerken, dass er das kalte Metall in seinem Nacken als Waffe erkannt hatte. Er drehte sich
leicht schwankend um. »Ich schleich niemandem hinterher«, antwortete er leicht lallend und taumelte scheinbar betrunken zurück, als er die Waffe sah. Es war unwahrscheinlich, dass der Wachmann das Risiko eingehen würde, eine Waffe abzufeuern. Sie hatte keinen Schalldämpfer und würde einen Höllenlärm machen. »Mann. Wird man hier echt erschossen, nur weil man aufs Oberdeck pinkelt?«
Der Wachmann kaufte ihm die Rolle nicht ab. »Komisch, vor fünf Minuten waren Sie noch stocknüchtern.«
Er beobachtete Cael also schon seit einer Weile. Die Schritte auf der Treppe. Wahrscheinlich war er mit dem Aufzug ein Deck höher gefahren und dann zu Fuß heruntergekommen; er war die ganze Zeit hier gewesen.
»Ich glaube, Mr Larkin würde gern mit Ihnen reden. Er mag es gar nicht, wenn man ihn verfolgt.«
Das durfte keinesfalls passieren, überlegte Cael kühl. Larkin durfte auf gar keinen Fall herausfinden, dass ihm der Mann aus der Nachbarsuite mitten in der Nacht auf das Sportdeck gefolgt war. Larkin würde ihn und Jenner und alle, mit denen sie während der Kreuzfahrt geredet hatten, erschießen und über Bord werfen lassen, Lärm hin
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