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Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn

Titel: Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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doch in Wahrheit völlig belanglos war.
    Er hatte kaum noch Appetit, und wenn er aß, dann vorzugsweise allein. Nicht immer gelang es ihm, die paar Bissen, die er hinunterbekam, bei sich zu behalten. Darum legte er Wert darauf, unbeobachtet zu bleiben. Mit den anderen Passagieren zu speisen kam gar nicht in Frage; niemand durfte bemerken, wie wenig er aß und dass er manchmal würgen musste. Außer seinem Arzt wusste niemand, dass er krank war, und das sollte so bleiben. Er hatte ein Sandwich bestellt - Thunfischsalat auf Croissant, weil auf diesem Schiff um Gottes willen nichts so Banales wie ein gewöhnliches Toastbrot serviert werden durfte -, dazu etwas Obst und eine Flasche Wasser, und er würde sein Bestes versuchen, etwas davon hinunterzuwürgen, bevor er gezwungen war, im Casino zu erscheinen.
    Der Tumor in seinem Hirn hatte ihm so vieles geraubt, was das Leben schön machte. Die unablässigen Kopfschmerzen, die an manchen Tagen kaum zu ertragen waren, machten ihn nervös. Er nahm grundsätzlich nur frei erhältliche Schmerztabletten, weil alles, was stärker war, sein Denkvermögen beeinträchtigt hätte. Obwohl er natürlich essen musste, hatte er jedes Interesse am Essen verloren, und dabei hätte er so gern noch einmal ein gutes Mahl genossen. Auch den Appetit auf Sex hatte er verloren. Sein Körper rebellierte gegen ihn und verwehrte ihm jede Lebensfreude,
und das machte ihn rasend. Genügte es nicht, dass er sterben musste, verflucht noch mal? Musste ihm dieser dreckige Krebs jedes bisschen Freude und Befriedigung nehmen? Das würde er auf gar keinen Fall zulassen.
    Auf dieser Kreuzfahrt wurde er hauptsächlich von seinem persönlichen Steward Isaac versorgt. Larkin duldete keine Fremden in seiner Nähe, nicht, wenn er an einem so entscheidenden Projekt arbeitete. Isaac war seit Jahren bei ihm angestellt; er erledigte klaglos jede noch so erniedrigende Arbeit, die ihm aufgetragen wurde. Immer wenn Larkin den Eindruck hatte, dass der Mann den Kragen vollhatte und ihn demnächst verlassen würde, warf er ihm einen Knochen zu: eine Gehaltserhöhung, ein Geschenk oder eine Urlaubsreise. In seinen letzten Tagen würde Isaac in beengten Crewquartieren schlafen und weiterhin alles tun, was er aufgetragen bekam. Loyal bis zum letzten Atemzug würde er auf diesem Schiff sterben.
    Vielleicht hätte er Mitleid mit dem guten alten Isaac haben sollen, doch bei diesem Gedanken schnaubte er verächtlich. Wenn Isaac auch nur einen Funken Mumm besessen hätte, dann hätte er Larkin längst verlassen. Warum sollte er Mitleid mit einem Idioten haben?
    Leider konnte Isaac nicht alles für ihn erledigen. Wenn Isaac so wie jetzt etwas anderes zu tun hatte, ließ Larkin sich das Essen vom Schiffspersonal servieren. Immerhin war er selbst hier, wenn das Essen serviert wurde; folglich bestand keine Gefahr, dass jemand in einem unbewachten Moment die Räume betreten würde.
    Diesmal bekam Larkin das Essen von einem jungen Mann - laut seinem Namensschild ein gewisser »Matt« - geliefert. Larkin hasste ihn vom ersten Augenblick an. Er hatte nicht nur den Unschuldsblick der Halbdebilen und sah mit seinen blonden Locken aus wie ein gut gebauter
Tennisprofi oder Surfer, er wirkte auch noch so gesund und fit, wie Larkin selbst es früher gewesen war. Er hasste den Jungen, weil er gesund war und keinen Schimmer hatte, dass auch er eines Tages sterben würde. Jeder ging auf den Tod zu, trotzdem lebten die meisten Menschen scheinbar ahnungslos vor sich hin. Nur ihm war dieser Luxus verwehrt, und das war so unfair, dass er am liebsten das dumme, hübsche Gesicht des Jungen grün und blau geschlagen hätte.
    »Guten Abend, Sir«, sagte der Idiot fröhlich. »Wo soll das Essen hin?«
    Schieb’s dir in den Arsch , dachte Larkin, ohne es auszusprechen. Stattdessen deutete er auf ein Tischchen neben der Balkontür. »Stellen Sie es dort ab.«
    Der Junge lud das Tablett leer und fragte: »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Sir?«
    »Nein, verschwinden Sie einfach.« Larkin ballte die Faust, denn in diesem Moment jagte der Schmerz wie ein Nagel durch seinen Kopf. Manchmal explodierten die chronischen Kopfschmerzen in glühenden Eruptionen, bevor sie wieder auf das Normalmaß absackten. Regelmäßig folgte ihnen eine Welle von Übelkeit.
    Der Junge schien über Larkins barsche Antwort zu erschrecken. »Äh … ja, Sir«, sagte er dann und floh zur Tür. Er hatte es so eilig, dass er über seine Clownsfüße stolperte und auf die Knie

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