Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin
den Geist ihres Gegenübers beeinflussen. Sie dachte so intensiv an die schwarze Acht, dass sich auch die Aufmerksamkeit der Männer auf sie rich tete. Und dann blickte auch Adelita verwirrt auf die Kugel. Lorena hielt die Luft an. Sie sah, wie Adelita den Queue zurückzog und dann mit einem Ruck durch ihre Finger gleiten ließ. Die Männer stöhnten auf, noch ehe die weiße Kugel gegen die Bande stieß und mit der Acht zusammenprallte. Jeder konnte sehen, wie das Ende seinen Lauf nahm. Mit einem leisen Klacken verschwand die Acht in einem der Löcher.
Keiner sagte ein Wort, als sich Adelita aufrichtete und ungläubig in die Runde starrte. Auch Lorena schwieg. Es war nicht nötig, etwas zu sagen.
Vielleicht wäre es nicht so schlimm gewesen, wenn die Männer ihrer Enttäuschung Ausdruck gegeben oder einfach einen Fluch ausgestoßen hätten, doch sie schwiegen und sahen Adelita nur an.
Es war kein Drama, dass sie die Acht versenkt und damit das Spiel verloren hatte. Auch die anderen hatten den einen oder anderen schlechten Stoß gehabt. Und dennoch war das Band zerschnitten, mit dem Adelita die Aufmerksamkeit der Männer auf sich gezogen hatte. Sie betrachteten sie fast abschätzig.
Noah legte den Queue auf den Tisch. »Lassen wir es für heute«, sagte er, ohne Adelita anzusehen.
Sie murmelte etwas zum Abschied und ging. Keiner der drei blickte ihr nach. Jake und Tyler sahen nur noch Lorena, oder besser gesagt das unnatürliche nächtliche Wesen, dem es ein Leichtes war, sie zu fesseln. Die beiden würden alles für sie tun, sie musste nur mit den Fingern schnippen. Aber das wollte sie gar nicht. Sie trat einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hand.
»Jungs, es ist spät. Geht nach Hause und schlaft euch aus«, sagte sie leise, aber mit dem eindringlichen Ton, dem man so schwer widerstehen konnte. Die beiden nickten, bezahlten ihre Drinks beim Barmann und trollten sich.
Nun war nur noch Noah da. Sie konnte seine Anwesenheit ganz deutlich hinter sich spüren, so als streiche ihr Blick über seinen wohlgeformten, muskulösen Körper. Ein heißer Strahl schoss durch sie hindurch. Sie wollte diesen Mann! Gerade weil er ihr nicht so leicht erlag und sich ihr nicht wie ein willenloser Sklave zu Füßen warf. Sie war eine Jägerin und wollte ihr Wild erobern, ehe sie es erlegte!
Ganz langsam drehte sie sich um und hob die Lider. Sie konnte sehen, wie er unter ihrem Blick erschauderte, doch er starrte noch immer auf den grün bespannten Tisch. Seine Hand griff nach zwei der farbigen Kugeln und spielte ein wenig nervös mit ihnen. Sie klackten leise gegeneinander, während er sie anstarrte, als dürfe er sie keinen Augenblick aus den Augen lassen.
Lorena lachte leise und trat auf ihn zu, bis sie so nah bei ihm war, dass sie seinen Geruch in sich aufnehmen konnte. Sie spürte seine Wärme, die sie zu verbrennen schien, doch sie berührte ihn nicht.
Noch nicht.
»Ist es nicht auch für dich Zeit heimzugehen?«, fragte sie leise.
Noah reagierte nicht.
»Gibt es keine Frau, die auf dich wartet und sich danach sehnt, dass du sie heute Nacht in deine Arme ziehst?«
»Nein«, sagte er rau, den Blick noch immer auf die Kugeln gerichtet, so als könnten sie ihn vor Lorenas Macht beschützen.
»Was für eine Verschwendung!«, hauchte sie ihm ins Ohr, sodass ihre Lippen seine Haut für einen Wimpernschlag lang berührten.
Noah zuckte zusammen. »Was willst du?«, fragte er kaum hörbar.
»Das Aufregendste, was man mit dieser Nacht anfangen kann …«
Seine Finger zuckten, dann spannten sich seine kräftigen Hände schmerzhaft um ihre Arme.
»Ich weiß nicht, was du für ein Spiel treibst, doch hör auf damit!«
»Warum? Ist das Leben bei Tag nicht ernst genug? Ist die Nacht nicht wie geschaffen dazu, ein wenig miteinander zu spielen?«
Sein Griff verstärkte sich noch.
»Was willst du hören? Dass ich dich haben will? Jetzt sofort? Am liebsten gleich hier auf diesem Tisch?«, stieß er hervor. »Nun, wenn es dieser Triumph ist, auf den du aus bist, dann kannst du ihn haben!«
Lorena lächelte. »Aber nein. Du könntest Hausverbot bekommen, das will ich nicht auf mein Gewissen laden. Lass uns gehen! Die Nachtluft kühlt das heiße Gemüt.«
Er lockerte seinen Griff um ihre Arme.
Lorena löste sanft seine Finger und sagte: »Komm, gehen wir.«
Sie warf dem Barkeeper noch einige Pfundnoten hin, dann standen sie draußen im Regen.
Noah starrte sie mit brennendem Blick an. »Ich habe noch nie eine Frau wie
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