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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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ging in sein Büro, setzte sich ans Telefon und begann Leute anzurufen. Von einigen wusste er, dass sie regelmäßig zwischen den Dörfern unterwegs waren. Entweder weil sie dort Verwandte hatten oder selbst am Wochenende beruflich im Nachbardorf zu tun hatten.
    Keine ganz einfache Aufgabe. Immer wieder wurde er von besorgten Dorfbewohnern unterbrochen, die sich nach Einzelheiten erkundigen wollten. Mit Hilfe des versprochenen Kollegen von der Bereitschaftspolizei hätte er die vielen Anfragen sicher besser bewältigen können. Es grenzte fast schon an ein Wunder, dass er nach wenigen Telefonaten einen aussichtsreichen Ansatzpunkt hatte: Zwei einzelne Radfahrer waren von mehreren Leuten gesehen worden.
    Dreyer rief bei Grambow an und berichtete: »Einer wurde am Nachmittag gesehen, wie er sich hinter dem Straßengraben der alten Landstraße auf einer Wiese ausruhte. Sein Rad hatte er an einen Baum gelehnt. Er soll einen großen, alten Jutesack über dem Gepäckträger hängen gehabt haben; irgendwelche Gartenwerkzeuge waren auch zu sehen.«
    »Den müssen wir finden. Falls er nicht tief und fest geschlafen hat, könnte er bei seiner Rast etwas bemerkt haben«, hoffte Grambow.
    Dreyer warf ein: »Oder er ist der Täter.«
    »Soll mir auch recht sein. Und wer ist der andere Radfahrer?«
    »Offensichtlich ein junger Vater. Er hatte in einem Korb vor der Lenkstange ein Kleinkind sitzen. Der muss etwas später unterwegs gewesen sein.«
    »Na, den finden wir sicher rasch«, war Grambow optimistisch, »ich habe auch schon eine Idee, wer das gewesen sein könnte. So viele Leute mit kleinen Kindern wohnen hier nicht. Ich geh’ da gleich vorbei und erkundige mich. Aber hör mal, ich habe auch einen möglichen Zeugen zu bieten, einen Teenager, wohnt mit seiner Familie in Jemmeritz. Er war hier in Engersen bei seiner Großmutter zu Besuch und ist am späteren Nachmittag, nach dem Kuchenessen, wie sie sagte, wieder nach Hause gefahren, ebenfalls mit dem Fahrrad. Sie war bei mir im Büro und meinte, er müsse ja an der Stelle vorbeigefahren sein, an der das mit dem armen Mädchen passiert sei.«
    »Da könnte sie recht haben«, bestätigte Walter Dreyer, dem der Weg nach Jemmeritz durchaus vertraut war. Er sagte Grambow zu, die Kreisdienststelle über ihre Ergebnisse zu informieren und fragte dann: »Wie war’s bei Mirow? Hier ging’s schon los.« Er schilderte ihm Bolls Ausbruch.
    »Was Ähnliches hatte ich hier auch. Doch Mirow hat gestern Nachmittag Holz gemacht. Die Kreissäge war im halben Dorf zu hören. Seine Nachbarn haben mir das bestätigt. Sie haben ihn auch gesehen, nicht nur gehört. Er hat also ein Alibi. Ich habe es laut und deutlich jedem erzählt, der mir über den Weg gelaufen ist, und hoffe nun, es spricht sich rum. Wir können ja schlecht einen Aushang ans Schwarze Brett nageln.«
    »Gut. Dann werde ich das genauso bei jeder Gelegenheit erwähnen«, zeigte sich Walter Dreyer erleichtert und legte auf. Mirow hatte ein Alibi. Eine Sorge weniger. Immer noch wartete er ungeduldig auf den Mann, der sein Büro besetzen sollte. Er wollte endlich los und sich in Waldau umhören. Zudem hatte er sich vorgenommen, kurz bei seinem ehemaligen Lehrer reinzuschauen, wie er es seit einigen Jahren fast täglich tat. Der hochbetagte Mann würde Verständnis haben, dass Walter heute nicht mit ihm klönen und auf ein Bier bleiben konnte.
    Durch sein Bürofenster sah er einen Kleinbus anhalten und mehrere Polizisten sprangen heraus. Walter Dreyer ging vor die Tür und lotste sie in sein Büro. Vor einem Ortsplan erklärte er kurz die Waldauer Gegebenheiten, klärte über ein paar schwierige Familiensituationen auf und ließ auch die möglichen Zeugen nicht unerwähnt.
    Die Männer gingen los und begannen mit ihrer Arbeit; Walter Dreyer zeigte seinem Vertreter Küche und Toilette.
    Kaum war er bereit zum Aufbruch, klingelte sein Telefon und Judith war dran: »Dr. Renz hat sich eben gemeldet und einen ungefähren Todeszeitpunkt mitgeteilt: zwischen halb fünf und halb sechs gestern Nachmittag. Ihr könnt bei den Befragungen also schon etwas konkreter werden. Wer war wann wohin unterwegs? Wer hat zwischen 16:00 Uhr und 18:00 Uhr etwas gesehen? Alles kann ein bedeutender Hinweis sein.«
    Dass er diesen Allgemeinplatz von ihr zu hören bekam, zeigte Walter nur, wie angespannt sie war. »Ja, Frau Brunner.« Er war nicht allein im Büro und musste offiziell bleiben. »Die Todeszeit gebe ich gleich weiter. Ich versichere, wir arbeiten

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