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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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kaum Spielraum für Interpretationen, oder? Ah, hier steht’s: Melli hieß das Tier. Ein Weibchen.«
    Ritter gab zu bedenken: »Ich weiß nicht. Immerhin steckte der Schwanz im Bauch und nicht in der Scheide. Und ein Schwanz ist bei einem Hund an sich ja kein Fremdkörper«, wies er indirekt auf das Schlauchstück hin.
    »An dieser Stelle schon«, beharrte Lisa nicht zu unrecht. »Da agierte jemand mit tückischer Überlegung. Möglicherweise will uns derjenige mit dem Hund auf eine falsche Fährte locken. Wir sollen denken, hier ist ein unreifer Junge am Werk, der nicht weiß, wie es richtig geht.«
    Judith Brunner bemerkte: »Da ist noch mehr im Spiel. Bedenken Sie nur die Münzen. Und die Drapierung des Tieres. Die Verstümmelungen. Das fehlt Gott sei Dank im Falle des Mädchens.«
    »Richtig«, warf Ritter ein. »Die Münzen. Ich habe sie mir gestern Nachmittag genauer angesehen. Erst habe ich sie gereinigt. Dann war klar, dass es kein richtiges Geld ist.«
    »Was dann?«, fragte Dr. Grede interessiert nach.
    »Es ist dünnes Blech, Spielzeuggeld, für einen Kaufmannsladen oder so. Ich glaube, das gab es in meiner Kindheit in kleinen Netzen zu kaufen. Ein Kindergartenfreund von mir hatte zu Weihnachten mal ein Schaffnerspiel bekommen. Stundenlang haben wir uns gegenseitig Fahrkarten verkauft. Ich habe derartige Münzen aber lange nicht mehr gesehen. Ob es die heute noch gibt?«
    Niemand antwortete, auch, weil Ritter so schaute, als hätte er noch etwas Interessantes in petto. Mit Nachdruck in der Stimme sagte er: »Es sind genau dreißig. Dreißig Silberlinge.«
     
 
    ~ 21 ~
     
Nach Jemmeritz, einem noch kleineren Dorf als Waldau oder Engersen, waren es nur wenige Kilometer zu fahren. Dort gab es keinen eigenen Ortspolizisten, und weil Jemmeritz nahe bei Waldau lag, war Walter Dreyer ohnehin öfter im Dorf unterwegs, um nach dem Rechten zu sehen. Nach seinem Telefonat mit Judith war er unverzüglich losgefahren, um den jungen Mann aufzusuchen und ihn nach seinen Beobachtungen am gestrigen Nachmittag zu befragen. Grambow hatte ihm Namen sowie Adresse genannt und Dreyer glaubte zu wissen, welches Haus gemeint sein könnte. Kannte er die Leute? Waren sie ihm zumindest mal aufgefallen? Eher nicht.
    Mit dem Haus hatte er sich nicht geirrt. Als nach mehrmaligem Klingeln endlich die Haustür geöffnet wurde, war ihm klar, dass er diesen Bewohner noch nie bewusst zu Gesicht bekommen hatte.
    Ein völlig verschlafener junger Mann erschien, in die Helligkeit blinzelnd, in der Tür. Er war groß und schlaksig. Lediglich eine kurze Sporthose hing locker auf seinen dürren Hüften.
    »Guten Tag«, grüßte Walter Dreyer. »Ich bin von der Polizei und würde mich gern mit Manfred Peuker unterhalten.«
    Dieser Wunsch bewirkte lediglich ein gemächliches Aufwachen. »Hm?«
    »Ist er da?«, fragte Dreyer, obwohl er bereits vermutete, dass der Gesuchte vor ihm stand. Vom Alter her könnte das stimmen. Er wollte dem jungen Mann aber Gelegenheit zum weiteren Munterwerden geben.
    »Ich«, bekam Walter Dreyer lahm zu hören.
    Er nahm es als gutes Zeichen. »Nun, ich hoffe, du kannst uns bei Ermittlungen helfen.«
    »Ich?«
    Dreyers Geduldsfaden wurde langsam kürzer. Warum waren Teenager nur ständig müde und begriffsstutzig? »Steht noch jemand neben dir, den ich nur nicht sehe, weil er einen unsichtbar machenden Mantel trägt?«
    Für Ironie war Manfred Peuker jedoch nicht wach genug. Oder er war prinzipiell unempfänglich dafür. Er antwortete, nachdem er sich tatsächlich behäbig umgesehen hatte: »Nein.«
    »Könnten wir vielleicht reingehen und uns dort weiter unterhalten?«, wurde Dreyer nun deutlich und drängelte sich ins Haus.
    »Es ist niemand sonst da«, erfuhr er, als die Tür hinter ihm geschlossen wurde.
    »Das macht nichts. Ich wollte sowieso nur mit dir reden. Setzen wir uns in die Küche?«
    »Meinetwegen.«
    »Gut. Ich warte hier. Du willst dir sicher etwas anziehen.« Walter Dreyer hoffte, dass der junge Mann den Vorschlag begriff.
    Manfred Peuker sah an sich hinunter, als gehörten die etwas zu weiten, kurzen Hosen nicht ihm. Dann drehte er sich um und verließ die Küche.
    Dreyer setzte sich und sah sich um. Alles wirkte sehr aufgeräumt und sauber. In einer großen Schüssel lagen neue Kartoffeln, daneben stand ein Korb mit Zwiebeln. Ein Wasserglas diente als Vase für Petersilienstängel. Jemand kochte also in diesem Haushalt.
    Als Manfred Peuker wieder erschien, trug er ein T-Shirt zu den Sporthosen,

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