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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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habe eben manchmal geschwänzt. Eine meiner Kommilitoninnen hat mir dann ihre Aufzeichnungen geliehen. Ich hätte sie abschreiben sollen, doch wie es aussieht, habe ich sie einfach abgeheftet und behalten. So war mir nur das eine Seminar zu den Diebeszinken in Erinnerung und die anderen Bedeutungen sind mir leider entgangen.«
    Walter sah sie mit gespieltem Tadel an. »Geschwänzt. Hm. Gehe ich recht in der Annahme, dass ein Er dahintersteckte?«
    »Ich sagte, es ist fünfzehn Jahre her, also erinnere ich mich nicht mehr so genau«, beendete Laura die aufkommende Diskussion zu ihrem studentischen Liebesleben.
    Walter gab nach und las weiter. Als er fertig war, blickte er lächelnd zu Laura auf. »Gefällt mir.«
    »Ich war auch mächtig erleichtert. Zinken für kostenlose Mahlzeiten, Mahlzeiten nur gegen Arbeit, Schlafplätze, sogar Zinken als Wegweiser – das klingt schon nicht mehr so bedrohlich. Also, vielleicht finden wir ja noch eine harmlose Erklärung für alles.« Laura fragte hoffnungsvoll: »Fällt dir sofort etwas ein?«
    Die Frage ließ Walter leise schmunzeln. »Ich fange ganz bewährt an und rede mal mit Meiring. Der lebt erstens schon ewig in Waldau, schon weit vor meiner Zeit. Und zweitens: wenn jemand noch etwas weiß, gerade über Banden, Bettler und Herumtreiber, dann sicher ein alter Dorfschullehrer. Ich habe sowieso noch meinen Besuch vom Sonntag bei ihm nachzuholen. Darf ich deine Aufzeichnungen mitnehmen?«
    »Sicher. Botho Ahlsens könntest du auch noch fragen … oder besser noch Tante Irmgard«, schlug Laura dann, als ihr eingefallen war, dass die Ahlsens unterwegs waren, ohne schlechtes Gewissen vor. »Die klönt doch mit jedem, der ihr über den Weg läuft. In dieser Sache bist du meines Erachtens sowieso auf Gerüchte und Tratscherei angewiesen. Und du brauchst sie noch nicht einmal auszuquetschen. Ein winziger Stups und die Quelle sprudelt wie ein munterer Bach.«
     
 
    ~ 50 ~
     
Auf der Fahrt nach Engersen war Grambow in sich gekehrt und sprach kaum ein Wort. Manchmal umklammerte er das Lenkrad so fest, dass seine Fingerknöchel weiß wurden. Der Besuch am Krankenbett von Lothar Mirow hatte ihm arg zugesetzt. Seine finstere Miene machte ihn um viele Jahre älter.
    Judith Brunner ließ ihn in Ruhe. In seinem Dorf war die Hölle los. Misstrauen. Niedertracht. Angst. Trotzdem würden alle in Engersen damit weiterleben müssen.
    »Sie heißt Charlotte«, sagte Ernst Grambow. Seine Stimme hatte den harten Klang von Bitterkeit angenommen.
    »Wer?«
    »Peukers Großmutter. Charlotte Peuker. Sie und ihr Mann haben früher in der Stadt gearbeitet, in Salzwedel, beim Rat des Kreises. Man kommt da gut mit dem Bus hin. Die Familie von ihm stammt von hier. Seit ein paar Jahren ist sie aber schon Witwe. Lebt von der Rente. Ein Vermögen hat er ihr sicher nicht hinterlassen, aber sie hat das Haus, kleines Vieh und den Garten. Ich denke, sie kommt zurecht.«
    »Und im Dorf? Wie ist da ihr Stand?«
    Grambow musste nicht überlegen. »Gut, völlig normal. Sie hat Freundinnen, besucht Kaffeekränzchen, macht Besorgungen. Das Übliche eben.«
    »Und über die Familie, wissen Sie da noch etwas mehr?«
    »Nee, dafür bin ich noch nicht lange genug im Dorf. Für die meisten bin ich zu jung und außerdem zu auswärtig, um mir ihre alten Familiengeschichten anzuvertrauen. Vielleicht müsste ich öfter in unsere Kneipe gehen, damit ich mehr erfahre. Aber ich mag das nicht so. Und ob ich wirklich am Stammtisch begrüßt werden würde? Ich hab da so meine Zweifel. Immerhin bin ich die Polizei … Jetzt, wo Tanja unser Baby bekommt, na ja, da bin ich sowieso viel lieber zu Hause«, setzte er sanft hinzu.
    »Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Wissen Sie denn schon, was es wird?«
    Grambow grinste. »Als ich Tanja vorschlug, beim Ultraschall danach zu fragen, hat sie gesagt, sie weiß schon längst, was es wird. Nämlich: ein Baby. Und dann hat sie mir bei Höchststrafe verboten, weiter nachzufragen. Nun necken wir uns andauernd wegen eines passenden Vornamens für unser Baby.«
    »Höchststrafe?« Judith verstand die Bemerkung nicht gleich.
    Grambow wurde tatsächlich ein wenig rot.
    »Oh. Ich frage nicht weiter.« Sein Familienleben ging sie nun wirklich nichts an. Judith Brunner griente und war nach diesem ungezwungenen Themenwechsel heilfroh, Grambows beglücktes Gesicht zu sehen. »Und, was wünschen Sie sich? Ein Mädchen oder einen Jungen?«
    Grambow zögerte keine Sekunde: »Noch eine Prinzessin.«
     
    Sie

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