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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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schon zusammen, und Scotty redete vom Heiraten …« Sie stockte, machte dann eine vage Handbewegung. »Aber wie das manchmal so ist, war da auf einmal ein anderer, in den ich mich restlos verknallt habe. Ich hab Scotty den Laufpass gegeben, er war furchtbar verletzt und hat sich zurückgezogen. Danach haben wir uns aus den Augen verloren.«
    Ein Wagen kam ihnen mit aufgeblendeten Scheinwerfern entgegen, und sie hob schützend die Hand, um das Licht abzuwehren. Das Auto raste im Schlingerkurs an ihnen vorbei in die Nacht.
    Silke war auf einmal wieder hellwach. »Das war knapp«, japste sie.
    »Besoffen oder voll mit Drogen, vermutlich beides«, erklärte Kirsty. »Spätestens bei der nächsten Kurve landet der am Baum. Hoffentlich bevor er ein anderes Auto rammt.«
    »Von dem anderen hast du dich dann offenbar getrennt«, sagte Silke, nur um etwas zu sagen.
    Kirsty schnaubte. »Ganz so war es nicht. Der Kerl hat mich kurz vor der Hochzeit von einer Sekunde auf die andere sitzen lassen, das miese Schwein«, murmelte sie und umklammerte das Lenkrad.
    Silke hatte den unangenehmen Eindruck, dass sie dabei an den Hals von ihrem Ex dachte. Die letzte Bemerkung schien Kirsty auch nur aus Versehen laut gesagt zu haben, also schwieg sie taktvoll. »Aber offensichtlich habt Scott und du euch ja irgendwann wiedergefunden«, meinte sie nach einer Weile.
    »Ja, nach Jahren. Eines Tages standen wir uns auf einem Kongress in Durban gegenüber.« Ein Lächeln spielte um Kirstys Lippen. »Er liebte mich noch immer, das sagte er schon im zweiten Satz, und irgendwie haben wir da wieder angefangen, wo wir damals aufgehört hatten.«
    »Manchmal ist das Leben doch wunderbar«, erwiderte Silke und freute sich, dass das Lächeln jetzt auch Kirstys Augen erreichte. Sie mochte die Frau.
    »Seid ihr beide zum ersten Mal hier in Südafrika?«, wechselte Kirsty das Thema.
    »Ich ja …« Silke biss sich auf die Lippen. Ihr war das spontan herausgerutscht.
    »Dein Mann nicht?«
    Instinktiv hielt Silke mit der Antwort zurück. Erst musste sie mit Marcus darüber reden, musste die Wahrheit herausfinden, ehe sie darüber mit einer Fremden diskutieren konnte. Sie schaute aus dem Fenster. Ihr eigenes Spiegelbild blickte sie schemenhaft aus dem dunklen Glas an. Die Augen waren schwarze Löcher in ihrem bleichen Gesicht, der Mund ein blasser Strich. Ein Gefühl von unendlicher Einsamkeit überfiel sie, und sie verspürte auf einmal das dringende Bedürfnis, mit jemandem über ihre Zweifel reden zu können. Scotts Verlobte, die ebenfalls unter immensem seelischen Druck stand, würde sie vielleicht verstehen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie leise. »Er behauptet, er sei noch nie in Afrika gewesen, in Südafrika schon gar nicht, aber er weiß Sachen über dieses Land, die eigentlich nur jemand wissen kann, der sich hier auskennt. Wann immer ich ihn deswegen zur Rede gestellt habe, hat er geantwortet, er habe es irgendwo gelesen. Und das stimmt auch meist. Er liest wahnsinnig viel und hat ein ganz fabelhaftes Gedächtnis …«
    Sie berührte den verkrusteten Riss auf ihrer Wange, den ihr der Raubadler zugefügt hatte. »Aber wer weiß schon, dass es hier häufig Raubadler gibt oder wie hoch die Wellen an der Küste werden oder wie dieser Busch mit den riesigen Widerhaken heißt. Irgendwas mit Wachn … ich hab das Wort vergessen.«
    Kirsty warf ihr einen schnellen Blick von der Seite zu. »Wag-’n-bietjie-bos? Das ist wirklich etwas, was nicht jeder Tourist wissen kann. Vielleicht ist er ja schon mal hier gewesen und hat nur vergessen, es dir zu erzählen? Männer sind manchmal komisch und haben oft ein sehr selektives Gedächtnis.«
    »Kein Mensch vergisst, ob er mal in Afrika gewesen ist.« Silke schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn mehrfach gefragt. Und mir fällt absolut kein Grund ein, warum er das verheimlichen sollte. Marcus sagt, dass er Stress mit dem Boss einer Mine hier in der Gegend hat. Er hat mit dem Mann geschäftlich zu tun. Es wäre doch normal, wenn er deswegen schon einmal hier gewesen ist, oder? Und warum sollte er mir das nicht sagen? Ich versteh’s einfach nicht. Und es zieht mir den Boden unter den Füßen weg«, setzte sie sehr leise hinzu.
    Kirsty antwortete nicht. Mit zusammengezogenen Brauen starrte sie auf die Straße. »Eine Mine, hier?«, fragte sie schließlich. »Es gibt da eine nördlich von uns, die kürzlich in die Luft geflogen ist. Könnte es die sein?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Silke stirnrunzelnd.
    »Was

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