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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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mit dir teilen. Ich möchte die Dörfer der Eingeborenen besuchen, ich möchte sehen, wie sie leben, ihre Bräuche kennenlernen. Es soll dort Medizinfrauen geben, die ein Kraut für jede Krankheit haben, habe ich gehört. Das ist doch ungeheuer spannend! Und ich liebe es, in fremden Ländern über einheimische Märkte zu bummeln.«
    Marcus brummte in sich hinein, erwiderte jedoch nichts, sondern verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Blick verlor den Fokus, sein Gesichtsausdruck wurde leer.
    Silke beobachtete, wie er sich vor ihren Augen in sein Inneres zurückzog. Unerreichbar für sie. Sie wartete. Unruhig, ungeduldig, aber sie schwieg eisern. Nach langen stummen Minuten hob er langsam die Lider, und Silke kam es vor, als würde er aus der bodenlosen Tiefe eines dunklen Meeres auftauchen, aus einer Welt, zu der sie keinen Zugang hatte.
    »Diese Seite von dir kenne ich überhaupt noch nicht. So … schwärmerisch.« Er nahm ihre Hand.
    Sie spürte, dass er ihr den empfindlichen Daumenballen kit zelte. Ich möchte mit dir schlafen, hieß das. Ihr geheimes Zei chen. Mitten in einem vollen Restaurant oder auf einem Treffen mit Geschäftsleuten hatte er ihr so seine Liebe erklärt, und dann konnten sie es kaum abwarten, endlich allein zu sein.
    Sie entzog ihm ihre Hand und steckte sie in die Manteltasche. »Wie ich sagte, es gibt manches an mir, das du von mir noch nicht weißt«, entgegnete sie kühl, weil sie enttäuscht war, dass er sie so offensichtlich ausschloss.
    Marcus warf ihr einen unergründlichen Blick zu. »Mach dir nicht zu viel vor. Afrika ist nicht wirklich das Paradies, wie du das zu glauben scheinst. Es ist ein gewalttätiger Kontinent. Aids, Morde, Kidnapping und Vergewaltigungen am laufenden Band.«
    Seine Bemerkung wirkte wie eine kalte Dusche. »Und woher willst du das wissen?«, fiel sie ihm aufgebracht ins Wort und hob rebellisch das Kinn. »Das ist doch Unsinn. Warum versuchst du, mir das Ganze von vornherein kaputt zu machen?«
    Einen winzigen Moment lang zögerte er. »Das liest man doch überall. Selbst deutsche Zeitungen sind ständig voll davon«, wich er ihrer Frage aus. »Ich will nur nicht, dass du enttäuscht wirst.«
    »Ach, Journalisten schreiben viel, um ihre Zeitung vollzukriegen«, rief sie, »und immer gerade das, was aktueller Trend ist, das ist doch bekannt. Ich habe längst aufgehört, das zu lesen. Ich will selbst herausfinden, was stimmt«, fügte sie trotzig hinzu. »Ich bin sicher, das ist alles maßlos übertrieben. Heutzutage kannst du doch nichts mehr glauben. Fotos schon gar nicht. Aber ich will mich dir schließlich nicht aufdrängen. Sag doch einfach, wenn du mich nicht dabeihaben willst.«
    Wie einen Fehdehandschuh schleuderte sie ihm den Satz vor die Füße, aber innerlich zitterte sie. Unvermittelt war ihr, als würde ihr das Glück mit Marcus wie Wasser durch die Finger zerrinnen. Ein Kloß wuchs in ihrer Kehle.
    Mit verständnislosem Stirnrunzeln sah er sie an. »Aber ich habe doch den Flug schon für dich gebucht … und ein tolles Hotel … hab ich jedenfalls vor«, stammelte er. »Superluxuriös.«
    Verblüfft sah sie ihn an. »Da ist ja wieder mal typisch«, platzte sie heraus, schwankte zwischen jäh aufflammender Freude und einer nicht wirklich greifbaren Angst. »Woher sollte ich das denn wissen? Du hast kein Wort davon erwähnt. Hast du geglaubt, ich kann deine Gedanken lesen?«
    Er aber hob nur in einer hilflosen Geste die Hände und glitt wieder in Schweigen ab, schien sich immer schneller, immer weiter von ihr zu entfernen.
    Schließlich hielt sie es nicht mehr aus, bereute, dass sie sich nicht beherrscht hatte. »Rede mit mir«, flüsterte sie. »Bitte.«
    Marcus’ Miene war ohne Ausdruck, und Silke hatte Mühe zu atmen. Doch auf einmal lehnte er sich vor, hauchte das Fenster an, malte ein Herz aufs Glas und ihren Namen hinein.
    Silky.
    »Ich liebe dich«, flüsterte er. »Mehr als alles auf der Welt, vergiss das nie, ganz gleich, was passiert.«
    Silke konnte nicht sprechen. Sie betrachtete das Herz, das nach und nach seine Form verlor und schließlich in Tropfen die Scheibe herunterlief.
    Endlich löste sich der Kloß in ihrer Kehle. »Südafrika«, sagte sie leise, ihren Blick auf eine Welt jenseits der Kälte gerichtet. »Da ist doch zu dieser Zeit Sommer, oder? Heißer, afrikanischer Sommer.«
    »Ja, natürlich. Das heißt, ich glaube schon …«, stotterte er, »es liegt ja auf der südlichen Halbkugel.«
    Stumm sahen sie sich an. Auf

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