Nachtsafari (German Edition)
Was für Dinge?«, rief sie. »Die Brandung ist so laut, ich habe das Letzte nicht verstanden.«
»Ach, nichts«, entgegnete er und ging zurück ins Wohnzimmer.
Rob zeigte ihnen das übrige Apartment und zum Schluss ihr Schlafzimmer. Beim Anblick der Betten verspürte Silke den fast unwiderstehlichen Impuls, sich einfach hineinfallen zu lassen, aber Rob schlug vor, noch in einem Steakhaus essen zu gehen. Außerdem könne man da auch den Plan für den nächsten Tag besprechen. Er händigte den Apartmentschlüssel an Marcus aus, sagte etwas, was ihn sichtlich aufbrachte, denn er quittierte Robs Bemerkung mit einer hitzigen Antwort, die Silke akustisch nicht mitbekam. Auf dem Weg zurück zum Auto diskutierten die beiden Männer heftig, und Silke wurde von einer tiefen Unruhe ergriffen. Nach der Euphorie in Johannesburg umgab Marcus seit ihrer Ankunft in King Shaka Nervosität wie ein dunkler Mantel. Irgendwas schien ihm große Sorgen zu machen. Sie sah zu ihm hinüber. Die Arme in die Hüften gestemmt, hatte er sich vor Rob aufgebaut. Es war unübersehbar, dass Marcus auf Streit aus war. Sie lief zu ihm, um nötigenfalls dazwischenzugehen, denn dieser Rob sah nicht so aus, als würde er klein beigeben.
»Liebling …« Sie legte Marcus die Hand warnend auf den Arm.
Er reagierte nicht darauf. »Nein, ich will morgen noch zur Mine«, schnauzte er Rob an.
»Das wird nichts«, antwortete dieser offenbar völlig unbeeindruckt. »Wir haben sintflutartige Regenfälle gehabt, fast zwei Wochen lang, und die gesamte Region um Ngoma ist einfach abgesoffen. Verstehen Sie? Auch die Mine. Und überall schwimmen tote Kühe herum. Und Schlangen. Nur sind die nicht tot, sondern ziemlich lebendig. Und manchmal beißen sie jemanden.« Er lachte vergnügt. »Außerdem sind die Straßen praktisch alle gesperrt, und der Strom ist ausgefallen. So was passiert hier. Wir müssen das Wochenende abwarten und hoffen, dass die Verhältnisse Montag besser sind. Wir haben eine Hitzewelle, die sollte helfen, dass dann alles etwas abgetrocknet ist.«
»Mist«, fluchte Marcus und starrte einen vorbeischlendernden Schwarzen böse an.
»Was ist eigentlich mit dir los?«, fragte Silke zum wiederholten Mal.
»Nichts«, gab er kurz zur Antwort.
»Das glaube ich nicht.« Sie zog ihn ein paar Schritte abseits und nahm sein Gesicht zwischen die Hände. »Sag’s mir. Vielleicht kann ich helfen. Bitte, Liebes.«
Für ein paar Sekunden antwortete er nicht, in seinem Gesicht arbeitete es. Es schien ihr, als wolle er ihr doch etwas sagen, etwas Wichtiges, und sie wartete angespannt. doch dann schüttelte er nur abwehrend den Kopf.
»Es ist wirklich nichts«, sagte er mit einem gezwungen wirken den Lächeln. »Mach dir keine Sorgen. Alles ist in bester Ordnung.«
Silke ließ die Arme sinken. Heute hatten sie ihre Verlobung mit einer rauschenden Party feiern wollen, sie kannten und liebten sich seit über zweieinhalb Jahren, und bald würden sie heiraten. Natürlich stritten sie sich gelegentlich, das war schließlich normal, und fragte man sie, hatte sie sich bisher als himmlisch glücklich bezeichnet. Jetzt aber schob sich etwas zwischen sie, das spürte sie nur zu deutlich. Etwas Dunkles, Hartes. Etwas, das so kalt war, dass es sie innerlich frieren ließ. Sie blickte hoch zu seinem abweisenden Profil. Ein Schleier trübte das warme Braun seiner Augen, seine Miene war verschlossen, das kurze Haar verschwitzt. Ganz entfernt meldete sich ihr Tinnitus. Ihre Nackenmuskeln zogen sich krampfhaft zusammen, denn sie hatte gehofft, das Schrillen in ihrem Ohr für immer besiegt zu haben.
Robs gute Laune schien unter dem kurzen Disput mit Marcus nicht gelitten zu haben. Fröhlich pfeifend marschierte er zum Wagen, hielt ihr die Tür auf und fuhr zum Restaurant.
Die Steaks waren riesig und saftig, die Pommes frites etwas labbrig, dafür aber waren das Bier und die Cola kalt.
»Es hat sehr gut geschmeckt«, sagte Silke höflich, als sie ihren Teller wegschob, »aber ich kann einfach nicht mehr. Außerdem bin ich todmüde und möchte jetzt schlafen gehen.«
»Ich hole Sie morgen um neun ab, dann gehen wir frühstücken und fahren anschließend nach Hluhluwe«, verkündete Rob. »Nach unserer Ankunft habe ich einen Ausflug zum St.-Lucia-See geplant. Dort gibt es die größte Flusspferdpopulation im südlichen Afrika, jede Menge Vögel und massenweise Krokodile. Das Restaurant, in dem wir anschließend zu Mittag essen werden, habe ich auch schon ausgesucht. Danach
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