Nachtsafari (German Edition)
halten wir eine schöne Siesta, und anschließend geht’s mit einem Ranger zu Fuß in die afrikanische Wildnis. Aber nehmen Sie Blasenpflaster mit, sonst jammern Sie schon auf halber Strecke über wunde Füße.« Er lachte und winkte einen Kellner heran. »Noch ein Bier, Marcus? Und Silke, vielleicht noch einen Amarula? Das ist eine Art Likör, der hier aus Früchten hergestellt wird, die wild im Busch wachsen. Schmeckt ein wenig wie Baileys Cream.«
Bevor Silke antworten konnte, fuhr Marcus dazwischen: »Ich bin nicht zum Vergnügen hier«, herrschte er Rob an, woraufhin die Temperatur im Restaurant schlagartig zu sinken schien.
»Nun hör aber auf!« Silke funkelte ihn an. »Diese Reise machen wir so schnell nicht noch einmal, das ist eine einmalige Sache. Ich lass mir die nicht durch deine Saulaune verderben! Kapiert? Außerdem sollte der Trip schließlich Ersatz für unsere Verlobungs feier sein, hast du das schon vergessen? Ich nehme gerne einen Amarula«, sagte sie zu Rob gewandt, obwohl sie eigentlich keinen wollte. Doch Marcus musste einfach einsehen, dass sie nicht gewillt war, seine schlechte Laune weiter zu ertragen.
Marcus schwieg, seine Miene war finster.
Nur Rob Adams strahlte weiterhin penetrant gute Laune aus. »Natürlich ist mir klar, dass Sie so schnell wie möglich zur Mine wollen. Aber die Natur hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich schlage vor, dass Sie das Wochenende einfach genießen.« Er wirkte höchst zufrieden.
»Spielen Sie sich bloß nicht so auf.« Marcus bleckte die Zähne. »Sie wissen ganz genau, dass uns die Zeit davonrennt.«
»Die Straßen sind mit Schlamm überschwemmt. Wir sitzen mehr oder weniger fest. Im Game Reserve betrifft das nur einige der Wege, ich habe mich schon erkundigt«, antwortete Rob uner schütterlich. »Wie ich schon sagte, vor Montag können wir da sicher nichts ausrichten, akzeptieren Sie das einfach. Und bis dahin können wir uns doch eine nette Zeit machen.«
Unbeherrscht schlug Marcus sich mit der Hand auf den Schenkel, dass es klatschte, wobei Silke den unangenehmen Eindruck bekam, er hätte lieber Rob eine gelangt. »Nach dem Frühstück morgen setzen wir zwei uns zusammen und klären mal ein paar Dinge, ist das klar!«
Rob zog die Brauen zusammen. »Okay, okay, wenn Sie wollen. Die Frauen können sich ja dann an den Pool legen.«
Marcus grunzte in sein Bier, und Silke nahm das als Zustimmung. »Das ist eine gute Idee.« Sie lächelte betont freundlich. »Sie werden also morgen Ihre Frau mitbringen?«
»Ja, sie wartet schon in Umdloti auf mich.«
Rob zahlte und setzte sie wieder bei dem Apartment ab. Silke und Marcus gingen sofort schlafen.
5
A m nächsten Morgen wurden sie vom Telefon geweckt. Mur rend griff Marcus nach seinem Handy und meldete sich. Silke blinzelte verschlafen zur Uhr. Es war kurz nach sechs. Stöhnend verkroch sie sich unter dem Kopfkissen, ihr Magen re bellierte. Kein Wunder, dachte sie, der Flug steckte ihr noch in den Knochen. Sie gab sich Mühe, die Übelkeit herunterzuschlucken.
Mit dem Hörer am Ohr wanderte Marcus ruhelos im Zimmer umher, wobei sich sein Ausdruck zunehmend verdüsterte.
»Verdammt«, brüllte er so laut, dass Silke unter dem Kissen hervorschoss. Er wischte sich mit der Hand übers Gesicht. »Tut mir leid, ich wollte nicht laut werden, es ist ja nicht Ihre Schuld. Wann ist es passiert?«
Eine Frauenstimme quäkte aus dem Hörer, aber Silke verstand kein Wort.
»Natürlich tut es mir leid für Rob«, sagte Marcus jetzt. »Ich hoffe, er hat nicht zu große Schmerzen, aber wer ist auf der Mine? Ich muss so schnell wie möglich dorthin … Was? Die streiken? Verflucht, auch das noch! Ich muss sofort den Besitzer sprechen. Können Sie mir seine Adresse oder Telefonnummer geben?« Das Telefon zwischen Schulter und Kinn geklemmt, fischte er einen Stift und eine seiner eigenen Visitenkarten aus dem Jackett, das er abends achtlos über den Stuhl geworfen hatte. »Legen Sie los, ich schreib es auf … Was?«, brüllte er nach einer Weile.
Erschrocken fuhr Silke bei seinem Ton hoch. Marcus wirkte, als hätte er einen Geist gesehen. Offenbar völlig aus der Fassung geraten, schaltete er das Telefon aus, warf es aufs Bett und ließ sich danebenfallen.
»Was ist denn?« Silke sah ihn fragend an.
»Ach«, er wedelte mit einer Hand, »wir müssen allein zum Hilltop Camp fahren. Rob Adams ist gestern Abend mit dem Auto verunglückt. Das war eben seine Frau Heather. Sie war ziemlich
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