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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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durcheinander. Offenbar hat Rob eine schwere Gehirnerschütterung und ist praktisch nicht ansprechbar. Außerdem hat er ein Bein mehrfach gebrochen, ein paar Rippen sind angeknackst. Mit anderen Worten, der fällt für die nächste Zeit komplett aus. Als wäre das nicht schon schlimm genug, wird die Mine auch noch bestreikt. Es ist doch zum Kotzen! Dieses alte Schwein.« Wütend starrte er vor sich hin.
    »Welches Schwein? Wen meinst du damit? Das ist doch nicht alles, oder?«
    Marcus zerrte wortlos ein Taschentuch aus der Tasche seiner Jacke und putzte sich die Nase. Auf Silke wirkte das wie eine Verlegenheitshandlung, um Zeit zu gewinnen. Sie wartete ungedul dig, bis er sein Taschentuch umständlich wieder weggesteckt hatte.
    »Welches Schwein?«, wiederholte sie.
    »Mein beschissener Vater«, presste er so hasserfüllt hervor, dass Silke zusammenzuckte. »Diese Heather hat mir so nebenbei mitgeteilt, dass die Mine einer Firma namens Natal Mining Corporation gehört, und ich hatte nicht die geringste Ahnung.«
    »Was hat diese Firma mit deinem Vater zu tun?«
    »Er versteckt sich hinter dieser Firma, und damit gehört ihm de facto die Mine. Ich habe es nicht gewusst, obwohl ich Geschäftsführer unserer gemeinsamen Firma bin.«
    Verblüfft suchte sie nach Worten. »Wie kommt er denn zu einer Mine im Busch von Zululand?«
    Seine Züge verzerrten sich wie bei körperlicher Qual. Er schien einen inneren Kampf mit sich selbst auszufechten. Schließlich warf er seine Hände in einer hilflosen Geste hoch. »Was weiß ich … Der Alte hat seine Finger in vielen Töpfen … in Russland … sogar in China.«
    »Und hat das irgendwelche Konsequenzen für dich?«
    »Rechtlich wohl keine, aber die Minenarbeiter streiken, weil man ihnen gekündigt hat. Sie fordern Wiedereinstellung und höhere Löhne. Der Auslöser war ein Unfall, sagte Heather, und als ich Genaueres hören wollte, stellte sich heraus, dass die Mine am 29. November in die Luft geflogen ist und dass das der Grund ist, warum mir Rob minderwertige Qualität geliefert hat. Außerdem ist es fraglich, ob und – wenn ja – wann die Mine je wieder in Betrieb genommen werden kann. Heather war erstaunt, dass ich davon nichts wusste.«
    »In die Luft geflogen? Wie das?«
    »Das weiß man nicht so genau. Vielleicht eine Methangasexplosion, allerdings behaupten die Arbeiter, dass die Ursache mangelnde Wartung war. Von präventiver Wartungsarbeit haben die hier keine Ahnung«, fügte er bissig hinzu.
    »Daran hast du aber doch keine Schuld.«
    »Das wird die Arbeiter nicht weiter interessieren. Sie sind laut Heather mit Pangas und Schusswaffen bewaffnet. Rob haben sie schon vom Gelände gejagt, seitdem wagt er sich nicht mehr dorthin, und die Polizei schafft es nicht, sie zu beruhigen. Wenn ich mich da blicken lasse, werden sie mich womöglich für den Unfall verantwortlich machen.«
    »Was sind Pangas?«
    »Pangas?« Marcus reagierte irritiert. »Ein Panga ist so eine Art Hackbeil«, murmelte er und zeichnete mit dem Zeigefinger die Umrisse eines Beils mit übergroßer Schneide in die Luft. »So etwa wie eine Machete. Hab ich gelesen, als ich mich über diese Gegend hier schlau gemacht habe.«
    »Aha.« Dafür bewunderte sie Marcus. Er war immer sehr gründlich in solchen Dingen, studierte seine technischen Zeitschriften bis in die langweiligsten Einzelheiten, las jede Gebrauchsanweisung von Anfang bis Ende durch, was sie ziemlich kribbelig machte. Ihr Credo lautete: »Lear ning while doing«.
    »Das ist ja wirklich zu blöd für dich, dass Rob jetzt nicht mit dir zur Mine fahren kann«, sagte sie und hatte Mühe, ihre ganz irrationale Freude zu verbergen, dass diese Umstände ihr ein paar ungestörte Tage mit Marcus bescheren würden. »Und er tut mir natürlich sehr leid, aber wie kommen wir nun in das Wildreservat?«
    »Zumindest hat Heather einen Mietwagen arrangiert.« Marcus’ Kinnbacken mahlten, aber er schien sich etwas beruhigt zu haben. »Um neun wird er gebracht. Die Frau klingt ganz kompetent. Wenigstens etwas.«
    »Na, dann bin ich aber mal gespannt, ob wir je in diesem Hilltop ankommen.« Silke schwang ihre Beine aus dem Bett und sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Dir ist doch klar, dass hier Linksverkehr herrscht? Schaffst du das?«
    »Klar. Das ist für mich kein Problem«, erwiderte er mit abwesender Miene. »Mir macht viel mehr Sorgen, wie und vor allen Dingen wann ich zur Mine komme. Die Streiks haben sich wie ein Buschbrand ausgedehnt. Aus

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