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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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beiden vorzustellen. Es klang paradiesisch, aber fliegende Mambas fand sie doch erschreckend.
    Brahms gab ihnen keine Chance, sich an der Rechnung zu beteiligen. »Es war uns ein Vergnügen, und wenn ihr Zeit habt, besucht ihr uns auf der Farm. Von Johannesburg aus ist es mit dem Flugzeug nur ein Katzensprung.«
    Sie tauschten E-Mail-Adressen aus und verabschiedeten sich mit Küsschen rechts und Küsschen links, wie beste Freunde.
    »Meine Güte, Austern«, prustete Silke, immer noch ganz atemlos von der Begegnung, als sie im Wagen auf dem Weg nach Hlu hluwe saßen, »wie extravagant. Sollten wir ihnen vielleicht Blumen als Dank schicken?«
    Er lachte. »Per E-Mail? Mach dir keine Sorgen, so sind die hier … offensichtlich. Das scheint die viel gerühmte afrikanische Gastfreundschaft zu sein, oder?«
    Schwungvoll bog er auf den Highway nach Norden ein, und nach einigen Kilometern legte sich Silkes Sorge, Marcus könnte mit dem Linksverkehr Schwierigkeiten haben. Er fuhr sicher und zügig, und sie lehnte sich etwas entspannter zurück.
    Nach etwa einer Stunde Fahrt bemerkte sie ein leichtes Rumpeln im gleichmäßigen Radgeräusch. Ein Blick auf Marcus’ besorgtes Gesicht machte deutlich, dass er es ebenfalls gehört hatte.
    »Was ist? Wir haben doch keinen Platten?«
    »Ich fürchte doch«, antwortete er. »Und das mitten in Zululand«, knurrte er verbissen, seine gute Laune war wie weggewischt.
    Im selben Augenblick wurde das Geräusch lauter. Marcus fluchte vernehmlich und lenkte den Wagen auf den unbefestigten Seitenstreifen. Er zog die Bremse an, ließ den Motor jedoch laufen. Sie sahen sich an.
    »Und nun«, flüsterte sie, und ihre Hände wurden feucht, als sie an Karen McKillops Warnung denken musste.
    Marcus hatte bereits sein Mobiltelefon hervorgezogen und die Nummer gewählt. Mrs. McKillop meldete sich sofort. Mit knappen Worten erklärte er ihr, was geschehen war, und beschrieb, wo sie ungefähr festsaßen.
    »Ja, wir haben noch genug Benzin«, sagte er nach einem Blick auf die Anzeige. »Okay, danke.« Damit legte er auf und drehte sich zu Silke. »Der Fahrer fährt gleich mit einem Ersatzauto los. Wir waren gut eine Stunde unterwegs, also wird der Fahrer genauso lange brauchen.«
    »Eine Stunde«, wiederholte sie unbehaglich.
    Zu ihrer Überraschung zog Marcus einen Brustbeutel aus der Innenseite seines Hosenbunds hervor, der mit einer Sicherheitsnadel befestigt war, und steckte das Handy hinein.
    »Ich habe da meine zweite Kreditkarte und Fotokopien unserer Ausweise drin«, erklärte er, als er ihren perplexen Blick auffing. »Falls wir überfallen werden, sind wir nicht ganz aufgeschmissen.«
    Silke fasste sich an den Kopf. »Herrje, Marcus, nun mach mal halblang! Hier ist weit und breit niemand, der uns was Böses will. Hör auf, alles mieszumachen.«
    Stumm deutete er nach draußen. Mit einem leichten Flattern im Magen schaute sie über das goldgelbe Grasmeer, das sich von der linken Straßenseite in ein flaches, weites Tal erstreckte. Etwa hundert Meter entfernt blinkten die Wellblechdächer dreier Rundhütten auf. Eine friedliche, fast idyllische Szene.
    »Ja, und? Was soll da sein?«
    Aber dann bemerkte auch sie es.
    Vier dunkle Köpfe schwammen im flirrenden Licht durch das Grasmeer auf ihr Auto zu, verschwanden kurz in einer Senke, bis ihre Schultern aus dem kürzeren Gras am Abhang auftauchten, und gleich darauf konnte sie erkennen, dass es Männer waren und jeder von ihnen ein mörderisch aussehendes Hackbeil mit armlanger Klinge in der Hand trug.
    »O Gott«, wisperte sie und rutschte tief in ihrem Sitz herunter. Ihr Puls dröhnte ihr in den Ohren. »Marcus, tu was …«
    Aber es war zu spät. Sekunden später pressten sich vier ausdruckslose schwarze Gesichter an die Scheiben, vier Paar schwarze Augen, hart wie Kiesel, starrten sie an.
    »Vielleicht wollen die nur helfen«, flüsterte Silke zittrig, verspürte dabei eine Angst, die sie vorher nicht gekannt hatte. Übelkeit schoss ihr sauer in den Mund.
    Marcus aber fackelte nicht lange, sondern trat aufs Gas. Der Wagen machte einen Satz, und den Männern gelang es nur in letzter Sekunde zurückzuspringen. Wütendes Gebrüll war die Folge, und es hagelte Faustschläge auf Dach und Motorhaube. Marcus riss das Steuer herum, die Räder blockierten, der Motor erstarb.
    Zornig trat einer der Zulus so lange gegen einen Rückspiegel, bis der abbrach, während seine Kumpane ihre schweißglänzenden Gesichter an der Frontscheibe zu grotesken Fratzen

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