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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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kickte nur ab und zu einen Stein über den Sand. »Wir müssen nachher noch ein paar Lebens mittel einkaufen«, sagte er irgendwann.
    »Warum? Ich dachte, im Hilltop Camp gibt es ein Restaurant?«
    »Gibt es auch, aber die zweite Nacht übernachten wir im Mpila Camp, und da gibt es keins und auch keinen ordentlichen Laden, sagt Heather. Aber wie im Hilltop Camp haben auch die Bungalows im Mpila eine Küche und draußen obendrein einen Grill.«
    Sie gingen weiter, und er nahm ihre Hand. Vor ihnen erstreckten sich im flimmernden Gegenlicht seidig schwarze Klippen bis weit in die tosende Brandung.
    »Ein erstarrter Lavafluss«, bemerkte Marcus.
    Im Supermarkt im Zentrum von Umhlanga Rocks, der laut Aushang sieben Tage die Woche geöffnet war und in dem es sogar Nutella gab, kauften sie großzügig ein. Die umliegenden Restaurants waren schon zu dieser frühen Stunde gut besetzt, der Sprache nach zu urteilen, vorwiegend mit Einheimischen. An mehreren Tischen saßen nur Frauen, die an exotischen Drinks nippten und Salatblätter knabberten, leger angezogene Geschäftsleute tippten auf Pads herum, sehr wohlhabend wirkende Schwarze – auch mit Pads vor sich – hatten ständig ein Mobiltelefon am Ohr und diskutierten gleichzeitig gestenreich mit ihren Tischnachbarn. Es war eine lebhafte, dennoch sehr entspannte Atmosphäre, und Silke schlug vor, sich irgendwo dazuzusetzen und einen Kaffee zu trinken.
    Marcus reagierte nicht gleich, sondern musterte mit einem Ausdruck, der zwischen Verblüffung und Ungläubigkeit schwankte, die Autos, die sich Stoßstange an Stoßstange durch die palmengesäumte Straße schoben und deren offensichtlich frustrierte Fahrer meist vergeblich nach einem Parkplatz suchten. »Die scheinen hier ja im Geld zu schwimmen«, bemerkte er.
    Silke gab ihm schweigend recht. Selbst auf dem Strönwai in Kampen auf Sylt hatte sie selten derart teure Wagen gesehen. »Wie ist es, trinken wir einen Kaffee? An dem Tisch sind noch zwei Plätze frei.«
    »Da sitzen doch zwei Leute.«
    »Macht nichts, ich frage einfach, ob wir uns dazusetzen dürfen«, sagte sie und strebte dem Tisch zu.
    Die beiden – ein Paar um die vierzig – luden sie bereitwillig ein, Platz zu nehmen. Die Bedienung war freundlich, der Kaffee gut, es wurde viel gelacht, und Silke fühlte sich sehr wohl. Bald entspann sich ein lebhaftes Gespräch mit ihren Tischnachbarn, die aus Sambia fürs Wochenende eingeflogen waren.
    »Ich heiße Hannah, und das ist Brahms«, sagte die Frau, die hellblondes Haar und silbergraue Augen hatte.
    Ihr Mann grinste. »Meine Mutter hat während der Schwanger schaft nur Johannes Brahms gehört«, erklärte er und hob eine Hand, um eine Kellnerin heranzuwinken. »Wir wollen ein kleines Sektfrühstück einnehmen, ihr leistet uns doch Gesellschaft?« Ohne eine Antwort abzuwarten, bestellte er Champagner, Austern, Langostinos, Salat für vier Personen. Während er mit der Serviererin redete, schlurfte eine ältere, weiße Frau in schäbiger Kleidung an ihren Tisch und bat leise um etwas Geld. Brahms zog einen Zehn-Rand-Schein hervor und gab ihn ihr. Die Bettlerin ließ ihn in ihrer weiten Hosentasche verschwinden und schob sich mit müden Bewegungen und hängenden Schultern zum Nachbartisch weiter, an dem vier schwarzen Männer saßen.
    »Arme Sau«, bemerkte Brahms und wandte sich wieder der Serviererin zu. »Und Pommes mit Chicken Wings, ich hab Hunger«, diktierte er ihr. »Gab’s früher nicht«, sagte er und meinte wohl, dass eine Weiße bettelte.
    »Drogenabhängig«, erklärte Hannah mit prüfendem Blick.
    Das Essen wurde gebracht, und Silke hielt sich anfänglich zurück, aber nachdem sie Brahms immer wieder nötigte, schlürfte auch sie bald Austern und lutschte in Zitronenbutter getauchte Langostinos aus.
    »Wir zahlen aber die Hälfte«, flüsterte sie Marcus zu.
    Brahms beschrieb inzwischen seine Farm in der Nähe von Lusaka in den glühendsten Farben, erzählte Anekdoten von Tierbegegnungen, dass ab und zu ein Flusspferd über ihre Veranda marschierte und es in ihrer Papayaplantage fliegende Grüne Mam bas gäbe.
    Marcus sah von seinem Salat auf. »Seit wann können Mambas fliegen?«
    »Die schleudern ihren Körper mit solcher Kraft hoch, dass sie locker zwei Meter oder mehr Abstand zwischen den Bäumen überwinden«, erklärte Hannah. »Kann man bei uns ständig be obachten. Fliegende Grüne Mambas.«
    »Aha«, machte Marcus und schob ein Salatblatt in den Mund.
    Silke hatte Mühe, sich das Leben der

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