Nachtsafari (German Edition)
aus.
»Was für ein hübscher Name. Passt zu Ihnen. Sie habe ich noch nie hier gesehen, da bin ich mir sicher. Eine Frau wie Sie würde ich niemals vergessen«, raunte er.
»Ach ja?« Silke bedachte ihn mit einem spöttischen Blick. War um nur glaubten Männer, dass dieser Satz für eine Frau ein Kompliment bedeutete? Erwarteten sie, dass man sich ihnen hingerissen zu Füßen warf? »Und was für eine Frau bin ich? Hässlich … dumm … Nase zu groß?«
Aber bevor sie fortfahren konnte, wurde sie unterbrochen.
»Ich kann Scotty nicht erreichen«, rief eine Frauenstimme hinter ihr.
Silke drehte sich um.
Eine Frau mit blondem Pferdeschwanz und Baseballkappe stand vor Rick. Sie wirkte aufgeregt. »Nicht einmal die Mailbox meldet sich. Weißt du, wo er ist?«
Er schüttelte den Kopf. »Auf dem Weg nach Hause, würde ich schätzen. Vermutlich hat er mal wieder vergessen, sein Mobiltelefon aufzuladen. Das kennen wir doch schon. Mach dir keine Sorgen, Kirsty. Er ist sicher schon zu Hause und erwartet dich sehnsüchtig.«
»Ja, da wirst du recht haben. Warte nur, bis ich ihn zwischen die Finger kriege. Dem werde ich gründlich die Meinung sagen.« Trotz ihrer kriegerischen Ansage klang die Frau erleichtert. »Ich werde ihm einen Ersatzakku schenken. Bis morgen.«
»Bis morgen. Melde dich, wenn was ist«, antwortete Rick und widmete sich wieder Silke.
Mit gerunzelter Stirn blieb die Frau aber stehen.
»Ist noch was?«, fragte Rick mit einer Spur von Ungeduld in seinem Ton.
Kirsty antwortete nicht. Ihr Blick ruhte auf Silke und sprang dann zu Marcus, der betrübt in sein leeres Glas starrte, und wieder zurück zu Silke. Mit irritiertem Ausdruck schüttelte sie schließlich den Kopf. »Nein, es ist nichts. Wohl nur eine Verwechslung.«
Mit dieser rätselhaften Bemerkung lief sie in Richtung Ausgang, durch den eben drei Personen das Restaurant betraten. Voran ging ein ziemlich großer Mann mit raspelkurzem, hellem Haar und psychedelisch buntem Hawaiihemd, Hand in Hand mit einer dunkelhaarigen Schönheit. Sie hatte eine blendende Figur, trug khakifarbene Bermudas, die Ärmel der weißen Bluse waren hochgekrempelt. Das schwarze Haar war kinnlang und schwang glänzend wie ein Seidenvorhang um ihr Gesicht.
Silkes Laune sank rapide. Plötzlich kam sie sich in ihrem Designer-Outfit fürchterlich aufgetakelt vor. Missmutig musterte sie den Mann, der hinter den beiden auftauchte. Er war ebenfalls überdurchschnittlich groß, jedoch eher dunkel wie ein Südländer, und auch er trug ein wild gemustertes Hawaiihemd, dazu ein breites Grinsen im Gesicht.
»Hi, Rick«, rief die Frau.
Der Ranger sah hoch und sprang mit erfreutem Lächeln auf. »Jill! Schön, dich zu sehen.«
»Sei gegrüßt, Rick, alter Junge«, rief der Mann, der als Letzter hereingekommen war. »Na, gibt’s schon wieder einen Ausbruch von Khaki-Fieber? Du siehst aus wie die Katze, die den Kanarienvogel verschlungen hat.«
Khaki-Fieber? Silke lehnte sich vor. Schon wieder dieses Fieber, das Marcus bereits erwähnt hatte. Grassierte hier etwa eine gefährliche Krankheit? Wie Dengue-Fieber oder Schlimmeres? Sie nahm sich vor, sobald wie möglich im Internet danach zu recherchieren. Als sie aufsah, fing sie gerade noch den abschätzenden Blick des Rangers auf, der sich aber daraufhin blitzschnell dem Neuankömmling zuwandte.
»Bisher ist noch niemand infiziert«, hörte sie ihn sagen. »Weit und breit sind alle bei bester Gesundheit. Noch, zumindest.« Ein eigenartiges Grinsen begleitete seine Worte.
Warum grinste der Mensch so komisch? Es kratzte Silke so unangenehm wie spitze Dornen über die Haut, obwohl sie sich noch nicht einmal über den Grund klar war.
Der Mann, der wie ein Südländer aussah, lachte spöttisch. »Na, das tut mir aber leid. Aber gib die Hoffnung nicht auf, du …« Sein Blick glitt zu Silke.
»Geht’s nicht noch ein bisschen lauter?«, fuhr ihm Rick über den Mund und boxte ihn gleichzeitig hart auf den Oberarm. »Reden wir lieber von dir. Wo hast du denn die schöne Anita gelassen?«
Der Themenwechsel war so abrupt, dass es Silke auffiel.
Der andere Mann rieb sich seinen Oberarm. »Nächstes Mal sei ein bisschen zärtlicher zu mir.« Er drohte Rick mit dem Finger. »Du weißt, dass ich schnelle Reflexe habe, und dann tut’s weh.« Spielerisch ballte er eine Faust. »Anita und ich treffen uns morgen in Kapstadt und fliegen nach Deutschland. Unser Visum läuft in einer Woche ab. Eigentlich müssten wir nur für sieben Tage das
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